Auf Gramsci beziehen sich auch die Theoretiker der Neuen Rechten, wie der Franzose Alain de Benoist, der mit seinem Buch „Der populistische Moment“ eine geniale Analyse des Abstiegs der traditionellen Volksparteien und des Aufkommens der sogenannten neuen populistischen Bewegungen vorgelegt hat. Und wie Gramsci weist auch de Benoist darauf hin, dass eine politische Wende, zu wessen Gunsten auch immer, die Erreichung der Hegemonie im kulturellen „metapolitischen“ Raum zur Voraussetzung hat. Sowohl die Linke als auch die Rechte greift heute auf die Thesen und Theorien von Antonio Gramsci zurück. Aber auch im Werk von Theodor Adorno findet man den Gedanken, dass das gesellschaftliche Bewusstsein nicht aus politischen Diskussionen hervorgeht. Vielmehr werden Gesinnung und Werte vor allem von populären Filmen, Theaterstücken, Musikproduktionen und anderen Unterhaltungsprogrammen geprägt. Demnach kann eine Vorabendserie oder eine Modenschau in einem stärkeren Maße Werthaltungen und Einstellungen prägen als die langweiligen, sozialpartnerschaftlich domestizierten und emotional erstarrten Gesprächsrunden des Polittalks „Im Zentrum“ des staatlichen Zwangsgebührensenders.

Unkultivierte Freizügigkeit und autonomes Denken ist den grünen Normopathen zuwider

Geistige Innovationen kommen in erster Linie von den extremen Polen des Meinungsspektrums. Dem schwerfälligen und saturierten konformistischen Mainstream fehlt es an intellektueller Lebendigkeit, um sie hervorzubringen, er eignet sie sich bestenfalls an. So wurde in einer der letzten Folgen der populärkulturellen Serie „Rote Rosen“, die sich den Alltag der gehobenen kultivierten Mittelschichten zum Gegenstand nimmt, eine Gärtnerei ins Zentrum gerückt, die natürlich energieneutral und klima-sensibel geführt wird. Zudem trat eine woke Gartendesignerin auf, die sich in tief betroffener Rede über die um sich greifende Versiegelung des Bodens erging. Auf diese Art sollte offenbar Stimmung für die grüne Energiewende gemacht werden.

Der Gartendesigner ist übrigens ein typischer „Bullshitjob“ unserer Tage. Würde es ihn nicht geben, keiner würde es bemerken, außer ein paar grüne Stadträte und andere materiell Privilegierte, die die Leiden ihres selbstgewählten lustlosen Lebens zu sublimieren versuchen, indem sie urbane Gartenlandschaften errichten lassen, in der die Pflanzen und Bäume wie einst in Versailles zu Statuen erstarrt herumstehen müssen. Dazwischen vielleicht ein idiotischer Brunnen, geplant und errichtet von einem woken Künstlerkollektiv, dessen Kunst ausschließlich das Erregen öffentlicher Ärgernisse ist.

Wenn an die Natur die kultivierenden Scheren und Sägen angelegt werden, freut sich der linke Kolonisator genauso darüber, wie wenn er am Menschen moralistische Verhaltensdressuren vornimmt. Unkultivierte Freizügigkeit und autonomes Denken ist den grünen Normopathen zuwider. Das erkannte der Zukunftsforscher Matthias Horx schon in den 90er Jahren des vorigen Jahrtausends und er schrieb: „Kaum kommen die Grünen (…) an die Macht, schon offenbart sich das grüne Herz als das einer unbedarften Lehrerin, die ihre spirituellen und sonstigen Neurosen in obskuren Minderheitenförderungsprogrammen materialisiert sehen möchte. Und das Parteiprogramm entlarvt sich als moralisch getarnter Katalog von Subventionen für ihr eigenes Klientel.“

Rote-pinke Stadtregierung investiert satte 700.000 Euro in eine queeres Jugendzentrum

Der von Horx gut beschriebene aufdringliche gouvernantenhafte Stil der Grünen hat sich auch schon längst im Buchhandel materialisiert. Vor allem in den Megastores jener Kette, in der es aus der Esoterikabteilung heraus so laut stinkt, dass man in der Wissenschaftsabteilung im zweiten Obergeschoss noch olfaktorisch daran anteilnehmen muss, hat ein Autor zumindest Migrationshintergrund zu haben oder ein euphorischer Parteigänger des woken Weltbildes zu sein, um ausgelegt und angepriesen zu werden. Am besten ist es, man schreibt ein sehr persönliches Buch darüber, dass einem die repressive Kultur des weißen Mannes neurotisch gemacht hat und man deshalb in der Psychiatrie gelandet ist. Dann wird man wochenlang mitten unter die Bestseller gelegt, auch wenn das Buch keiner kauft und liest. Besonders großer Beliebtheit erfreut sich jetzt gerade die moralistische Ratgeberliteratur, mit deren Hilfe der durch den angeblich omnipräsenten strukturellen Rassismus und Sexismus verdorbene Mensch der Gegenwart die Konversion zum braven Adepten des totalitären Wokismus schaffen kann. Konversionstherapien, die die sexuelle Orientierung betreffen, sind ja heute verboten, aber nur, wenn sie von schwul zu hetero gehen. Hingegen ist die Bekehrung vom Mann zur Frau oder umgekehrt oder die nachdrückliche Hinführung zum schwulen „Coming-out“ hoch geachtet und wird staatlich gefördert, zum Beispiel in Wien, wo die rot-pinke Stadtregierung schon satte 700.000 Euro in ein queeres Jugendzentrum investiert hat, bevor dieses überhaupt noch eröffnet wurde. Dort sollen dann, wenn die Dissoziationsmaschine auf Volltouren läuft, tagtäglich Jugendliche achtsam zum Wechsel ihrer sexuellen Identität und ihres Geschlechts angeregt werden.

Wahnwitzige Klimapolitik, menschengemachte Inflation, Kriegshetze der EU und verlogene Migrationspolitik

Populäre Umerziehungsautoren sind gegenwärtig Leute wie die Radikalfeministin Sophie Passmann, Tutty Tran, er hat eine Toleranzfibel geschrieben, und Sven Plöger, ein Beförderer des Klimawahns. Und ein ganzes Paket des neulinken Irrsinns hat man gleich zur Hand, wenn man das Buch mit den besten Gesprächen aus dem Podcast des linksliberalen Jammerblattes „Die Zeit“ ersteht. Dort versammeln sich unter anderem Luisa Neubauer, Kevin Kühnert, Dunja Hayali und Alice Hasters. Letztere ist eine junge Dame mit Migrationshintergrund, die uns die Identitätskrise aufzuschwatzen versucht, die sie selbst hat. Und dann das Buch über die Vertrauenskrise der Demokratie von Sascha Lobo. Er erklärt uns dort gefühlt zum hundertsten Mal, dass diese durch rechte Narrative verschuldet ist. Dass der Vertrauensverlust in die Regierenden eventuell durch eine wahnwitzige Klimapolitik auf Kosten der Mittelschichten, durch die menschengemachte Inflation, die Kriegshetze der EU-Kommission oder die verlogene Migrationspolitik, die nicht die Facharbeiterkrise behoben, sondern die Krise der Sozialetats versursacht hat, kommt dem Mann nicht in den Sinn. Schuld an jeder Krise sind immer die „Rechten“. Und weil sie Abgesandte des Teufels sind, wird jeder, der ihnen zu nahe kommt, an den medialen Pranger gestellt und einem öffentlichen Autodafé unterzogen, wie es zuletzt dem deutschen Unternehmer Müller passiert ist, weil er Alice Weidel getroffen hat. Und auch dem Influencer Jeremy Fragrance wurde in einem Kontaktschuldverfahren der Medienprozess gemacht, weil er sich mit Gerald Grosz und dem finanzpolitischen Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion hat fotografieren lassen. Zu guter Letzt wirft man den Rechten auch noch vor, dass sie mit Angst Politik machen. Dass Lauterbach und Anschober Covid-Panik schüren und Neubauer und Konsorten den Untergang der Menschheit in einem Feuersturm an die Wand malen, davon schweigt die Fama.

Die Logik der Linken ist der Manichäismus. Die Welt ist geteilt in zwei Reiche, eines der Guten und eines der Bösen. Was die Guten sagen, ist immer wahr, was die Schlechten sagen immer falsch. Und es gibt auch eine gute und eine böse Angst. Gut ist die Angst vor dem Klimawandel, böse sind die Ängste vor dem Kulturverlust durch überbordende Zuwanderung oder die Angst vor sich epidemisch ausbreitenden migrantischen Jugendgangs und Gruppenvergewaltigungen. Doch trotz des gigantischen Mitteleinsatzes im vorpolitischen Raum – in Telenovelas, im Buchhandel, in Film und Fernsehen, in der Online-Welt – bricht das linke Herrschaftsnarrativ gerade vor aller Augen zusammen. Und schuld daran sind die Linken selbst, weil sie für normale Menschen kulturell abstoßend sind und unfähig dazu, den metapolitischen Raum überzeugend und mit wirklichkeitsnahen Narrativen zu bespielen.