
Bernhard Krumpel: USA als Turbo und Bidens Halbzeit
Das Jahr 2021 war aus wirtschaftspolitischer Sicht aufgrund der Pandemie eine Berg- und Talfahrt. 2022 sollte mehr bieten, Dank den USA auch in Europa. Denn Biden setzt gerade ein zentrales Wahlversprechen um: Den Ausbau der Infrastruktur. Ein weiteres wichtiges Paket scheiterte allerdings kürzlich an einem Parteigänger.
Anfang November war es so weit. Der US-Kongress beschloss mit den Stimmen der Demokraten und einiger Republikaner ein langerwartetes Infrastrukturpaket historischen Ausmaßes. Demnach werden in den kommenden Jahren unglaubliche 550 Milliarden Dollar in die Erneuerung der maroden Infrastruktur investiert. Da schon davor Mittel für Infrastrukturinvestments veranschlagt worden waren, steht insgesamt eine Billion Dollar zur Verfügung.
Der größte Teil, 110 Milliarden US-Dollar, wird für die Renovierung von Straßen und Brücken verwendet, 66 Milliarden für das Schienennetz. Für 65 Milliarden Dollar soll die Strominfrastruktur modernisiert werden, 42 Milliarden fließen in Häfen und Flughäfen und 39 Milliarden in die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Dazu kommen noch weitere Schwerpunkte, wie der Ausbau der Ladestationen für elektrische Autos oder die Förderung elektrischer Busse. Selbstverständlich wird bei den Auftragsvergaben „America first“ gelten, im Vordergrund stehen dabei jedoch nicht Eigentumsverhältnisse, sondern die Frage, ob amerikanische Arbeitskräfte davon profitieren. Viele europäische Unternehmen sind in den USA gut positioniert. Ob es die deutsche HeidelbergCement AG ist, eines der größten Baustoffunternehmen weltweit mit unter anderem 13 Zementwerken in den USA oder die in den Staaten ebenfalls präsente österreichische voestalpine AG.
Die Infrastrukturinvestitionen sind auch dringend notwendig. Laut einem Bericht der American Society of Civil Engineers (ASCE) versickern in den USA jeden Tag aufgrund kaputter Leitungen 22 Milliarden Liter Wasser. Bei den Billionen Dollar ist es jedenfalls kein Wunder, dass Analysten von einem der stärksten Wirtschaftsbooms seit Jahrzehnten sprechen.
Biden kämpft um seine Versprechen
Der Einsatz Bidens, seine Versprechen zu halten ist bewundernswert und verständlich zugleich. Im November 2022 stehen Kongresswahlen an und Donald Trump entwickelt für die kommenden Präsidentschaftswahlen 2024 bereits Aktivitäten.
Biden hat zwar bisher geliefert, aber die Stimmung im Land kommt nicht so richtig in die Gänge. Die Ursache: COVID. Trotz umfassender Hilfsgelder in Höhe von nahezu 2 Billionen Dollar sägen die Mutationen – gleich Europa – an den Nerven der Amerikaner. Dass die USA richtig agiert haben, daran zweifelt niemand. Das prognostizierte Wirtschaftswachstum 2021 dürfte bei 5,5 Prozent liegen, binnen weniger Monate sank die Arbeitslosigkeit von 7 Prozent im Februar 2021 auf 4,2 Prozent im November und die Kinderarmut reduzierte sich um 40 Prozent. Allerdings zeigt die Dollarpresse auch Nebenwirkungen. Die hohe Inflation verteuert das Leben der Amerikaner spürbar und damit auch das Allgemeinbefinden.
Biden wollte das Geld der Reichen
Dazu kommt noch ein weiterer herber Rückschlag. Biden wollte ein weiteres Versprechen erfüllen. Mit einem zweiten 3,5 Billionen-Dollar-Paket sollten Sozialleistungen im Land ausgebaut und die Klimakrise bekämpft werden. Die Finanzierung hätte durch Steuererhöhungen für Spitzenverdiener und Konzerne sowie das Eintreiben fälliger Abgaben erfolgen sollen. Zwar hat der Präsident dieses Paket aufgrund von Widerständen in den eigenen Reihen auf 1,75 Billionen Dollar reduziert, doch eine Mehrheit blieb ihm weiter versagt. Ausgerechnet sein eigener Parteikollege Joe Manchin, Senator in West Virginia, versagte ihm die fehlende Stimme für dieses Paket. Manchin firmierte dadurch als Stimmungsaufheller bei den Republikanern und Donald Trump.
Prognosen zeigen nach oben
Der Frühling soll jedoch positive Stimmung ins Land spülen. Dafür sollte Omikron nicht gefährlicher sein als Delta und sich auch rasch wieder zurückziehen, wie das Ärzteblatt kürzlich über Erfahrungswerte aus Südafrika berichtete. Das wird die wirtschaftliche Stimmung in Europa hoffentlich aufhellen, so die Annahme der Ökonomen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Gepaart mit den amerikanischen Investitionsprogrammen sieht es also nach einem guten Jahr 2022 aus.
Er zählt in Österreich zu den besten Kommunikationsexperten. Die Rede ist vom PR-Profi und Politik-Insider Bernhard Krumpel (49). Sein Motto: „Always stay focused“. Klaren Fokus benötigte er unter anderem bei seinen komplexen Jobs für Politiker, Ministerien und Konzerne. Neben seiner Beratungstätigkeit gibt der Wirtschaftssoziologe gerne sein Wissen an Studenten weiter. Er ist Verfasser von Fachartikeln, wie etwa zur Aktionärsrechte-Richtlinie und deren Auswirkung auf die Unternehmenskommunikation, sowie Mitherausgeber von drei Buchbänden mit dem Titel „Spezialgebiete der PR“.
Kommentare
Kann ich so nicht bestätigen. Aufgrund der hohen Inflation und der zunehmenden Kriminalität aufgrund des gekürzten Budgets für die Polizei durch Präs. Biden und die Demokraten, sind mittlerweile auch die Migranten unzufrieden. Sie beschweren sich, dass sie in die USA gekommen sind um ein besseres Leben zu führen und sind mittlerweile mit denselben Problemen wie zuhause konfrontiert: HOHE Inflation und HOHE Kriminlität. Corona hat da nix damit zu tun, wird nur von den Demokraten als Ausrede benützt, kommt aber bei der Bevölkerung auch als solche an. Dieser Präsident wird als schwacher alter Mann gesehen, die Fäden ziehen andere.
Let’s go Brandon!
Yes!
Eine interessante Analyse. Was die midterm elections aber bringen werden, ist noch nicht abzusehen. Biden könnte auch zur lame duck werden … Auf jeden Fall sollte Europa selbst etwas tun. Darüber herrscht aber dieselbe Uneinigkeit wie in den USA. Die “Reichen 5 oder mehr” wollen nicht für den “Armen Süden” zahlen, weil sie absolut nichts dafür bekommen. Und Deutschland taumelt führungslos dazwischen herum …