Dieser hochpolitische Wirtschafts-Krimi ist das Tagesgespräch in Wien: Christian Kern (57) wurde von einem Ex-Geschäftspartner bei der Staatsanwaltschaft angezeigt – und die Justiz beauftragte tatsächlich das Landeskriminalamt mit Ermittlungen wegen Betrugsverdacht. Das ist für den früheren Bundesparteivorsitzenden eine massive Belastung: Immerhin drohen bei einem Prozess und einer Verurteilung mehr als zehn Jahre Haft – es geht um den mutmaßlichen Schaden von einer Million Euro (der eXXpress berichtete).

Jetzt sprach der eXXpress mit beiden Kontrahenten: sowohl mit Avial Yosopov (SVETA-Group) als auch mit Christian Kern. Das in den beiden Gesprächen Erzählte könnte nicht unterschiedlicher sein.

Ein Foto aus dem Büro der SVETA-Group: Christian Kern mit einem der Immobilien-Manager.

SVETA-Group will eine Million Euro zurück

“Ich habe sechs, sieben Mal mit Christian Kern telefoniert. Ich hab’ ihm immer gesagt, er soll das Geld zurückzahlen. Als er nicht reagiert hat, haben wir nun die Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft einbringen lassen – ich muss das ja auch für meine Bilanzen klären”, sagt SVETA-Group-Manager Avial Yosopov im Gespräch mit dem eXXpress. Dass der frühere Kanzler die eine Million Euro von der SVETA Group erhalten haben soll, bestätigt Yosopov: “Natürlich, ja, er hat das Geld bekommen. Er hätte das auch in Raten zurückbezahlen können.”

Allerdings meint der Immobilien-Manager auch, dass Kern bei diesem Geschäft selbst reingelegt worden sein könnte. Und er rät dem früheren SPÖ-Bundesparteivorsitzenden dazu, wie er den Fall aufklären könne: “Ganz einfach – er muss uns nur das Geld zurückgeben.”

Avial Yosopov - der Geschäftspartner von Christian Kern will eine Million.

Die Million sei nicht weg, sondern wurde verbaut

Christian Kern sieht den Sachverhalt in dieser Causa anders, nämlich ganz anders: “Das ist doch alles erstunken und erlogen. Wir können auch anhand aller Unterlagen ganz klar beweisen, dass es anders war. Das Geschäft war schon lange vereinbart, bevor ich mit unserer Firma dazukam. Diese Geschäftspartner haben dann nichts bezahlt, es wurde sogar ein Kredit aufgenommen.”

Und im Telefonat mit dem eXXpress erklärt der Ex-SPÖ-Chef auch, was mit der Million passiert sei: “Die wurde beim Projekt verbaut, da gibt’s Module. Es wurden Arbeiten und Gehälter bezahlt. Das ist alles belegbar. Die Behauptung, dass nie gebaut worden ist, die ist absurd.” Noch ein wesentlicher Punkt laut Kern: “Wir hatten mit unserer Firma mit dem Bau gar nichts zu tun.”

Das Geschäft mit der SVETA Group hätte sogar noch Geld gekostet, sagt Christian Kern: “Wir mussten 300.000 Euro abschreiben.” Dass aber dieses Investment in den Modulbau vielversprechend gewesen wäre, zeige jetzt auch der Einstieg der Haselsteiner Privatstiftung in dieses Projekt.

Causa kann aktuell nicht eingestellt werden: Ermittler auf Urlaub

Der Ex-Kanzler ist jetzt jedenfalls richtig sauer: “Was da gemacht wurde, das ist eine Verleumdung. Das hat ein Nachspiel, und zwar ein gewaltiges.” Äußerst unangenehm für Christian Kern: Die Staatsanwaltschaft kann das Verfahren gegen den Ex-Politiker gar nicht einstellen, weil der ermittelnde Beamte des Landeskriminalamts einen wochenlangen Urlaub genießt – und ohne Ergebnisse der Erhebungen gibt’s keine Einstellung.

Der frühere SPÖ-Chef ist jedenfalls davon überzeugt, dass sich jeder Verdacht gegen ihn zerstreuen lässt. Kern zum eXXpress: “Zuerst hab’ ich mir gedacht, das ist alles lächerlich. Jetzt weiß ich, dass ich mich hier wirklich mit aller Kraft zur Wehr setzen muss.”