Die aktuell hohe Inflation trifft besonders Sparer hart. So sind 1000€ bei einer momentan von der Österreichischen Nationalbank bekanntgegebenen Inflation von 2,8 Prozent nur noch 972,7 EUR wert, oder umgekehrt, muss man für einen Warenkorb im Wert von nun 1028 EUR bezahlen. Die oeNB gibt aber zumindest bei Rohstoffpreisen Entwarnung, diese sollen auf Dauer wieder sinken.

eXXpress sprach mit einem Schweizer Fondsmanager über Panikmache, die Zinspolitik der europäischen Zerntralbank und eine Erholung der Konjuktur. Der Experte ist nicht so pessimistisch, wie viele seiner Kollegen.

Menschen haben weniger Kaufkraft

Wen trifft Ihrer Meinung nach die Inflation besonders hart?

Nun ja, eigentlich betrifft eine Geldentwertung alle. Besonders stark werden es aber Sparer und Rentner spüren, weil die Geldentwertung hier am offensichtlichsten greift. Das zum Sparen angelegte Vermögen verliert auf der Bank langsam einfach an Wert

Stimmen Sie den Wirtschaftsexperten zu, die warnen, eine Hyperinflation käme auf uns zu?
Momentan ändern sich die Prognosen häufig, weswegen man nichts mit hundertprozentiger Sicherheit ausschließen sollte. Mir sind die Argumente derer, die vor einer Superinflation warnen, jedoch zu kurzfristig. Von einer dauerhaften Inflation gehe ich nämlich nicht aus. Sehen Sie, wenn die Löhne nicht ansteigen, kann es nicht zu einer dauerhaften Inflation kommen. Die Menschen haben weniger Kaufkraft, das heißt, dass auf Dauer die Nachfrage sinkt. Das wird logischerweise nicht zu einer Preiserhöhung am freien Markt führen.

Rechnen Sie mit einer Konjukturerholung, also einer Erholung und Entspannung der gesamtwirtschaftlichen Situation?

Ja, wir sind mitten in einer Konjukturerholung , die zumindest bis Ende 2022 anhalten wird. Ab 2023 könnte es wieder zu einer deutlichen Abschwächung des Wirtschaftsanstiegs kommen. Dabei spielen Löhne und Gehälter eine wichtige Rolle, wenn diese nicht steigen, kann es nicht zu einem dauerhaften Konjukturboom kommen.

Wie erklären Sie sich Preiserhöhungen in verschiedensten Bereichen, wie beispielsweise bei Rohstoffen? 
Das würde ich eher als Nachholeffekt bezeichnen. Durch die Pandemie gab es Lieferengpässe, was zu Preiserhöhungen geführt hat. Fabriken standen still, das muss nun aufgeholt werden. Dass sich diese hohe Nachfrage nicht auf Dauer halten wird, davon gehe ich aus. Banales Beispiel: Der Fahrradmarkt ist durch Corona explodiert. Es können momentan sehr hohe Preise für Fahrräder abgerufen werden. Da nun immer mehr Fahrradhersteller in den Markt einsteigen und auch am Boom-Effekt teilhaben wollen, werden die Preise durch das breite Angebot jedoch wieder sinken. In wenigen Jahren kann es dann zu einem regelrechten Abverkauf von tollen Rädern kommen. Hier sieht man, dass solche Nachfragebooms selten von Dauer sind.

EZB muss handeln

Die OeNB führt ein Fünftel der Inflation aber auf Rohstoffpreise zurück.

Eben, und ich denke nicht, dass die Energiepreise auf Dauer weiter steigen werden. Auch hier muss man einfach Angebot und Nachfrage gegenüberstellen: Wenn immer mehr Elektroautos gekauft werden, wird sich das nicht preiserhöhend auf den Ölpreis auswirken.

Schleichende Geldentwertung "ziemlich sicher"

 Was wäre, wenn es doch so käme, dass sich die Inflation über mehrere Jahre in einem hohen Bereich bleibt?
Falls dies der Fall ist, wird die EZB handeln. Sie wird in so einem Fall mehr oder minder gezwungen, die Zinsen anzuheben. Das wird zu einer Abschwächung der Konjuktur führen, dadurch werden die Preise wieder stabil. Dass es über die Jahre zu einer langsamen, schleichenden Geldentwertung kommt, sind wir durch die letzten jähre schon gewöhnt und ist weiterhin nicht auszuschließen. Falls es wirklich zu einer langfristigen höheren Inflation käme, gibt es immer noch Möglichkeiten, das ersparte Geld zu schützen.

Aktien noch immer sicherste Anlagemethode

Zu welcher Form der Geldanlage würden Sie raten? Bei der aktuellen Zinslage sind Aktien noch immer empfehlenswert. Dabei sind nicht nur die High-Tech-Aktien erstehenswert, auch dividendenstarke Papiere sind interessant.