Aktuell herrscht noch kein klares Bild vom Ausmaß des neuen Angriffs auf die Krim-Brücke. Offiziell ist von einem “Notfall” die Rede. Der russische Telegram-Kanal “Graue Zone”, der mit der Söldnergruppe Wagner in Verbindung gebracht wird, berichtet von zwei Attacken. Die auf dem Kanal veröffentlichten Aufnahmen zeigen mindestens ein eingestürztes Brückenteil sowie ein beschädigtes Zivilfahrzeug.

Der von Russland eingesetzte Gouverneur Sergei Aksjonow spricht von einem Vorfall am 145. Pfeiler der Brücke. Er fordert die Bevölkerung auf, die Brücke nicht zu befahren.

Ein Ehepaar im Auto soll getötet, die Tochter verletzt worden sein.

Die Nachrichtenagentur RBC-Ukraine berichtet, dass auf der Brücke, die die Halbinsel Krim mit der russischen Region Krasnodar verbindet, zuvor Explosionen zu hören waren. Ein Mann und eine Frau sind am Montag in ihrem Auto gestorben, teilte der Gouverneur des russischen Gebiets Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, mit. Die Tochter des Paars sei verletzt worden.

Vermutlich dürften von der ukrainischen Armee Marschflugkörper bei dieser Operation eingesetzt worden sein. Ukrainischen Medien zufolge ist Kiew für den Anschlag verantwortlich.

Krim-Brücke bereits einmal Ziel eines Raketenangriffs

Bereits beim ersten Angriff auf die 19 Kilometer lange Brücke starben drei Zivilisten: Am 8. Oktober des Vorjahres dürfen mehrere ukrainische Raketen in den Schienenteil der Konstruktion eingeschlagen sein, ein Güterzug stand in hellen Flammen – nach monatelangen Dementi wurde in Kiew erst kürzlich die Beteiligung der ukrainischen Armee an diesem Angriff auch offiziell bestätigt.

Das 2018 eröffnete Bauwerk ist nicht nur ein Prestigeprojekt der russischen Regierung unter Wladimir Putin (70), sondern hat auch eine hohe strategische Bedeutung: Über diese Verbindung versorgt die russische Armee ihre Truppen in den Garnisonen und in den Flottenstützpunkten auf der Halbinsel Krim.

Die Explosionen auf der Krim-Brücke im Vorjahr.
Die 19 Kilometer lange Brücke verbindet die Halbinsel Krim mit dem russischen Festland.

Ukrainischer Inlandsgeheimdienst und Ukraine sollen Urheber sein

Ein Angriff auf die Brücke zu der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim soll nach Geheimdienstangaben auf das Konto der Ukraine gehen. Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU und die Marine haben nach Informationen mehrerer ukrainischer Medien in der Nacht auf Montag die Attacke mit unbemannten Wasserfahrzeugen durchgeführt.

Zuvor hatte eine Sprecherin des ukrainischen Militärs den Vorfall auf der Krim-Brücke noch als “Provokation” Russlands bezeichnet, die im Zusammenhang mit dem Auslaufen des Getreideabkommens am Montag um 24.00 Uhr (23.00 Uhr MESZ) stehe. Das Vorgehen und das folgende lautstarke Bekanntmachen sei typisch, sagt die Sprecherin des ukrainischen Kommandos Süd, Natalja Humeniuk, im Sender Rada.

Die Krim-Brücke im Oktober des Vorjahres - ein Güterzug stand in Flammen.