In der SPÖ erzählt man sich bis heute folgende Anekdote. Vor Jahren hatten einige Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung die Idee, den damaligen Bürgermeister Häupl in einer Kutsche der Pride-Parade voranfahren zu lassen. Dieser habe zu dem Vorschlag grantig ein paar deftige Worte vor sich hingemurmelt und den Raum verlassen. Damit war die Sache vom Tisch. Inzwischen ist wenig Zeit vergangen, aber vieles hat sich in der SPÖ verändert, das meiste zum Schlechten. Christian Kern, Rendi-Wagner und zuletzt auch Andreas Babler durften sich zwar nicht an die Spitze des hedonistischen Umzuges setzen, dazu waren sie als politische Leichtgewichte den Veranstaltern wohl zu wenig profiliert, aber sie mischten sich unter das feiernde schwul-lesbische Volk und gaben euphorische Statements ab.

Warum haben das Häupl und auch der heute regierende Bürgermeister Ludwig nicht getan? Die passende Antwort dazu findet man in den Berichten über die kontroversiellen Beratungen, die die Deutschen Grünen am letzten Wochenende zum europäischen Asylkompromiss geführt haben. Vor allem die Jugendorganisationen und der linke Flügel bestürmten dort die Partei, die Verschärfungen, die die EU-Innenminister beschlossen hatten, abzulehnen. Robert Habeck trat dieser Idee mit folgenden Worten entgegen: „Habt keine Sehnsucht nach einer Minderheitenposition, habt keine Sehnsucht nach der Opposition. Wir dürfen uns nicht in die Nische treiben lassen.“ Die SPÖ, wie sie heute dasteht, braucht keinen mehr, der sie in die Nische treibt, die läuft in diese beherzt und voller linkem Eifer ganz von selbst hinein. Vertraten Kern und Rendi-Wagner noch zentristische Positionen, die darauf abzielten, die breite gesellschaftliche Mitte zu gewinnen, so begnügt sich der neue Vorsitzende Andreas Babler nicht nur mit seiner Nischenposition zur Frage der schwul-lesbischen Politik, nein, er läuft aufgeregt durch jede weitere Nischentür, die sich ihm auftut. Lobautunnel, Straßenkleber und Klimahysterie, Gesundheitspolitik, Steuerpolitik, Flüchtlings- und Migrationspolitik, man könnte die Aufzählung noch lange weiterführen. Dass diese linkslastige Politik geradewegs in die Daueropposition führen wird, ist dem linken Fundi an der Spitze der alten Arbeiterpartei egal. Ihm geht es nicht um den Erfolg bei Wahlen, ihm geht es um die Wahrheit, um die marxistische Wahrheit.

LGBTQ-Bewegung ist totalitär

Max Weber hat zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik unterschieden. Um Gesinnung und Moral geht es immer den Dogmatikern und den Radikalen, um verantwortliches Handeln, im Sinne des ganzen Volkes, nur von praktischer Vernunft geleiteten Staatslenkern. Babler ist ein dogmatischer Moralist und steht damit in der Tradition von Robespierre, Saint-Just, Lenin und Che Guevara. Sie begnügten sich nicht damit, sich in einzelnen Sachfragen durchzusetzen, sie wollten die gesamten politischen Verhältnisse umstürzen, endgültig und für immer. Während es Demokraten nur um Reformen einzelner Teile eines politischen Systems geht, geht es den Totalitaristen immer ums Ganze. Das Ergebnis einer solchen Gesinnung sind Systeme wie die Sowjetunion oder der deutsche Faschismus, die zum Glück untergegangen sind.

Totalitär ist auch die LGBTQ-Bewegung. Sie begnügt sich nicht damit, Freiräume und Anerkennung für ihre Identitätsgruppen zu erkämpfen, sie versucht, sich die gesamte Gesellschaft untertan zu machen, indem sie ihre sexuellen Vorlieben hochmütig zu einer allgemeinen Angelegenheit hochstilisiert. Etwas, was bei der großen Mehrheit der Bürger im Intimraum des Privaten stattfindet, wird stolz öffentlich präsentiert und als eine Art Heiligtum zur verbindlichen Anbetung anbefohlen. An dem postmodernen Gesslerhut kommt keiner ohne ehrfurchtsvoller Unterwerfungsgeste vorbei. Was auf der Pride-Parade passiert, ist aufdringliche Agitation für minoritäre sexuelle Identitäten und Lebensentwürfe, die in der linken Szene längst als Form des richtigen Lebens für eine Gesellschaft nach der Systemtransformation gelten. Die LGBTQ-Kultur als idealer ideologischer Überbau eines Ökokommunismus, von dem die Bablers, Koglers, Pogos und Dankls unserer Tage träumen.

Eingebildetes und Ausgedachtes greifen nach der Macht

Die Pride-Parade ist ein nonkonformistisches, antibürgerliches Spektakel, das die Normalität der gesellschaftlichen Mitte aggressiv herausfordert. Ihre revolutionäre Symbolik ist ein primitives Swingerklub-Erscheinungsbild, mit dem die überwiegend konservativen Mittelschichten gequält werden. Der öffentliche Auftritt der LGBTQ-Szene ist frei von Vernunft und lässt an deren Stelle Empfindungen, Gefühle, Bilder und ästhetische Spektakel treten. Antibürgerliche, verschwitzte Sexualphantasien versuchen sich ins Zentrum der gesellschaftlichen Alltagsästhetik zu schieben. Es zählen nicht mehr Fakten oder Argumente. Vielmehr ist hier ein metapolitisches Konzept des Präsentativen am Werk, das dadurch zur Herrschaft zu kommen versucht, dass es die Sinne und die Gefühle der Menschen ergreift und die Vernunft narkotisiert. Warum sollen innerhalb eines solchen vernunftfeindlichen Narratives, das Phantasmagorien, Wunschträume, Irrealitäten und Kopfgeburten gegenüber dem Realitätsprinzip privilegiert, nicht auch Frauen mit Penis und Männer mit Vagina möglich sein?

Eingebildetes und Ausgedachtes greifen nach der Macht. Die Natur hingegen wird zur „rechten“ Gesinnung erklärt und aus dem Weg geräumt. Die identitätspolitischen Ideologien der postmodernen Linken werden von einer nach links abgedrifteten Medienlandschaft bereitwillig in eine verunsicherte und verstörte Gesellschaft hineingedrückt. In der volkspädagogischen Umerziehungsanstalt ORF wird schon ein vorbildlich diverser Kindergarten geführt, in dem Kleinkinder in ihrer sexuellen Entwicklung manipuliert werden, indem man ihnen Bilder von Männern mit Vagina und Frauen mit Penis vor die Nase hält. Eigentlich ein Skandal. Aber wehe dem, der dem Diktat des fluiden Geschlechts entgegentritt, der Zweifel an der radikalen konstruktivistischen Idee anzumelden wagt, dass das natürliche Geschlecht das Produkt eines einfachen Sprechaktes ist. Dem zeigen die Mainstreammedien ihre Macht, die längst nur mehr die Interessen einer Minderheit vertreten.

In einer Gesellschaft, in der manifeste Gewalt zu Recht verteufelt wird, ist die strukturelle Gewalt zum alles beherrschenden Gott geworden. Das wichtigste Mittel zur Durchsetzung von wahnwitzigen Ideologien ist es, Menschen mit anderer Meinung sozial zu vernichten. Das passiert gerade mit Donna Krasniqi. Gegen sie haben linke Medien ein Kesseltreiben begonnen, nur weil sie es gewagt hat, eine Demonstration zu veranstalten, auf der darauf hingewiesen wurde, dass ein Mann, der sich ein Frauenkleid überwirft, noch immer ein Mann ist. Und, dass viele Frauen sich mit solchen sogenannten Transpersonen nicht eine Toilette oder Sauna teilen wollen. Die Aktivitäten der Frau Krasniqi haben dazu geführt, dass Journalisten bei ihrem Arbeitgeber, der Stadt Wien, angerufen haben, um sie als TERF (Trans-Exclusionary Radikal Feminism) zu denunzieren. Ziel war wohl eine Entlassung zu provozieren, der erste Schritt zur sozialen Vernichtung. Mit einer TERF kann man das machen. Sie ist ja nichts anderes als eine moderne Hexe, ein Weibsteufel, der verschwinden muss. Das Ganze könnte man auch selektiven Feminismus nennen. Zu ihm sind nur Frauen zugelassen, die der postmodernen Unvernunft und ihren Wahnvorstellungen folgen.