Bei dem offenbar von Theoretikern konzipierten Konzept der Superliga wären Investoren-Clubs wie Chelsea, FC Liverpool oder Manchester United ganz vorne mit dabei gewesen. Nach ein paar Stunden mit öffentlichen Reaktionen war allerdings klar: Die Superliga steht deutlich im Abseits. Jedenfalls hat die Aktion eine Frage aufgeworfen: Ist der Top-Fußball ein sicheres Milliardengeschäft? Ja, natürlich. Aber nur wenn die Umsatzzahlen im Vordergrund stehen. Beim Gewinn sieht es zumeist düster aus. In Österreich haben die jüngsten Entwicklungen um die Bundesligalizenz der Austria Wien gezeigt, wie schnell ein Klub in eine wirtschaftliche Schieflage kommen kann. Obwohl viele honorige Personen in zahlreichen Gremien hinter dem Verein stehen. Aber wirtschaftliche Herausforderungen sind kein Phänomen, das nur bei heimischen Spitzenklubs auftritt. Das Sprichwort „Der Ball ist rund“ steht dafür, dass auch ökonomisch alles Mögliche passieren kann. Das passt auch für ein Investment in Fußballaktien. Weltweit existieren rund 30 Aktien von Fußballvereinen. Darunter glamouröse Namen wie beispielsweise Ajax Amsterdam oder Borussia Dortmund (BVB), deren Aktienkurs von Corona hart getroffen wurde. Dividenden sind auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Wer in dieser Situation Fußballaktien kauft, ist entweder Fan oder Optimist. Denn ein Investment macht nur Sinn, wenn die Hoffnung auf eine beherrschbare Pandemie und die damit einhergehende Rückkehr von Zusehern in die Stadien besteht. Beim Fußball bestehen die Einnahmequellen vor allem aus Eintrittsgeldern, Werbung & Sponsoring, Transfers, Übertragungsrechten und Merchandising.

"Es regiert das Herz und nicht das Hirn"

Fußballklubs wirtschaftlich zu führen, ist eine Herausforderung. Besonders in Österreich. „Es regiert das Herz und nicht das Hirn. Selbst normalerweise scharf kalkulierende Geschäftsleute werfen beim Fußball jede Vernunft über Bord. Da muss man vorsichtig sein“, erklärte mir einst ein Vereinssponsor, der deshalb aus möglichen Haftungsgründen eine Organfunktion im Verein strikt ablehnte. Anderswo scheint es ähnlich zu sein. Beim FC Barcelona übertreffen offensichtlich die Ausgaben die Einnahmen. Mittlerweile sitzt der Verein auf einem Schuldenberg von 1,2 Milliarden Euro. Dort spielt mit Lionel Messi im Übrigen der teuerste Spieler der Welt mit einer kolportierten Jahresgage von 138 Millionen Euro. In Deutschland rutschte Schalke 04 ans Tabellenende der Bundesliga. Nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich. Die Verbindlichkeiten betragen mittlerweile 220 Millionen Euro.

Tanz auf einem spekulativen Parkett

Da coronabedingt einige der sonst verlässlichen Einnahmequellen ausgetrocknet sind, gewinnen TV-Rechte und eine erneute Champions-League Qualifikation wesentlich an Bedeutung. Wer diese Einnahmen nicht hat, muss an anderen Strippen ziehen. So bereitet Werder Bremen gerade eine Anleihe in Höhe von 30 Millionen Euro vor. Anders Borussia Dortmund. Der BVB qualifizierte sich mit fünf Siegen und einem Unentschieden für das Viertelfinale der Champions-League. Dort beendete allerdings Manchester City den Traumlauf der Deutschen. Dennoch schlägt sich die Champions League beim BVB mit rund 40 Millionen Euro zu Buche. Gefehlt haben der Mannschaft aus dem Ruhrpott die Heimspiele, wobei jedes einzelne rund drei Millionen Euro in die Kasse gespült hätte. So besteht die Aussicht, dass der BVB in der kommenden Saison allein aus dem Titel „Champions League“ 80 Millionen an Einnahmen lukrieren könnte. Leicht erkennbar, dass sportliche Erfolge oder Misserfolge Auswirkungen auf den Aktienkurs haben. Damit tanzt der Anleger in Fußballaktien auf einem spekulativen Parkett. Denn wer einen Blick auf den Punktestand der deutschen Bundesliga wirft, der sieht, dass für den aktuell fünftplatzierten BVB Platz eins und zwei weit entfernt liegen. Platz drei und vier wäre realistischerweise erreichbar, sind allerdings derzeit von den sehr kompakt spielenden Teams VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt besetzt. Insofern wird die Qualifikation für den internationalen Bewerb für den Anleger zur Nervensache. Der Marktwert des Kaders wird immerhin auf knapp 600 Millionen Euro geschätzt, also deutlich über dem Börsenwert. Das wird die Vereinsverantwortlichen des BVB schon ruhig schlafen lassen. Davon kann der Geschäftsführer der Wiener Austria vermutlich nur träumen.

Er kennt Öffentlichkeitsarbeit wie kein zweiter. Vom PR-Profi und Politik-Insider Bernhard Krumpel (48) ist die Rede. Sein Motto: „Always stay focused“. Klaren Fokus brauchte er unter anderem als Novomatic-Sprecher. Krumpel arbeitete vorher als Pressesprecher des damaligen ÖVP-Finanzlandesrates Wolfgang Sobotka in Niederösterreich und sammelte danach Erfahrung im Bundesministerium für Inneres sowie im BMVIT. Später arbeitete der studierte Wirtschaftssoziologe im Agenturbereich sowie im Kommunikationsbereich von Unternehmen. Er ist Mitherausgeber von drei Buchbänden mit dem Titel „Spezialgebiete der PR“.