Bestseller-Autor Shellenberger: "Wir haben zu viele erneuerbare Energien"
Es droht Stromknappheit, die Energiepreise steigen. Autor Michael Shellenberger (“Apocalypse never“) sieht eine Hauptschuld bei den erneuerbaren Energien. Allerdings würde der Hype bereits abklingen, es setze ein erstes Umdenken ein. Der Umwelt-Experte setzt sich seit Jahren für eine rationale Umweltpolitik ein und kritisiert den Öko-Alarmismus und dessen “religiöse Agenda”.
Am besten sollten wir nicht mehr fliegen, dafür nur mehr in Elektrofahrzeugen sitzen, und möglichst wenig Fleisch essen. Solche Ansichten hört man zurzeit zuhauf, Shellenberger hält nichts von ihnen: “Ich behaupte, dass die Leute, die da draußen über das Ende der Welt durch den Klimawandel schreien, eine religiöse Agenda verfolgen, die mit historischer Schuld und der Angst vor der Apokalypse zu tun hat. Sie wollen sich auf eine Art Askese, auf Selbstgeißelung einlassen. Sie wollen etwas ganz anderes als das, was tatsächlich erforderlich ist, um die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren.”
"Deutschland hat zu viele erneuerbare Energien"
Dass man zurzeit mehr Kohle verbrenne, sei nicht weiter verwunderlich, wie der Umwelt-Experte im Interview mit dem Wall Street Journal deutlich macht: “Wir haben den Übergang von Holz zu Kohle vollzogen, indem wir dafür gesorgt haben, dass Kohle im Überfluss vorhanden und billiger ist. Dadurch konnten wir den Rauch in der Innenraumluft, der bei der Verbrennung von Holz und Dung entsteht, reduzieren.”
Erneuerbare Energien seien jetzt freilich überhaupt nicht hilfreich: “Wir befinden uns weltweit in einer Krise, in der es zu viele erneuerbare Energien gibt. Deutschland hatte zu viele erneuerbare Energien; sein Strom ist jetzt der teuerste in Europa. Das Land ist bei den Brennstoffen, vor allem beim Erdgas, zu sehr von Russland abhängig geworden, weil es das Gas brauchte, um die wetterabhängigen erneuerbaren Energien auszugleichen.”
Es droht Stromknappheit, weil man sich auf wetterabhängige Energien verlässt
Auch im Westen der Vereinigten Staaten und im Mittleren Westen drohe Stromknappheit. “Das ist eine Folge davon, dass wir uns zu sehr auf wetterabhängige erneuerbare Energien verlassen.” Einzig der Gouverneur von Kalifornien habe positiv reagiert. Er hat beschlossen, “das letzte Kernkraftwerk in Betrieb zu halten, weil wir aufgrund der übermäßigen Abhängigkeit von erneuerbaren Energien mit Stromausfällen rechnen müssen.”
Von den erhöhten Erdgaspreisen wird Shellenberger zufolge aber kurz- bis mittelfristig die Kernkraft profitieren. “Längerfristig wirft dies die Frage auf, was für ein Stromnetz wir mit all dieser unzuverlässigen, wetterabhängigen Energie aufbauen wollen, denn man muss immer über Reservestromquellen verfügen. Man schafft im Grunde eine Schicht aus erneuerbaren Energien über einem zuverlässigen Stromnetz. Das macht die Energie viel teurer und schwieriger zu handhaben.”
Ein neuer Trend hin zu Kernenergie setzt gerade ein
Der Klima-Hype habe seinen seinen Zenit bereits überschritten, Shellenberger ortet ein erstes Umdenken in der Politik: “Am dramatischsten sieht man das derzeit in Deutschland. Eine große Mehrheit der Deutschen ist jetzt für die Kernenergie. Meine Verbündeten, die sich für die Kernenergie einsetzen, wollten mich noch vor ein paar Jahren davon überzeugen, die Kernenergie aufzugeben, weil die Deutschen so dogmatisch gegen die Kernenergie sind. Und in Kalifornien, meinem Heimatstaat, wo die Anti-Atomkraft-Bewegung in den 1960er Jahren ihren Anfang nahm, ist es auch so.”
Allmählich werde man sich der Grenzen von Solar- und Windenergie bewusst, “da diese wetterabhängig sind. Ich glaube, wir befinden uns auf dem Höhepunkt der Manie der erneuerbaren Energien. Wir sehen eine größere Wertschätzung für Erdgas und eine viel größere Wertschätzung für die Kernenergie.”
"Klimabefürchtungen müssen in den Hintergrund gedrängt werden"
Den Vereinigten Staaten – und ebenso Deutschland – rät Michael Shellenberger Kernenergie auszubauen und mit ihr Kohle und Gas zu ersetzen. Die USA sollten darüber hinaus einen Großteil des Gases nach Asien und Europa exportieren, “damit sie Putins Würgegriff über die Energie überleben können, der sich jetzt auf den gesamten globalen Energiemarkt erstreckt”.
Schon bisher galt: “Der große Ausbau der Kernenergie im Westen diente hauptsächlich dazu, die Energiesicherheit zu erhöhen.” Das würde auch die Kohlenstoffemissionen verringern, “aber die Klimabefürchtungen müssen in den Hintergrund gedrängt werden”.
Kommentare
Wasserstoff als Speicher. Afrika hat dafür grosses potenzial!
Diese Staaten sind dafür zu instabil, dort herrschen fast immer irgendwelche Unruhen. Zur Zeit machen die Moslems dort sehr viel Stunk dort.
An der Kritik ist einiges dran, man muss aber deshalb entsprechende Speichermöglichkeiten schaffen, sowohl im Großen, als auch im Kleinen. Das reicht von Hochspannungsleitungen von der Nord- und Ostsee um Wasser in die Stauseen im Alpenraum hochzupumpen bis zur intensiven Forschung nach neuen Speichermedien. Einfamilienhäuser, die vorherrschend Wohnform auf dem Land, können mit heutiger Solartechnik und entsprechenden Batterien auch in Österreich schon einige Monate völlig autark über die Runden kommen und sogar Strom ins Netz einspeisen. Hier wären gewaltige Investitionen erforderlich, könnten aber sehr viel hochwertige Arbeitsplätze geschaffen werden.
die ausführungen über pv und windenergie kann man nachvollziehen,
das mit atomenergie ausgleichen zu wollen, mag für kalifornien zutreffen, bei uns ist wasserkraft die bessere alternative.
langfristig wäre es besser, wenn man die kernfusion schnellstmöglich fertig entwickeln würde, um die primärenergie für alle möglichen anwendungen von e-fuels bis raumfahrt zu erzeugen.
@HansH So ein Quatsch den sie da schreiben, wir reden von Überschussstrom der für Speicher verwendet wird.
Nur gibt es keine ernsthaften Speicher, die mehr als ein paar Minuten Strom für ein land speichern können.
Alles nur Grüner Unsinn und Wunschträume.
Informationen über Pumpspeicher, Wasserstoff, EE Methan oder Batterie Großpack würden helfen über die Dauer wie lange man Quasi Strom speichern kann helfen. Vorher bitte informieren, bevor Unsinn gepostet wird.
Sehr einseitig betrachtet!
Für die großen Energiekonzerne wäre es natürlich einfacher, ohne erneuerbare Energien. Für das Stromnetz bedeuten diese auch zahlreiche Herausforderungen, um die Versorgung zu gewährleisten. Dafür braucht man aber auch in der konventionellen Stromerzeugung hochflexible Gaskraftwerke. Das der Strom dabei billiger wäre, ist eine bloße Behauptung. Z. B. Großbritannien der Fördertarif für neue Atomkraftwerke ist wesentlich höher als für jede erneuerbare Form. Ach die Nachfrage nach Fossilenergie wird mit den erneuerbaren gesenkt, auch dass hat Auswirkungen auf die Preise. Der Umweltschutz und die Unmengen an Atommüll sind nochmals ein ganz anders Thema, die Auswirkungen des Klimawandels sind ja mittlerweile schon deutlich zu spüren.
“die Auswirkungen des Klimawandels sind ja mittlerweile schon deutlich zu spüren.”
Nein, das ist nicht zutreffend.
Ich empfehle Ihnen, sich mit der Paläoklimatologie auseinanderzusetzen, und zwar unvoreingenommen. Sie werden staunen.
Gas und Erdöl sind endliche Güter, wenn wir nach der jetzigen Krise wieder voll auf diese Energie setzen wird die nächste oder übernächste Generation das gleiche Problem wie wir haben mit dem Unterschied das nicht wegen kriegerischer Auseinandersetzungen, zeitlich begrenzt nicht mehr geliefert wird, sondern weil es zu Ende geht.
Und eines muss uns auch klar sein, wenn Russland realisiert das seine Rohstoffe nur noch ein paar Jahrzehnte reichen wird es den Export einstellen.
Allein weil es dann weiß das es damit seine Weltherrschaft sichert.
Dann hat nur das russische Militär und die russische Wirtschaft diesen Rohstoff im Überfluss.
Das sind meiner Meinung nach Gründe warum wir schon jetzt massiv nach neue Technologien forschen müssen.
Gas und Öl soll weiter eine wichtige Rolle spielen um die Wirtschaft sinnvoll betreiben zu können aber wer jetzt klug ist der denkt an morgen und dort wird der gewinnen der die Wasserstofftechnologie beherrscht.
Wenn man das Energiethema ideologiebefreit betrachtet, kommen so vernünftige Schlussfolgerungen heraus.
Die nachhaltigen Grünen haben Zwentendorf und Hainburg verhindert!
Sollen sie doch mit ihrem Mundwerk Wind erzeugen!
Ich bin kein Freund der Grünen, aber Zwentendorf haben sie nicht verhindert. Das war Taktik des Herrn Kreisky! Mit seiner Ansage, zurückzutreten wenn Zwentendorf nicht kommt, haben viele (OeVP Wähler) gegen Zwentendorf gestimmt. Moral von der Geschicht, vertraue einem SPOE Kanzler nicht!
Das soll ein Experte sein? Zum Lachen dieser Artikel. Natürlich muss Ausbau von Wetter abhängigen Energien wie Photovoltaik oder Wind einher gehen mit Speicherbau. Dies ist mit Pumpspeichern, Wasserstoff oder Batterie Mega Pack möglich. Warum verschweigt dieser Obergscheite das?
Blöderweise muss man dann soviel Energie hineinstecken in Windräder, Speicherbau und Erhaltung, wie man mit dem ganzen Graffl zusammen über die Lebenszeit kaum erzeugt. Ironischerweise könnte man sagen, die sogenannten Erneuerbaren heißen so, weil man diese subventionierten Zufallsstromerzeuger und alle paar Jahre erneuern muss. Der Autor hat recht. Die derzeit irren Strompreise kommen eben daher, dass wir zuviel von diesem teuren und ineffizienten Schrott gebaut haben, der keine Grundversorgung sicherstellen kann.
Nötig sind Kraftwerke die konstant, garantiert Strom erzeugen!
Welche sind das wohl?
Viele erneuerbare Energiequellen werden steuerlich gefördert, d.h. mit Staatskosten werden irgendwelche Werkeln am Leben erhalten!
Viele kleine Wasserkraftwerke hat man seit den 60er Jahren eingestellt!
Hochwasser zerstörte die Wehr, diese wurde danach nicht mehr errichtet. Der Generator, der meistens ein Sägewerk betrieb, wurde abmontiert!