Trotz des beachtlichen Preisanstiegs sieht sich Bitcoin immer noch großer Kritik aus der Finanzwelt ausgesetzt. Und das, obwohl die Zeichen der Zeit für das „Kryptogold“ selten so gut standen wie gegenwärtig. Der von Anlegern jahrelang herbeigesehnte erste Exchange Traded Fund (ETF), der Bitcoin abbildet, wird seit Dienstag an der New Yorker Börse gehandelt. Und dieses Ereignis wurde wahrlich zum Raketenstart. Mit einem Handelsvolumen von 981 Millionen US-Dollar gelang ProShares Bitcoin Strategy ETF (BITO) der zweiterfolgreichste Start in der US-amerikanischen Börsengeschichte. Doch neben dem Glauben an die technischen Fähigkeiten der Blockchain-Technologie und der Hoffnung auf den schlussendlich erfolgreich eingeführten ETF fungierte vor allem ein Aspekt als Preistreiber der vergangenen Wochen: Die weltweite Inflation.

So bezeichnet der Leiter des operativen Geschäfts von Goldman Sachs, John Waldron, die Inflation derzeit als „größtes Risiko“ und Blackrock-Chef Larry Fink geht davon aus, dass diese „definitiv nicht vorübergehend“ sei. In Österreich kletterte die Teuerung mit milde klingenden 3,3 Prozent auf ein Zehnjahreshoch. Den Debatten vergangener Perioden ähnelnd, ob Bitcoin etwa als offizielle Währung tauge, ist nun die Frage entbrannt, wie es denn um den Inflationsschutz des Krypto-Assets stehe. Und es gibt gewichtige Protagonisten, die dem „digitalen Gold“ den intrinsischen Wert und demzufolge eine entsprechende Absicherung vor der Teuerung absprechen. JPMorgan-Chef Jamie Dimon geht sogar so weit, dass er die Kryptowährung für „wertlos“ hält. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) konkludiert am 17.10: „Der Bitcoin schützt nicht“.

Der Untergang wird ausbleiben

Derlei Pauschalaussagen teile ich nicht. Die Kryptowährung wurde bei der Gründung vor zwölf Jahren mitunter aus dem Grund des Inflationsschutzes auf 21 Millionen Bitcoins limitiert. Damit ist es der einzige limitierte Vermögenswert, den es gibt. Ein weiterer Grund für die Erfindung des Bitcoins war die Geldpolitik der US-amerikanischen Zentralbank (FED) in der Bekämpfung der Weltfinanz-Krise des Jahres 2008 und der daraus resultierenden „Gelddruckorgien“ sämtlicher Zentralbanken weltweit. Die Ausweitung der Geldmengen hat sich insbesondere durch die Bekämpfung der Corona-Pandemie noch in viel größerem Maße fortgesetzt. Die FED hat die Geldmenge (M3) seit Anfang des Jahres 2020 um 34 Prozent, das europäische Pendant (EZB) um mehr als 16 Prozent gesteigert. Geld, das vor allem in Sachwerte fließt.

Das zeigt auch die Wertsteigerung von Bitcoin vor dem aktuellen „Bullenmarkt“. Zum 1. Oktober 2021 belief sich der Tagesschlusskurs von Bitcoin auf 37.701,42 Euro. Am gleichen Tag des Vorjahrs lag dieser bei 9211,89 Euro. Das ist ein Plus im Jahresvergleich von 28.489 Euro. Die Skepsis beim Thema Inflationsschutz begründet sich somit eher auf die historische Dimension der jungen Kryptowährung im Vergleich mit Edelmetallen, insbesondere Gold. Bei letzterem gibt es natürlich einen viel längeren Beobachtungszeitraum. Insofern kann niemand garantieren, dass Bitcoin immer und in jedem Fall vor Inflation schützt.

Doch bei aller Vorsicht sollte man nicht vergessen, dass die Blockchain-Technologie, auf der Bitcoin und andere Kryptowährungen beruhen, die Zukunft auf diesem Planeten maßgeblich beeinflussen wird. Deshalb halte ich Untergangsszenarien für unbegründet. Wird es nach dem „Bullenmarkt“ wieder einen „Bärenmarkt“ mit fallenden Kursen geben? Auf jeden Fall! Werden Staaten Kryptowährungen stärker regulieren? Gewiss! Trotzdem lässt sich das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen. Die ETF-Einführung stellt einen weiteren Schritt in der weltweiten Akzeptanz von Kryptowährungen dar.

Auch jene Marktschreier, die Kryptowährungen mit der holländischen Tulpenblase des Jahres 1637 vergleichen, werden es nicht verhindern können: Der Bitcoin ist gekommen, um zu bleiben…

Hat der Bitcoin eine Zukunft?