
Bernhard Krumpel: Placebodiskussion Vermögenssteuern
Statt über Vermögenssteuern zu reden, sollte darüber nachgedacht werden, wie Menschen zu einem Vermögen kommen. Über steuerfinanzierte Transferleistungen sicher nicht. Wir sollten mehr über eine Aufgabenreform diskutieren als über eine Vermögenssteuer, die wieder einmal den Mittelstand voll treffen würde. Allein deshalb lohnt es sich, gegen diese Besteuerung zu argumentieren und an die Vernunft zu appellieren.
Der Wunsch nach Umverteilung ist populär, seitdem er erstmals geäußert wurde. Denn klarerweise gehen die meisten Unterstützer dieser Idee davon aus, dass zu ihnen umverteilt wird. Manche Ideen machten Sinn, manche sind nachweislich Rohrkrepierer, auf die immer wieder voller Nostalgie zurückgegriffen wird. Typisches Beispiel ist die Debatte um Vermögenssteuern. Eigentlich sollte einem die Logik sagen, dass die Vermögenssteuer nur ein weiterer Mühlstein um den Hals des Mittelstandes sein kann. Denn Vermögenssteuern sind Eigentumssteuern. Das unter vielen Anstrengungen erarbeitete und schon im Zuge der Anschaffung reichlich besteuerte Eigentum, soll nochmals durchleuchtet werden. Ziel der Mission: Geld für den Staat, damit die Republik nicht reformiert werden muss. Fehlende Reformen sollen unter mehr Steuergeld versteckt werden. Bevor also noch mehr Geld in marode Systeme gepumpt werden soll, sollten diese zukunftsfit gemacht werden.
Geschichte zeigt: Vermögenssteuer trifft den Mittelstand
Stattdessen träumen Sozialromantiker von der alle „Ungerechtigkeiten-dieser-Welt-lösende“ eierlegende Wollmilchsau „Vermögenssteuer“. Aber was bedeutet Vermögen? Erinnern wir uns an das frühere Formular zur Vermögenssteuererklärung. Darin wurde beispielsweise gefragt nach Grundvermögen, Betriebsvermögen, Schmuckgegenstände, Kraftfahrzeuge oder Aktien und Anteilsscheine. Damals sind 80 Prozent der Steuereinnahmen auf Kosten der Unternehmen gegangen, insbesondere der Mittelstandsunternehmen. Mit ein Grund, warum die Vermögenssteuer 1994 intelligenterweise vom damaligen Bundeskanzler Vranitzky und Finanzminister Lacina abgeschafft wurde
Vermögenssteuer wäre Dreifachbesteuerung
Die Rechnung ist recht einfach. Zuerst bezahlt der Steuerzahler bis zu 50 Prozent Einkommenssteuer. Sollte etwas übrigbleiben, dann erwarten den Sparer oder Kleinaktionär 27,5 Prozent Kapitalertragssteuer. Vermögens-, Erbschafts- oder Schenkungssteuern wären schließlich die dritte steuerliche Belastung. Das ist zu viel, insbesondere in einem Hochsteuerland wie Österreich. Jene, die hart arbeiten und für ihre Kinder sparen, wären somit besonders betroffen. Das ist eine Ungerechtigkeit, die nur auf den Mittelstand abzielen kann. Denn ansonsten wären keine Summen zu lukrieren, die Einnahmen aus Vermögenssteuern wären zu gering.
Die Reichen, die uns von den Befürwortern als Ziel einer Vermögenssteuer vorgegaukelt werden, wird es nicht treffen. Bevor die Steuergesetze in Kraft treten, wird das Vermögen irgendwohin transferiert, Eigentum in Stiftungen verlagert oder andere rechtliche Möglichkeiten von findigen Anwälten und Steuerberatern gefunden. In Österreich wird deren Geld jedenfalls nicht mehr sein. Aber abgesehen davon, sind weitere Vermögenssteuern sinnentleert.
Im Gegenteil: Wir fördern damit eine Neiddebatte, die dem Standort Österreich nicht zuträglich ist. „Arm gegen reich“ ist kein lösungsorientierter Ansatz.
Beispiel Frankreich: Vermögenssteuern ergeben nachweislich keinen Sinn
Soziale Gerechtigkeit erreichen wir nicht, indem wir Probleme kurzfristig mit der Steuerkeule erschlagen. Schon bisher wurden rund 75 Prozent aller Steuern und Abgaben umverteilt – und dennoch diskutieren wir heute über eine weitere Steuer. Zudem zeigen Erfahrungen aus Frankreich, dass die im Jahr 2015 abgeschaffte Reichensteuer ein Schuss ins eigene Knie war: Die Verwaltungskosten waren deutlich höher als bei anderen Steuern. Vermögende Personen und Unternehmer wanderten ab. Betriebs- und Privatvermögen wurde ins Ausland verlagert. Schließlich wurde die „Reichensteuer“ wegen Sinnlosigkeit abgeschafft. Heute beträgt im Übrigen in Frankreich der Spitzensteuersatz bei Einkommen 49 Prozent.
Hier lohnt sich auch ein vergleichender Blick in eine andere Lebenswelt, die USA. Dort beträgt der Spitzensteuersatz 39,6 Prozent und gilt für alle Jahreseinkommen über 418.400 US-Dollar. Ein Mittelschichtler mit einem Jahresverdienst zwischen 37.950 und 91.900 US-Dollar kommt auf eine Einkommenssteuer von 25 Prozent.
Reformen bringen Sicherheit. Lebensfremde Steuerdiskussionen nicht
Soziale Gerechtigkeit erreichen wir allein durch effizientere Steuermittelverwendung, optimale wirtschaftliche und steuerliche Rahmenbedingungen für Klein- und Mittelbetriebe sowie ein modernes Bildungssystem. Darauf sollte sich die Politik parteiübergreifend konzentrieren. Es geht darum Voraussetzungen zu schaffen, in denen sozialer Aufstieg durch Bildung und Leistung gewährleistet wird. Gerade bei diesen Reformen waren wir bisher zu zaghaft. Zu viele strukturelle Dinosaurier versuchten ihre jeweiligen Pfründe zu verteidigen.
Tatsache ist jedenfalls, dass eine Vermögenssteuer an den ständig anvisierten „Reichen“ abperlen wird. Die schweren Tropfen werden hingegen den Mittelstand treffen. Oder wie Tassilo Wallentin es am 15. Juni 2014 in der Kronen Zeitung bereits treffend formulierte: „Sie sagen Millionäre – und meinen uns!“
Er zählt in Österreich zu den besten Kommunikationsexperten. Die Rede ist vom PR-Profi und Politik-Insider Bernhard Krumpel (49). Sein Motto: „Always stay focused“. Klaren Fokus benötigte er unter anderem bei seinen komplexen Jobs für Politiker, Ministerien und Konzerne. Neben seiner Beratungstätigkeit gibt der Wirtschaftssoziologe gerne sein Wissen an Studenten weiter. Er ist Verfasser von Fachartikeln, wie etwa zur Aktionärsrechte-Richtlinie und deren Auswirkung auf die Unternehmenskommunikation, sowie Mitherausgeber von drei Buchbänden mit dem Titel „Spezialgebiete der PR“.
Kommentare
Toller Artikel der es perfekt auf den Punkt bringt.
Frage von Johannes an @Johannes:
Wie genau verbrauchen Sie Silbermünzen?
Vermögenssteuer ist ein anderes Wort für “Eigentum ist Diebstahl!”
Ist sie einmal eingeführt geht es nur noch darum wie hoch der jährliche Anstieg ausfallen soll.
Ist nicht jede Steuer eine Art “Diebstahl”?
Aber wenn es eine Gegenleistung der Gesellschaft gibt? Dann auch?
Nein, Doppelbesteuerung ist kein Argument, gälte z.B. auch bei der Mehrwertsteuer.
Am besten wären einfach gar keine Steuern – oder zahlen Sie gerne Steuern?
Andere sollen die zahlen, ich nicht.
Vermögen wird in der Regel mit jenem Geld aufgebaut, dass einem nach Abzug aller Steuern bleibt.
Mit ihrem Argument kann man praktisch alles beschlagnahmen und behaupten es würde die Gesellschaft dafür eine Gegenleistung liefern, das nennt sich dann Kommunismus würde ich meinen.
Ach ja, beim Aufbau von Vermögen ist in der Regel Mehrwertsteuer zu zahlen, sie wäre also eine Dripelbesteuerung, was aber so nehme ich an für Sie auch kein Argument sein dürfte.
Ist Mehrwertsteuer nicht eher mehr beim Verbrauch zu zahlen?
ERBSCHAFTSSTEUER bzw. REICHENSTEUER
Erbschaften bzw. Vermögen entstehen durch Konsumverzicht. Nur dadurch ,dass der Erblasser bzw. der Reiche ( Arzt, Architekt, Banker usw.) nicht seinen ganzen Gehalt verkonsumiert entstehen Vermögen , Rücklagen , Privatwohnungen etc.
Würde der sogenannte Reiche sein Gehalt seinem Berufsstand entsprechend verkonsumieren ( Reisen , Autos, teure Lokalbesuche, Markenware usw.) wäre nichts mehr zum Vererben bzw. zum Besteuern , da.
Dass viele Gutverdiener nichts zu vererben haben liegt daran, dass es nicht leicht fällt in dem jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld Konsumverzicht zu betreiben. Genauso kann es Wenigverdiener oder Schlechtverdiener ergehen, dem Konsumzwang zu entkommen und monatlich nur fünf Euro auf die hohe Kante zu legen.
Daher ist klar bewiesen, dass Vermögen immer durch Konsumverzicht zustande kommt. Der, das Vermögen bzw. Erbe aufbauende, bestraft sich sozusagen selbst indem er nicht seine gesamten Einkünfte in den Konsum steckt. Die Frage ist nun sollte der zukünftige Erbe dann schon wieder durch Steuern bestraft werden? Während jene die ihre Einkünfte in den Konsum gesteckt haben und keinen Konsumverzicht (ob tausende Euro oder fünf Euro) zustande brachten nichts hinterlassen können.
Wichtig zu beachten ist immer das gesellschaftliche Umfeld in dem man sich bewegt. Natürlich will auch der wenig Verdiener so viel beiseitelegen können wie ein Arzt, Apotheker, Baumeister usw.
Aber geht man der Geschichte jener Gutverdiener nach kommt man bald darauf, dass entweder diese oder deren Vorfahren genauso mit fünf Euro an Vermögensverzicht angefangen haben. Das Problem heutzutage ist aber der Wunsch, dass man Alles und das sofort haben will. Und dieser Wunsch wird ein Wunsch bleiben !
Der Erblasser und der Erbe sind zwei verschiedene Personen. D.h. es findet eine Vermögensübertragung statt, die natürlich versteuert gehört. Um ein konkretes Beispiel zu nennen. Warum soll die Witwe von Herrn Wlaschek, die ein paar Jahre mit ihm verheiratet war, nicht ein paar Prozent Erbschaftssteuer auf das Milliarden-Immobilienvermögen zahlen? Gerecht oder nicht? Und es muss nicht den Mittelstand treffen, wenn man einen steuerfreien Freibetrag von einer Million festlegt.
“Aber für 500 Millionen Liter Trinkwasserförderung in Michigan zahlt Nestlé nur 200 Dollar Lizenzgebühr”. Interessant, dass es auf allen Gebieten Märchenerzähler gibt, nicht nur bei Corona.
Was den “Kapitalismus” betrifft, so ist das nur ein Synonym für Produktions- und Handelsfreiheit, die es in Wahrheit schon lange nicht mehr gibt, denn inzwischen ist vieles reguliert, aber das ist in manchen Bereichen auch sinnvoll. Wenn jede Firma Kabel, Schrauben und Rohre mit irgendwelchen beliebigen Ausmaßen erzeugt, herrscht Chaos in Technik und Handel.
Regulierung ist also nötig, aber Gleichmacherei, wie es die Neojakobiner fordern (“was nicht alle können und wissen, soll niemand können und wissen”), das wird es nicht so schnell geben, auch wenn die Linken nicht nachgeben. Zum Glück sind die Vertreter dieser Ideologie nicht sehr effizient.
Auf Grund der besonderen Konstruktion der KEST in Österreich ist die effektive Besteuerung der Kapitalerträge ca. 50 % (Besteuerung nicht realisierter Gewinne auf Fondsebene, keine Abschreibmöglichkeiten, eingeschränkter Verlustvortrag etc.) Also junge Menschen können sich da nicht viel ersparen außer durch Eingehen von sehr hohen Risken (und jetzt kommt noch die höhere Inflation dazu!). Und durch Besteuerung als Einkommen wird der Staat kaum mehr einnehmen, da es ja dann wieder einen Verlustvortrag und Abschreibemöglichkeiten geben muss. Und die Steuerberatungskosten für den Einzelnen kommen dann auch noch dazu.
Arbeit ist zu hoch besteuert.
Selbstverständlich wird die Arbeit und zwar gleich direkt vom Arbeitgeber abgezogen, sodass wir das nur als Buchgeld zu Gesicht bekommen. Vermögenssteuern wären ja für unsere politische Kaste viel zu unsicher, da käme es ja darauf an, ob jemdan fleißig arbeitet und dann noch Geld weglegt, da könnte man sich dem Steuergeld-Wahnsinn dadurch entziehen, indem man einfach alles ausgibt oder verschenkt.
Ja !
Aber: Kapitalerträge sollten wie Löhne besteuert werden.
Die USA sind absolut kein Vorbild. Der
Anteil der working-poor war schon vor der Pandemie höher als in der EU. 40 Millionen arbeitende Menschen haben in den USA ein Einkommen unterhalb der Armutsgrenze. Dass die katastrophale Vermögensverteilung u.a. auch wegen fehlgeleiteter Steuerpolitik unter jeder Kritik ist, wird wohl kaum jemand bestreiten können. In den USA sind Parteispenden nicht reguliert, und der Korruption daher Tür und Tor geöffnet. Der Westen der USA trocknet langsam aus. Aber für 500 Millionen Liter Trinkwasserförderung in Michigan zahlt Nestlé nur 200 Dollar Lizenzgebühr. Und keine Senatsmehrheit in Sicht die sowas abstellen könnte. Ein total fehlgeleiteter Kapitalismus!!