Auf der Website der Arbeiterkammer (AK) werden alle Gehälter der Funktionäre angeführt, allerdings auf eine irreführende Weise, wie der NEOS-Nationalratsabgeordnete Yannick Shetty findet. Er richtet daher auf X eine Frage an die AK, für die sich auch viele User interessieren; sie teilen nämlich alle seinen Tweet: „Warum wird auf Eurer Website das Gehalt der Kammer-Funktionäre in netto, das Gehalt der Küchenhilfe in brutto angegeben?“

1016,92 Euro brutto für eine Küchenhilfe

Das Gehalt einer Küchenhilfe ist sehr viel niedriger, als das der Präsidentin. Doch der Abstand wirkt aufgrund der Darstellung auf der Website auf den ersten Blick geringer, als er tatsächlich ist.

Bekanntlich kommen beim Bruttolohn noch Steuern und Sozialabgaben hinzu. Deshalb ist er höher, als der Nettolohn. Die Folge: Das Gehalt der AK-Präsidentin wirkt niedriger, weil es von der AK nicht – wie ansonsten üblich – in brutto angegeben wird.

Yannick Shetty (NEOS, Bild) weist wohl nicht ohne Hintergedanken auf die Funktionärsgehälter hin: Die NEOS kritisieren die Pflichtbeiträge für die Arbeiterkammer, mit denen auch die Gehälter der dortigen Funktionäre finanziert werden.APA/HERBERT NEUBAUER

Shetty verweist in seinem Tweet auf eine Stellenausschreibung: Die gesetzliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer sucht eine Küchenhilfe. Für 16 Wochenstunden zahlt sie ihr das Bruttogehalt von 1016,92 Euro im Monat. Unter Verwendung des hauseigenen Rechners der AK kommt man so auf ein Nettogehalt von mindestens 863,16 Euro (minus Sozialversicherung von 153,76 Euro.)

Bei einem so niedrigen Bruttogehalt, ist das Nettogehalt um „nur“ 153,76 Euro (immerhin minus 15 Prozent) niedriger , weil die Lohnsteuer wegfällt.Screenshot / Website Arbeiterkammer

Bei einem Nettogehalt von 8026,75 Euro ist das Bruttogehalt deutlich höher

Die Gehälter der Spitzenfunktionäre sind da um einiges höher. 8026,75 verdient im Monat die Präsidentin der AK Wien. Das sieht auf den ersten Blick nach einem fast acht Mal höheren Lohn als dem Bruttogehalt der Küchenhilfe aus. Doch halt! Es ist das Nettogehalt. Addiert man noch Sozialversicherung und Lohnsteuer hinzu, landet man gemäß dem AK-Brutto-Netto-Rechner bei der beachtlichen Summe von 14.491,94 Euro. Das wäre mehr als 14 Mal so viel, wie der Bruttolohn der Küchenbeihilfe.

Ob im Nettogehalt der AK-Präsidentin auch Familienbonus, Pendlerpauschale, Alleinerzieherabsetzbetrag etc. enthalten sind, verrät die AK nicht. Das hätte natürlich Auswirkungen auf die Höhe des Brutto-Gehalts. Nur wird das eben nicht bekannt gegeben.

Bei so hohen Nettogehältern sind auch die Steuerklassen höher – und somit könnten die Bruttogehälter evtl. beinahe doppelt so hoch sein. (Wir wissen nicht, ob Pendlerpauschale etc. in den Nettogehältern enthalten sind.)Screenshot / Website Arbeiterkammer

Noch mehr verdient die Direktorin der AK Wien mit einem Nettogehalt von 10.984,84 Euro. Angesichts der beachtlichen Lohnsteuer von 8328,24 Euro (plus Sozialversicherung von 1095,04 Euro) würde das gemäß AK-Brutto-Netto-Rechner ein fast doppelt so hohes Brutto-Gehalt von 20.408,12 Euro (!) bedeuten, das alle Arbeiter und Angestellten mit ihren Pflichtbeiträgen finanzieren müssen.

(Auch hier gilt: Eventuell bezieht die AK-Direktorin noch Pendlerpauschale und anderes. Das könnte das Bruttogehalt verändern.)

AK: „Sind viel transparenter als andere Institutionen und Unternehmen“

Gegenüber dem eXXpress hält die AK fest: „In Stellenausschreibungen ist es gesetzlich vorgesehen, dass Gehälter in brutto angegeben werden – das ist bei allen unseren Stellenanzeigen so.“

Bezüglich der angegeben Gehälter der eigenen AK-Funktionäre hält die Arbeitnehmervertretung fest: „Die Bezüge-Regelungen in der AK sind völlig transparent. Die Gehälter bzw. Funktionsgebühren der Präsidenten, Vizepräsidenten und Direktoren sind seit mehr als 20 Jahren im Internet veröffentlicht. Die AK ist damit viel transparenter als viele andere Institutionen und Privatunternehmen.“

Das ist richtig. Allerdings lässt uns die AK-Website über die beiden Brutto-Gehälter der Wiener AK-Präsidentin und AK-Direktorin im Unklaren. Die Beitragszahler erfahren damit nicht, welche Bruttogehälter sie finanzieren. Nur eines ist sicher: Sie sind höher als die dort angegeben Nettogehälter.

Einem aufmerksamen X-User fällt auf, dass die AK auch bei den eigenen Funktionären zwischen den höheren und den niedrigeren Gehältern unterscheidet: Nur die sehr hohen Gehälter (Präsidentin und Direktorin) werden von ihr in netto angegeben, nicht aber die Gehälter der Vizepräsidenten und Vorstandsmitglieder. „Die Logik hätte ich gerne von einem der AK-Versteher hierorts erklärt“, meint der X-User.

Das Bruttogehalt der AK-Direktorin beträgt 20.408,12 Euro, das der Präsidentin 14.491,94 Euro. Der Kontrast zu den übrigen Gehältern ist da doch deutlicher…Screenshot / Website Arbeiterkammer