Wirbel um Juventus Turin. Erst am Freitag wurde bekannt, dass dem italienischen Rekordmeister 15 Punkte in der laufenden Serie-A-Saison abgezogen werden. Die Entscheidung gab der Sportgerichtshof des Verbandes FIGC bekannt. Die “Alte Dame” soll bei Bilanzen gefälscht haben. Dadurch wollte man mehr Geld für Transfers lukrieren. Chefankläger Giuseppe Chinè forderte dabei eigentlich nur neun Punkte Abzug. Doch das war dem Sportrichter nicht genug. Das hat grobe Auswirkungen auf die Tabelle. Juve rutscht damit in der Tabelle auf den elften Platz ab. Juve kann aber gegen das Urteil beim italienischen Olympischen Komitee in Berufung gehen.

Konkret geht es in diesem Fall um fingierte Spielerbewertungen. So sollen die Turiner einigen Profis bewusst falsche Marktwerte zugeschrieben haben. Dadurch wurde die Vereinsbilanz frisiert und alleine in den Jahren 2018, 2019 und 2020 um mehr als 100 Millionen Euro beschönigt. Juve und andere Vereine wurden wegen dieser Vorwürfe schon einmal vom Sportgerichtshof freigesprochen. Allerdings wurde das Verfahren nach neuen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft wieder aufgenommen. Im Gegensatz zu Juventus Turin wurden die anderen Clubs jedoch freigesprochen.

Bestraft wurden auch die ehemaligen Clubbosse. So wurde Ex-Präsident Andrea Agnelli für zwei Jahre gesperrt. Der ehemalige Vizepräsident Pavel Nedved wurde für acht Monate für jegliche Aktivitäten im italienischen Fußball gesperrt. Ex-Geschäftsführer Fabio Paratici erhielt gar eine Sperre für 30 Monate. Das Gericht wird beantragen, dass die Sperren auch auf europäische und internationale Wettbewerbe ausgeweitet wird. Das könnte vor allem Paratici treffen, der seit 2021 Sportdirektor bei Tottenham Hotspur in England ist. Agnelli und Nedved waren in dieser Woche ohnehin bereits offiziell zurückgetreten.

Falschangaben in der Corona-Pandemie

Der Vorwurf der Bilanzfälschung ist allerdings nicht der einzige Aspekt. Darüber hinaus geht es auch noch um Falschangaben in der Corona-Pandemie. So soll damals durch Falschangaben über nicht ausgezahlte Gehälter die Bilanz gefälscht worden sein. Damals erklärten sich die Spieler offiziell bereit, auf einen Teil ihrer Gehälter zu verzichten – als Solidarität mit dem Verein. Auch Juve kämpfte während der Pandemie und der Lockdowns mit fehlenden Einnahmen. Die nicht ausgezahlten Gehälter wurden offiziell verbucht. Später sollen sie aber dann doch heimlich an die Profis ausgezahlt worden sein. Die Staatanwaltschaft in Turin ermittelt auch in diesem Fall.

Auch die UEFA schaut nun genauer hin. Der europäische Kontinentalverband prüft derzeit ebenfalls die Finanzen der Italiener. Laut italienischen Medien könnte sogar ein Ausschluss aus dem Europacup für die nächsten Jahre drohen. Doch zunächst muss man sich nach dem 15-Punkte-Abzug erstmal für einen internationalen Bewerb qualifzieren.

Obwohl die Turiner nun zwölf Punkte Rückstand auf die Champions-League-Plätze haben, glaubt man nach wie vor an die Teilnahme. Auf Tabellenführer Napoli hat man gar 28 Punkte Rückstand. Am Sonntagabend will die “Alte Dame” eine sportliche Reaktion liefern. Um 20.45 Uhr auf Atalanta Bergamo. “Wir brauchen einen außergewöhnlichen Lauf, aber ich habe die Rechnung schon gemacht”, sagte Coach Massimiliano Allegri vor der Ligapartie