Die Politik meint es jedenfalls ernst. Im Laufe der letzten Jahre entstanden recht strikte Handlungsanleitungen für Unternehmen, wie sich Politiker nachhaltiges Wirtschaften vorstellt. Diese Anleitungen haben das Ziel, unseren Planeten Erde und seine Ressourcen bestmöglich für künftige Generationen zu erhalten. Das bedeutet Klimaschutz forcieren, den Raubbau beenden sowie Fairness und Transparenz im gesellschaftlichen Sinne. Also eine schöne neue Welt. Bei genauem Hinsehen werfen diese Anleitungen viele Fragen auf. Nehmen wir den Schwenk vom Verbrennungsmotor zur E-Mobility. Klingt großartig. Kein Erdöl mehr, sondern Strom aus natürlichen Ressourcen. Bei genauerem Hinsehen stellen sich allerdings auch bei der E-Mobility einige Fragen. Insbesondere bei der Batterieerzeugung, der Batterieverwertung und der Herkunft des Stroms. Als Folge der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 beschloss Deutschland seine Atomkraftwerke 2022 stillzulegen.

Atomkraft seit 2012 wieder im Aufwind

Tatsache ist jedoch, dass weltweit die Stromerzeugung aus Nuklearenergie seit 2012 spürbar zunimmt. Im Jahr 2019 waren 442 Reaktoren weltweit in Betrieb, 53 im Bau. 94 Reaktoren standen damals in den USA, der zweite Platz ging mit 56 Reaktoren an Frankreich. Befürworter der Atomkraft argumentieren mit dem Klimaschutz. Atomkraft sei die einzige kohlenstofffreie und skalierbare Energiequelle. Unbeeinflusst, ob Sonne scheint, Wind geht oder Wasser fließt. Dass Klimaschützer für diese Argumentation nichts übrighaben, ist bekannt. Neuerdings steht diesen aber auch die nachhaltig orientierte Finanzwirtschaft zur Seite. Ein Schulterschluss, der noch vor ein paar Jahren nicht vorhersehbar war. „Natürlich ist der gesamte Zyklus der Atomenergie zu bewerten, bis hin zur Müllentsorgung“, springt Anita Frühwald, Österreich-Chefin der französischen Fondsgesellschaft BNP Paribas Asset Management, den Klimaschützern argumentativ zur Seite.

EU-Taxonomy: Atomenergie als grüne Investition?

Tatsache ist, dass Atomenergie auch in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Energiequelle für Europa sein wird. Dementsprechend könnte Atomstrom in der EU-Taxonomy als grüne Investition durchgehen. Dabei geht es in weiterer Folge um viel Geld. Nicht zuletzt wegen der deutschen Abkehr von Atomkraftwerken werden deshalb in den Niederlanden Stimmen lauter, die eine Wiederbelebung der Atomkraft fordern. Strom aus alternativen Quellen sei zu unbeständig, der Klimawandel sei ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Insofern könnten die deutschen Bundestagswahlen auch im Energiebereich für Europa entscheidend sein. Letztendlich wird nämlich Deutschland ein gewichtiges Wort mitreden, wenn es um die Ausgestaltung der EU-Taxonomy geht – und für die Grünen ist Atomenergie ein „No go“. Diese bekommen nun beim Thema Nachhaltigkeit Unterstützung von wesentlichen Unternehmen der Finanzbranche.

Investoren als Apostel der Nachhaltigkeit?

Denn es sind neuerdings Investmentgesellschaften, die den Unternehmen eine nachhaltige Sichtweise nahelegen. Wer kein gutes Nachhaltigkeitsrating vorweisen kann, der wird sich mit Investoren und günstigen Finanzierungen künftig schwerer tun, prophezeit Frühwald. 25 interne Analysten, darunter auch Vertreter von NGOs, durchforsten Unternehmen auf ihre Nachhaltigkeit. Auf externe Ratingagenturen verlässt man sich ungern allein. „Schließlich haften wir für die Qualität unserer Analysen“, so Frühwald.

Gerade in Österreich ist eine Nachhaltigkeitskult in der Finanzbranche entstanden. Banken wie Raiffeisen, die Erste oder BKS aber auch Konzerne wie der Verbund setzen auch in ihrer Werbung stark auf dieses Thema. Das sensibilisiert die Bevölkerung. Dennoch sei der CO2 Ausstoß in Österreich viel zu hoch, bemerkte Frühwald letztens in einem Interview. Das könnte demnächst eine Milliardenstrafe von Brüssel nach sich ziehen.

Abschließend kurz zurück zum Titel „Macht euch die Erde untertan“. Nachhaltigkeit ist übrigens auch im Sinne der Bibel. Denn im 1. Buch Moses steht zwar recht harsch „bevölkert die Erde, unterwerft sie euch“. Wer aber weiterliest, wird feststellen, dass in dem Kontext „unterwerfen“ nicht „zerstören“ heißt. Im Gegenteil, es geht um das „Verwalten“ für künftige Generationen. Also scheinen sich zumindest beim Thema Nachhaltigkeit Kirche, Klimaschützern und Finanzbranche einig zu sein.

Er kennt Öffentlichkeitsarbeit wie kein zweiter. Vom PR-Profi und Politik-Insider Bernhard Krumpel (48) ist die Rede. Sein Motto: „Always stay focused“. Klaren Fokus brauchte er unter anderem als Novomatic-Sprecher. Krumpel arbeitete vorher als Pressesprecher des damaligen ÖVP-Finanzlandesrates Wolfgang Sobotka in Niederösterreich und sammelte danach Erfahrung im Bundesministerium für Inneres sowie im BMVIT. Später arbeitete der studierte Wirtschaftssoziologe im Agenturbereich sowie im Kommunikationsbereich von Unternehmen. Er ist Mitherausgeber von drei Buchbänden mit dem Titel „Spezialgebiete der PR“.