Es ist mit Sicherheit die spektakulärste Suche nach einem vermissten Kind in den vergangenen Jahrzehnten. Am Montag dieser Woche verließ der kleine Arian sein Elternhaus im niedersächsischen Bremervörde (D) – nur mit einem langen Pulli, einer Jogginghose und Socken bekleidet. Der Bub marschierte allein in einen nahe gelegenen Wald – das zeigten Bilder einer Wildtierkamera. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr von Arian.

Die Eltern glauben: “Unser Sohn wollte ein großes Abenteuer erleben.” Genau wissen sie dies aber nicht, es ist eine Vermutung. Arian selbst hat ihnen das nicht gesagt. Das Kind leidet unter Autismus, vertraut sich  seiner Umgebung kaum an, spricht nur das Nötigste und reagiert nicht auf Kontaktaufnahmen durch Fremde.

Für die Suchmannschaften eine ganz besondere Herausforderung, die mit Hilfe von Psychologen gemeistert werden soll, die auf Autismus spezialisiert sind.

Sogar ein Kampfflugzeug wurde bei der Suche eingesetzt

Sie setzten zunächst auf eine naheliegende Strategie: Sie suchten Arian mit Hilfe aufgehängter Luftballons und hinterlegter Süßigkeiten. Sie zündeten nachts eine eigenes Feuerwerk für ihn und spielten rund um die Uhr Kinderlieder über Lautsprecher – alles Dinge, die der autistische Bub liebt. Doch Tag für Tag verging ohne Erfolg – und mit jeder weiteren Stunde schwindet die Hoffnung. Es sind die eiskalten Nächte, die Eltern und Suchmannschaften um das Leben des Buben bangen lassen.

In der Nacht zum Samstag haben sie die Taktik erneut geändert. Inzwischen sind weitere 150 Soldaten einer Luftwaffeneinheit hinzugekommen, mittlerweile durchkämmen neben Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz, Hundestaffeln und Freiwilligen schon 350 Angehörige der Bundeswehr das Suchgebiet. Doch jetzt sind sie nicht mehr in größeren Menschenketten unterwegs, jetzt wurden sie auf kleine Trupps aufgeteilt.

Es soll mucksmäuchenstill sein auf der verzweifelten Suche nach dem Buben, maximal flüstern ist noch erlaubt. Die Soldaten sind mit Nachtsichtgeräten ausgestattet. Vielleicht hat sich Arian aus Angst vor den vielen Geräuschen der vergangenen Tage, vor dem Krach eines eigens angeforderten Tornado-Kampfflugzeuges mit Wärmebildkamera, einfach irgendwo versteckt und traut sich nicht mehr heraus.

Vielleicht. Die Hoffnung jedenfalls geben die Suchmannschaften nicht auf. Für die Eltern, die in kaum erträglicher Angst um Arian leben, ist das ein großer Trost.