„Jo‘s Cervical Cancer Trust“ („Jo‘s Gebärmutterhalskrebs Stiftung“) ist Großbritanniens führende Wohltätigkeitsorganisation für Gebärmutterhalskrebs. Auf ihrer Homepage wartet sie mit einem eigenen Wörterbuch auf, das für Ärzte und generell für Personen in Gesundheitsberufen erstellt worden ist, in Kooperation mit der LGBT-Foundation. Von „Sprache für die Unterstützung von Trans-Menschen und/oder nicht-binären Menschen“ ist die Rede, die in der Praxis verwendet werden solle.

Zwei alternative Wörter für Vagina vorgeschlagen

Allzu umfangreich ist das Glossar noch nicht. Es umfasst bisher 24 Wörter, beispielsweise „Cisgender oder cis“: Das ist „eine Person, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde.“ Nach jetzigem Wissensstand dürfte das die überwiegende Mehrheit der Menschen sein. Auch „Geschlechtsdysphorie“ befindet sich im Wörterbuch. Das meint „ein Gefühl des Unbehagens oder der Verzweiflung, das eine Person aufgrund einer Diskrepanz zwischen dem ihr bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und ihrer Geschlechtsidentität empfinden kann.“

Grundsätzlich geht es der Stiftung um die Heilung von Gebärmutterhalskrebs – aber auch um die richtige Sprache, die Ärzte dabei verwenden.Getty

Besonders brisant: Beim Durchstöbern stößt man auf zwei Begriffe, die anstelle von „Vagina“ verwendet werden sollen: „Bonus hole“ („Bonusloch“) und „front hole“ („vorderes Loch“). Welche der beiden Bezeichnungen sich durchsetzen wird, ist noch offen. Das gilt es offenbar zu erproben. Bei beiden Wörtern steht nämlich erläuternd: „Ein alternatives Wort für die Vagina. Es ist wichtig, zu prüfen, welche Worte jemand lieber verwenden würde.“

Mit der „richtigen Sprache“ zeige man „Anerkennung“

Auch im Rahmen der Behandlungen von Gebärmutterhalskrebs könnte geklärt also werden, welches der beiden Wörter künftig anstelle von „Vagina“ verwendet werden soll.

Über Sinn und Zweck des Wörterbuchs erklärt die Stiftung: „Die richtige Sprache zu verwenden, wenn man sich auf die Geschlechtsidentität einer Person bezieht, ist eine einfache und wirksame Möglichkeit, Unterstützung und Anerkennung zu zeigen.“ Sollte man nämlich „eine falsche Sprache“ verwenden, könnte dies „dazu führen, dass sich jemand verletzt oder beunruhigt fühlt.“

Das Glossar auf der Homepage

In dem Glossar würden Wörter erklärt, „die wir in unseren Informationen verwenden oder die Sie von einem Patienten hören könnten. Es handelt sich nicht um eine endgültige Liste“. Ärzte seien angehalten „zu prüfen, welche Wörter oder Ausdrücke Ihr Patient bevorzugen würde.“

Was die Lage allerdings verkomplizieren dürfte: Einigen Frauen könnten es weiterhin vorziehen, wenn von „Vagina“ – und nicht von „Bonusloch“ oder „vorderem Loch“ – die Rede ist.