Bernhard Heinzlmaier: Das System der österreichischen Politik
Die Preise steigen, eine Energiekrise bahnt sich an, und ebenso ist die nächste Flüchtlingskrise im Kommen. Doch Österreich leistet sich den Luxus, ein „System Kurz“ zum Hauptproblem zu erklären. Dabei geht es hier in Wahrheit um ein „System österreichische Politik“.
So hoch wie die Inflation im Oktober 2021 war die Teuerung zuletzt im November 2011. Besonders im Energiebereich sind die Preissteigerungen gravierend. Es könnte ein richtig kalter Winter für Mindestrentner und Menschen mit niedrigem Einkommen werden. Auch zeigt sich, dass die Covid19-Epidemie noch lange nicht vorbei ist. Trotz Impfung, 3G, 2G und Maskenpflicht explodieren die Ansteckungszahlen. Winkt ein neuer Lockdown?
Hinzu kommt die nächste Flüchtlingskrise, die sich anzubahnen beginnt. Ein Sturm auf die Grenzen Europas könnte bevorstehen. An der Grenze zwischen Belarus und Polen beginnen radikale Flüchtlingsgruppen bereits mit gewalttätigen Angriffen auf Grenzbefestigungen. Die jungen männlichen Glücksritter, die ihre Familien zurückgelassen haben, um ins europäische Sozialparadies einzuwandern, sind offensichtlich wild entschlossen. Und getrieben von einer hysterischen Kinderkreuzzugsbewegung will die links-grüne Ampel in Deutschland die Energiewende, die in eine Energiekrise führen wird, wie wir sie bisher noch nicht kannten, noch radikaler umsetzen. Während alles das passiert, dominiert die europäischen Qualitätszeitungen die langsam langweilig werdende Debatte um MeToo, Black-Lives-Matter, LGBTQ-Opferkult und andere identitätspolitische Petitessen.
Beim SMS-Skandal geht es nicht um ein „System Kurz“, sondern das „System österreichische Politik“
Wir in Österreich leisten uns dazu noch den besonderen politischen Luxus, die normale Politik abzuschalten und uns ausschließlich mit dem „System-Kurz“ und einem SMS-Skandal zu beschäftigen, den wieder einmal, wie schon den Ibiza-Skandal, ein gut mit der Justiz vernetzter als Journalist getarnter links-grüner Aktivist mit seinem Wiener Agitprop-Blättchen konstruiert und inszeniert zu haben scheint. Beides, Ibiza- und SMS-Skandal, soviel lässt sich heute schon sagen, wird enden wie das berühmte Hornberger Schießen, vielleicht gibt es ein paar Bagatell-Strafen, sonst wird nicht viel dabei herauskommen. Nur an Sebastian Kurz wird die Geschichte kleben bleiben. Und das ist ja auch der einzige Zweck dieser „linken“ Kampagne.
Jedem, der schon einmal etwas näher an das österreichische politische System herangekommen ist, dem stellen sich vor allem bei der Etikettierung der Vorgänge rund um den SMS-Skandal als Besonderheit eines sogenannten „System Kurz“ die Haare auf. Vielmehr handelt es sich bei allem, was wir hier sehen, um das „SYSTEM ÖSTERREICHISCHE POLITIK.“ Kein geringerer als der gescheiterte Bundeskanzler Christian Kern hat das mit seiner Stellungnahme zu den Inseratengeschäften der Politik mit dem österreichischen Boulevard letzte Woche bestätigt. Nicht nur, dass er Werner Faymann als den Urheber dieser Art von „Medienkooperationen“ bezeichnete, gab er freimütig zu, dass er selbst dieses System fortgeführt hat, weil er wie ein Drogensüchtiger abhängig von positiver Berichterstattung über seine Person war.
Damit hat er wohl mehr als angedeutet, dass sich sowohl Faymann als auch er, genauso wie es jetzt dem „System Kurz“ vorgeworfen wird, positive Medienberichterstattung im Austausch für großzügige Inseratenaufträge zu erkaufen versucht haben. Offenbar wurde die Membran zwischen dem Anzeigenteil und der politischen Berichterstattung schon zu Zeiten der SPÖ-Bundeskanzler durchlässig, wenn die Ministerien ordentlich in die Tasche griffen. Jedenfalls hat Christian Kern die SPÖ mit seinem freimütigen Bekenntnis tief in den Inseratensumpf eingetaucht. Aus der Sichtweise der SPÖ war das sicher nicht sehr intelligent.
Der größte Problemfall, was das mutmaßliche Erkaufen von guter Presse im Ausgleich für Werbe- und PR-Zuwendungen aus öffentlichen Kassen betrifft, dürfte die Stadt Wien sein. Dort werden fast 20 Euro je Bürger und Jahr für Inseratenwerbung ausgegeben. Die Bundesregierung begnügt sich im Vergleich dazu mit lapidaren 5 Euro pro Bundesbürger.
Politik verkommt zu einem Splatter Movie, von dem sich der Wähler angewidert abwendet – zu Recht
Es ist jedoch Christian Kern zu widersprechen, wenn er das Bezahlen von quasi Schutzgeld an den Boulevard alleine auf die narzisstische Sucht von Politikern nach Huldigung durch ein paar Revolverblatt-Journalisten zurückführt. Das war vielleicht bei ihm der Fall, andere tun es, weil sie massiv unter Druck gesetzt werden. Einmal durfte ich vor vielen Jahren selbst dabei sein, wie ein bekannter Herausgeber eines Regenbogenblattes telefonisch ganz massiv seine Ansprüche gegenüber einer SPÖ-Repräsentantin geltend machte und es unmittelbar mit der Art und Weise seiner Berichterstattung in Zusammenhang brachte.
Ein anderes für mich prägendes Erlebnis diesbezüglich hatte ich in einem Wiener Café. Anwesend ein Spitzenjournalist und eine Spitzenvertreterin der SPÖ. Der Journalist tobte, weil die Wiener Stadtregierung einen Vergleich mit einem Konkurrenten bezüglich der Kolportage seiner Zeitung in der U-Bahn getroffen hatte, bei der mutmaßlich auch Geld geflossen war. Die Worte, die dabei über den Wiener Bürgermeister gesagt wurden, möchte ich hier nicht wiedergeben. Zudem wurde derselbe anschließend als Kulturbanause runtergemacht, weil er es gewagt hatte, den heiligen Herausgeber des Blattes in den Rathauskeller zu Hausmannskost einzuladen.
Offenbar machen es die Herrschaften nicht mehr unter dem Niveau des transparenten Promitempels Fabios, wo man seinen Status als Auserwählter der Bourgeoisie vor aller Spaziergänger Augen öffentlich demonstrieren kann. Als ich den Herrn bat, seinen Ton etwas zu mäßigen, unterstellte er mir sofort, dass ich wohl auch schon gekauft worden wäre. Die anwesende Spitzenfunktionärin der SPÖ ließ alles über sich ergehen und schwieg. Die Angst vor der medialen Macht, die ihr gegenübersaß, war ihr ins Gesicht geschrieben.
Noch einmal zum Anfang. Politik wird heute nicht mehr betrieben, nur mehr eine Art von gegenseitiger vulgärer Verunglimpfung und merkantiler Packelei. Eine zentrale Funktion hat dabei der Boulevard. Seit Faymann tanzt die Politik dem Boulevard vor, wie es dieser von ihr verlangt. Das ist degoutant und abstoßend. Alle Bürger, die sich von der Politik abwenden und nicht mehr zur Wahl gehen, tun das Richtige. Man kann von niemanden verlangen, sich ein Splatter Movie interessiert anzusehen oder gar noch daran mitzuwirken. Wer da aus der Vorstellung stürzt und davonläuft, der ist im Recht. Ihm sollte nicht mit der staatsbürgerlichen Pflicht gekommen werden.
Kommentare
Ein Wutartikel mit vielen konkreten, selbst erlebten Kuriositäten gespickt.
Alles verständlich und nachvollziehbar und meiner Meinung nach dennoch ungerecht und zu verallgemeinernd.
Politik ist auch harte Arbeit, ein 12 Stunden- und mehr- Arbeitstag, harte Verhandlungen, viele Dienstreisen, ständig im öffentlichen Scheinwerfer, Familie kommt viel zu kurz, Anschüttungen und Unzufriedenheit egal was man tut.
Wenn man Pech hat wird man anonym angezeigt, von Strafverfolgern fertig gemacht, egal ob schuldig oder unschuldig, wie die berühmte Sau durchs mediale Dorf getrieben, der Ruf zerstört, die Ehre abgeschnitten und wenn die Unschuld erwiesen, interessiert sich niemand mehr dafür.
Ich werde weiterhin wählen gehen, denn ich kenne nichts besseres, bei allen Schwächen, als unser politisches System.
Ein ausgezeichneter Beitrag! Wo ich jedoch nicht zustimme ist, dass man sich von der Politik abwenden sollte, sondern ganz im Gegenteil, man sollte sich unbedingt mit Politik befassen und von seinem Wahlrecht Gebrauch machen, da dieses Recht nicht nur in der Verfassung verbrieft ist, sondern auch die einzige Möglichkeit als Bürger darstellt, eine Entscheidung zugunsten einer Partei, welche die eigenen Interessen am meisten vertritt, treffen zu können.
Offenbar hat Autor Heinzlmaier das österreichische Wahlrecht nicht verstanden. Nichtwähler stärken immer die Stimme stärkste Partei, leicht an der Wahlzahl zu verstehen, ist aber nicht gewünscht.
Kurz war schlicht zu dumm für den Job, sich mit hörigen, aber offensichtlich überforderten Paladinen zu umgeben. Generalvollmacht für ihn fällt der ÖVP jetzt auf den Kopf.
Endlich eine vernünftige Sichtweise dieses Abbildes der Dunkelheit, zutiefst erschütternd geht es im Parlament zu. Würden solche Diskussionen am Stammtisch geführt würde es erheblichen Polizeieinsatz benötigen um zu schlichten!
Die Opposition und die Links Liberalen Lulus sollten sich schämen.
Wenn ich meinen Browser öffne, kommt der Exxpress ganz vorne. Ich fühle mich erleichtert, dass es neben der Unzahl an linksversifften Medien nun endlich auch ein Medium gibt, das rechts der Mitte angesiedelt ist. Leider ist es den linken Agitatoren gelungen, alles was rechts der Mitte angesiedelt ist, als “rechtsextrem” und “faschistisch” zu verleumden. Doch nun schlägt das Pendel in die richtige Richtung. Gott sei Dank, sonst würde allen normalen Österreichern noch das Hirn explodieren. Selbstverständlich gehört Herr Heinzlmaier (und andere Kommentatoren hier) zu meiner Pflichtlektüre.
WEITER SO! Den linken Medien muss das Machtmonopol entrissen werden. Wir brauchen wieder eine Ausgewogenheit am Mediensektor.
Völlig richtig – 100%ige Zustimmung.
Wieder einmal den Nagel auf dem Kopf getroffen!
Momentan herrscht die falsche Toleranz, und rumherum falsche Heuchelei!
Und anscheinend hat das Volk vergessen, was wirklich wichtig ist im Leben!
Das System “österreichische Politik” wie von Herrn Heinzl beschrieben, reicht vom Bodensee bis zur blauen Donau.
Man sollte sich die Praktiken von Medienzaren im Ländle einmal genauer anschauen es wäre abendfüllend.
Hat ja lange gedauert /ca. 3 Wochen bis nach System “Austria” gefragt. Der frühere BK Kern hat am 12.Okt.21 in einen Standard Interview die Politik – Medien – Inserate Verknüpfung als Erbsünde der SPÖ genannt, die nun Kurz zur “Meisterschaft” entwickelt hat.
Meine Frage ist nun… waren die Interview Aussagen eine Selbstanzeige von Ex BK Kern bzw. WER untersucht diese damaligen Machenschaften.
Und Sie glauben die Kurztruppe ist die Lösung für eine sich anbahnende Flüchtlingskrise? Meiner Ansicht nach ist sie eher Teil des Problems. Die Zahlen steigen radikal seit Monaten, in der Zwischenzeit der Mord an der dreizehn J. Leonie. Wahrlich genug Gelegenheit endlich zu handeln. (Und damit meine ich etwas mehr als Herrn Kickl das „Du“ Wort zu entziehen)
Sollte nicht als Antwort auf den Vor Post gelten.
Danke für Ihren Bericht. Meine Tochter (20+) hat vor ein paar Tagen geäußert, was ist eigentlich die Aufgabe der Politik – nur Kritik? Haben die nicht die Aufgabe den Staat im Sinne der BürgerInnen zu verwalten und Entscheidungen zu treffen. Das einzige Ziel der Politik ist offensichtlich Machterhalt oder Machtstreben. In Wahrheit sind sie Marionetten oder Lobbyisten ihrer Förderer und Spender und das aller Parteien. Spitzenpolitiker sind nicht Eigentum der Medien oder der Bevölkerung. Sie sind Menschen mit ihren Rechten. Niemand würde den Medizinern in unserm Land, deren Beruf es ist ausschließlich für die Menschen aller Rassen, Religionen, sexueller Ausrichtung … zu handeln – nicht ihre Privatsphäre zugestehen. Was jetzt abgeht grenzt an “Lynchjustiz”. Wer wird sich noch für die Spitzenpolitik hergeben? Wer interessiert sich noch für wahre Politik? Medien schaukeln auf und leben von Schlagzeilen aber nur solange sie von den Menschen beachtet werden. Es liegt an jedem Einzelnen sich nicht an dieser Hetzjagd zu beteiligen. Wie heißt es: die Macht geht vom Volk aus.
HC Strache hat bereits eine Staatsreform mit Themen zu Demokratiereform, Politik- und Parteienreform, sowie zu Justizreform gefordert. Jetzt gehts eigentlich darum, diese Reformvorschläge “ins Volk” zu bringen und beispielsweise eine Petition oder sogar ein Volksbegehren zu diesem Thema zu initiieren.
Ich möchte seine Vorschläge noch ergänzen und zwar schlage ich vor, den Nichtwählern einen adiquoten Teil an Mandaten (Expertinnen und Experten) in den jeweiligen Parlamenten zukommen zu lassen.
völlig richtig, Herr Heinzlmaier – wir könnten sinnvollen Umgang mit der Klimahysterie, echten Kampf gegen illegale Einwanderung und Islamisierung, Maßnahmen gegen die massive Teuerung etc in den Mittelpunkt unserer öffentlichen politischen Erregung und Besorgnis stellen – aber wie Vertreter des Linksmainstreams so treffend öffentlichkeitswirksam bemerkten: so sind wir nicht! “Wir” sind eine pseudomoralisierende staats- und “wissenschafts”-hörige denkunmündige Kinderrepublik, die sich stattdessen lieber mit Kasperlinszenierungen beschäftigt und laut “Aaaaaachtung” schreit, wenn der Puppenspieler mit der Krokopuppe wackelt…. o tempora, o mores….
Gratulation zur treffenden Situationsanalyse! Das stinkt wirklich zum Himmel.
Betreffend der Konsequenzen (Wahlverweigerung) bin ich dennoch anderer Meinung: auch wenn 70% der Wähler nicht mehr wählen gehen, dann ist die Summe aus ÖVP, SPÖ, Freiheitlichen, Grünen und Neos noch immer 100% und damit 183 Mandate.
Ich kann mir angesichts des desaströsen Bildes, das Politik und Medien momentan abgeben, nur folgende mögliche Lösungen vorstellen, die wirklich Bewegung bringen könnten:
1) anknüpfend an Ihren Gedanken der “Wahlverweigerung”: Man könnte Nichtwähler als Partei betrachten, und für jedes Mandat, das durch “Nichtwählerstimmen” gebildet wird, Parlamentssitze unbesetzt lassen.
2) Völliges Verbot jeder öffentlichen Medienfinanzierung, also Verbot von Medienförderungen, Verbot von Inseraten staatlicher und halbstaatlicher Stellen (warum sollten die denn werben, wer ist ihre Konkurrenz?). Was dazu führen würde, dass Medien, die sich nicht durch Lesergebühren (freiwillig!!!) und Werbeschaltungen finanzieren können, vom Markt verschwinden. So wie bei allen anderen wirtschaftlich geführten Unternehmen auch.
3) Begrenzung der Amtszeit jedes Nationalrates auf 3 und jeder Regierungsfunktion auf maximal 2 Legislaturperioden. Damit kann sich kein Berufspolitiker auf ein dauerhaftes Leben in der Politik einrichten, muss später noch einer normalen Beschäftigung nachgehen und muss dann auch mit den Konsequenzen der von ihm mitbeschlossenen Gesetze leben.
4) Stärkung der direkten Demokratie, sodass zB ein Volksbegehren mit einer definierten Anzahl von Unterstützern (zB 500.000) eine nachfolgende Volksabstimmung über einen Sachverhalt (zB Medienfinanzierung) erzwingen können. Damit es sich nicht die “oberen Zehntausend” gemeinsam gemütlich machen und eine Angelegenheit wie die aktuelle Thematik durch Nichtstun aussitzen können.
NoName: denke sie haben beim verfassen ihres kommentars an weihnachten gedacht. Ein frommer wunsch! mehr spielts da nicht.
Und zu Heinzelmayer’s Artikel: solche sachen kannst nicht erfinden, das sind tatsachen! vorm Boulevard kuschen die parteien!