
Bernhard Krumpel: Taxonomie färbt Atomkraft grün
Durch die Entscheidung, Kernenergie als CO2 neutrale Technologie zu forcieren, wurde die Taxonomie über Nacht auch in Österreich bekannt. Doch hinter diesem recht sperrigen Begriff steht die europäische Vision, nachhaltig in Richtung Klimaneutralität zu marschieren. Damit steht die Taxonomie erst ganz am Anfang, die Atomenergie wird jedenfalls mit an Bord sein.
Als beschlossen wurde, Kernkraft als klimaneutrale Technologie in die Taxonomie aufzunehmen, war die Aufregung erstaunlich groß. Erstaunlich deshalb, weil dies keine Nacht-und-Nebel Aktion war. Monatelang wurde darüber diskutiert, abgestimmt und geschrieben, auch an dieser Stelle. Umso verblüffender war die Reaktion der heimischen Politik, die nur einen Schluss zulässt: Entweder war man zu sehr mit dem geplanten Lobau-Tunnelchen beschäftigt, um über die breite europäische Diskussion zur Kernenergie etwas mitzubekommen. Oder das Thema Atomkraft wurde nach guter österreichischer Tradition einfach ausgeblendet. Ohren zuhalten als Strategie zur Konfliktbewältigung. Die gespielte Empörungs- und Klagestrategie kann in Brüssel nicht ernst genommen werden. Zu lange hätte es die Möglichkeit gegeben, sich in die Diskussion konstruktiv einzubringen. Nun wurde Atomenergie in der Taxonomie, der Zukunftsbibel Europas, niedergeschrieben. Gut wäre zudem gewesen, sich mit den jüngsten Entwicklungen auseinanderzusetzen. Etwa mit den erstmals im Dezember 2021 in China in Betrieb genommenen „Kugelbett-Reaktoren“, ursprünglich eine deutsche Erfindung. Oder der Dual-Fluid Technologie, die so weit gediehen ist, dass bereits 2024 ein erster Demonstrationsreaktor in Kanada entstehen soll. Damit wären die Themen Atommüll und Sicherheit kein Hindernis mehr. Lediglich bei der Wirtschaftlichkeit gibt es unterschiedliche Prognosen. Aber bleiben wir bei der Taxonomie, die für nahezu alle Berufsgruppen von elementarer Bedeutung ist. Man könnte auch sagen: Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der von der Taxonomie betroffen ist.
Die europaweite Diskussion verschlafen?
Die Taxonomie ist eine EU-Verordnung, die im Dezember 2020 in Kraft getreten ist. Das bedeutet, schon davor wurde ausgiebig diskutiert. Mitgliedsstaaten, welche die Bedeutung dieser Verordnung intellektuell erfasst haben, brachten sich in die Diskussion aktiv ein. Denn dort wird im Sinne des Pariser Klimaabkommens festgelegt, was künftig als nachhaltige wirtschaftliche Aktivität gesehen werden kann. Die Taxonomie ist also ein wichtiger Baustein des EU-Aktionsplans „Sustainable Finance“, ein politisches Herzstück der Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen.
Dabei ist die Taxonomie kein Fünf-Jahres-Plan. Im Gegenteil, sie wird laufend weiterentwickelt. Ihre Kriterien unterliegen einem ständigen review-Prozess, zudem werden die Anknüpfungspunkte zu anderen relevanten Gesetzesmaterien immer engmaschiger definiert.
Die Taxonomie legt sechs Umweltziele fest
Aktuell deckt die Taxonomie zwei der sechs Umweltziele ab, die 80 Prozent der Treibhausgasemissionen entsprechen. Umweltziele sind Klimaschutz, Klimawandelanpassung, nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung von Verschmutzung sowie Schutz von Ökosystemen und Biodiversität. Insofern erleichtert die Taxonomie-Verordnung Investoren und Unternehmen nachhaltige Investitionsentscheidungen zu treffen, da die zwingende Berichterstattung zur Taxonomie die Nachhaltigkeitsinformationen erstmals vergleichbar macht. Das Ende der Fahnenstange ist damit noch nicht erreicht. So lässt die EU-Kommission derzeit die vier restlichen Umweltziele ausarbeiten und entwickelt eine Sozialtaxonomie.
Um als Unternehmen taxonomiekonform zu sein, sind drei Schritte wesentlich. Es muss mindestens eines der sechs Umweltziele erreicht werden, keines der anderen Umweltziele negativ beeinflusst und sozialen Kriterien entsprochen werden. Bei letzterem bilden die “UN Guiding Principles for Business and Human Rights” sowie die OECD Guidelines for Multinational Enterprises den Beurteilungsrahmen.
Europa möchte also globaler Vorreiter in der Klimaneutralität werden. Ein ambitioniertes Ziel, das für Unternehmen folgendes bedeutet: Neue Verordnungen und Gesetze. Die Taxonomie ist das Standardwerk dazu.
Er zählt in Österreich zu den besten Kommunikationsexperten. Die Rede ist vom PR-Profi und Politik-Insider Bernhard Krumpel (49). Sein Motto: „Always stay focused“. Klaren Fokus benötigte er unter anderem bei seinen komplexen Jobs für Politiker, Ministerien und Konzerne. Neben seiner Beratungstätigkeit gibt der Wirtschaftssoziologe gerne sein Wissen an Studenten weiter. Er ist Verfasser von Fachartikeln, wie etwa zur Aktionärsrechte-Richtlinie und deren Auswirkung auf die Unternehmenskommunikation, sowie Mitherausgeber von drei Buchbänden mit dem Titel „Spezialgebiete der PR“.
Kommentare
So ganz nebenbei sieht man auch gleich, welches (Leicht-)Gewicht die neue deutsche Regierung hat: Kaum ist Merkel weg, kommt es zu EU-Entscheidungen gegen den Willen Deutschlands.
Das ist doch reiner Populismus unserer Grünen jetzt so empört zu reagieren!!!!!
Nur ihre supervifen Wähler nehmen ihnen deren Empörung ab
Sie schreiben, Herr Krumpel, “Dabei ist die Taxonomie kein Fünf-Jahres-Plan” und begründen das damit das sie ja dauernd weiterentwickelt würde.
Nun die Fünf-Jahres-Pläne der Sowjetunion wurden auch andauernd weiterentwickelt.
Diese Pläne waren aber trotzdem unbrauchbar weil sie einen grundsätzlichen Konstruktionsfehler hatten.
Wenn man bedenkt wie viel trockenes unfruchtbares Ödland im arabischen Raum brach liegt und wenn man bedenkt, dass dort einmal vor der Menschheitsgeschichte eine üppige Vegetation vorhanden war (Erdöl ist der Beweis) die zweifellos viel CO2 benötigte um so zu gedeihen, dann darf man sich fragen warum wir nicht mehr Anstrengungen in die Begrünung des Planeten investieren.
Wenn wir das klug machen arbeitet die Natur für uns.
In Wirklichkeit versucht die erste Welt Gewissensberuhigung und Selbstkasteiung während die dritte Welt durch eine unglaubliche Bevölkerungsexplosion den wirkliche Zerstörer des Planeten darstellt.
Aber das ist der weiße Elefant im Raum der nicht angesprochen werden darf.
Konkret geht es um die am 10.12. 2021 im Amtsblatt der EU veröffentlichte Delegierte Verordnung (EU) 2021/2178 der EU-Kommission („Delegierte Verordnung vom 6. Juli 2021 zur Ergänzung der Verordnung (EU) 2020/852 des Europäischen Parlaments und des Rates durch Festlegung des Inhalts und der Darstellung der Informationen, die von Unternehmen, die unter Artikel 19a oder Artikel 29a der Richtlinie 2013/34/EU fallen, in Bezug auf ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten offenzulegen sind, und durch Festlegung der Methode, anhand deren die Einhaltung dieser Offenlegungspflicht zu gewährleisten ist“), nachdem die Vetofrist für das Europäische Parlament und den Rat abgelaufen ist. Inkompetenz ist bei Gewessler Programm und Methode, China – wie bei der Elektromobilität – Märkte zu erschließen.
Unsere Grünen waren damit beschäftigt, die türkise Schnöseltruppe zu vernichten, da war für wichtige Umweltziele keine Zeit!!
Das Wort Taxonomie sollte einmal erklärt werden. Eigentlich ein häßliches Wort.
Der Begriff setzt sich aus dem griechischen táxis (Ordnung) und nomos (Gesetz) zusammen und steht laut Duden für die “Einordnung in ein bestimmtes System”
Österreichs Ablehnung der Kernkraft ist Kreisky geschuldet. Damals wollte man ihm, bei der Kernkraft- Abstimmung, eines auswischen und hat dagegen gestimmt. Und die Grünen haben sich dies auf ihre Fahnen geheftet und ignorieren bewußt die neue technische Entwicklungen.
Diesmal zu 100% bei ihnen. Es handelt sich dort eher um Taxidermisten die uns das Fell über die Ohren ziehen wollen…
Wird nicht gewünscht, dann ist der Autor ja blamiert.