Schon in den Zeiten vor der Corona-Pandemie war das Leben der österreichischen Jugendlichen kein Honiglecken. Der Leistungs- und Konkurrenzdruck in Ausbildung und Arbeitswelt wurde von Jahr zu Jahr größer. Ständige „Lernzielkontrollen“ prägten schon den Alltag der Schüler und Schülerinnen der Volksschulen. An den NMS und den Gymnasien hielt der „kompetenzorientierte“ Unterricht Einzug und an den Universitäten mussten sich die Studierenden von einer neuen Selektionshürde zur nächsten durchschlagen. Der Übergang vom Bachelor- in den Master-Kurs war kaum zu packen. Nur 10 Prozent der Bachelor-Absolventen konnten in manchen Studienfächern ihre Studienlaufbahn fortsetzen.

Die Corona-Pandemie hat nicht, wie die Champagner-Linken auf Instagram mit berührenden Bildern und bewegenden Worten erörtern, eine wohltuende Unterbrechung des Bildungs- und Berufsalltages und neue Freiräume gebracht, die mit Yoga, Meditation, Reflexionen über die Einrichtung der Innenstadt-Dachgeschoßwohnung nach Feng Shui und dem Ausprobieren neuer „Food-Trends“ kreativ gefüllt werden wollen. Im Gegenteil, sie hat Probleme und Widersprüche, die es schon davor gegeben hat, verstärkt und vertieft.

Viele Studierende haben ihren Nebenjob verloren und wissen nun nicht, wie sie ihr Studium weiter finanzieren sollen, Schüler sitzen alleine zu Hause rum, vermissen ihre Freundinnen und Freunde und werden Gemütskrank und viele, die eine Lehre machen wollen, finden keine Lehrstelle. Nach langer Zeit ist am Lehrstellenmarkt die Nachfrage wieder größer als das Angebot. Wo schon Druck war, hat sich der Druck durch Corona noch zusätzlich erhöht.

Die Jugend darf nicht ins Abseits geraten

Die Daten einer neuen Jugendstudie, die ich mit meiner Firma tfactory im März unter 1000 Jugendlichen durchgeführt habe, zeigen, wie schlecht es der Jugend gerade geht. Der Blick in die persönliche Zukunft hat sich für Zweidrittel der 16- bis 29-jährigen verdüstert. Nur ein Viertel sieht zuversichtlich in die Zukunft der Gesellschaft, für über 80 Prozent besteht die wichtigste Entwicklungsaufgabe darin, Halt im Leben zu finden und 75 Prozent haben Angst davor, dass sich im Zuge der Corona-Krise die Massenarbeitslosigkeit drastisch erhöhen könnte.

Was aber besonders bedenklich stimmt ist, dass sich viele Jugendliche nicht ausreichend gehört und vertreten fühlen. 75 Prozent meinen überhaupt, dass in der Gesellschaft ihre Sorgen und Ängste nicht ernst genommen werden. Besonders frustriert sind die bildungsfernen Milieus. Unter ihnen herrscht die Auffassung vor, dass sich der Staat nur um die Anliegen der Reichen und Privilegierten kümmert. Dringender Handlungsbedarf ist geboten, um die Jugend wieder zurück ins demokratische System zu holen.