So besang ein Kinderchor in einem als links-liberal geltenden deutschen TV-Sender Großmütter als „Umweltsäue“, weil sie auf Kreuzfahrt gehen und SUVs fahren. Die Senderverantwortlichen taten die Kritik am herabwürdigenden Text damit ab, dass man nur versucht habe, die Umweltignoranz der Alten ironisch auf die Schippe zu nehmen. Eine Rechtfertigung, die man aus dem Lager linker Gesellschaftskritiker häufig zu hören bekommt, wenn der eine oder die andere aus ihren Reihen im Überschwang des Willens zur Weltverbesserung über die Stränge schlägt. Kaum in die Ironie-Ausrede kann jemand flüchten, der, wie eine Kolumnistin der taz, den Alten das Wahlrecht entziehen möchte, weil diese selten für Parteien stimmen, die die Welt retten wollen.

Gefahr durch alte weiße Männer

Die Goldene Zitrone der Diskriminierungskommunikation hat aber mit Abstand eine politische Partei, die SPÖ, gewonnen. Und zwar dadurch, dass zwei Spitzenrepräsentantinnen unlängst öffentlich über die Gefahr räsonierten, die der SPÖ und den Frauen generell von „alten weißen Männern“ drohe. In ihrer Argumentation haben die beiden Politikerinnen aber übersehen, dass die „alten weißen Männer“ eine äußerst heterogene Gruppe sind, zu der nicht nur wenig gendersensible macht – und karrierebewusste Spitzenmanager und Politiker gehören, sondern auch Obdachlose, prekär Beschäftigte, Mindestlohnbezieher und schwerkranke Frühpensionisten, die früher einmal auf den besonderen Schutz der Sozialdemokratie zählen konnten. Zudem macht diese Gruppe einen nicht unwesentlichen Anteil des Elektorats der SPÖ aus.