Bei diesem Event vom Typus “Politiker feiern sich selbst” am Dienstag fehlte nur noch Marie Antoinette: Die österreichische Gattin (1755 bis 1793) des französischen Königs Ludwig XVI. wird bekanntlich der Spruch untergejubelt, dass die Armen einfach Kuchen essen sollen, wenn sie kein Brot mehr hätten. Und jetzt haben die ärmeren Mitbürger des Wiener Bezirks Favoriten, die ihre Stromrechnungen der stadteigenen Wien Energie nicht gleich bezahlen können, wenigstens einen netten Brunnen: Der “bautechnisch sehr anspruchsvolle” (Zitat APA) Brunnen wurde in acht Monaten gebaut und befindet sich am Eingang zum Helmut-Zilk-Park an der Ecke Gudrunstraße/Sonnwendgasse. Kostenpunkt: 2,16 Millionen Euro.

Der neben Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) stehende Eröffnungs-Gast Alexander Van der Bellen meinte dann: „In zwei Tagen, am 26. Oktober, begehen wir den Nationalfeiertag. An diesem Tag feiern wir unsere Heimat Österreich und unsere Errungenschaften. Gerade in Zeiten wie diesen, die uns fordern und in denen wir mit viel Unsicherheit und auch Unzufriedenheit konfrontiert sind, lade ich uns alle ein, uns auch darüber zu freuen, was wir selbst schon erreicht haben.” Und: “Es ist also ein schönes Zeichen, dass dem Wiener Wasser mit diesem Jubiläumsbrunnen nun ein Denkmal gesetzt wird“, sagte der Bundespräsident.

Drehte den Wasserhahn auf: Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

Im Bezirk wurden Unterschriften gegen den Brunnen gesammelt

Aber nicht bei allen Wienern kommt der teure Brunnen für Favoriten gut an. So meint der FPÖ-Landtagsabgeordnete Stefan Berger (FPÖ) zur Eröffnungs-Feier: “Während die Bevölkerung unter der enormen Teuerung leidet, gönnt sich die Wiener Stadtregierung hier ein Luxus-Prestigeprojekt um mehr als zwei Millionen Euro. Und auch wenn Geschmack recht unterschiedlich sein kann: Viele Anrainer beschweren sich über diese ,künstlerische’  Gestaltung.“ Es gab sogar eine Petition gegen das Design des Brunnens im Bezirk.

In der Wiener Stadtregierung wird der Brunnen jedenfalls als sehr gelungen bewertet: “Der Brunnen ,WirWasser’ von Gelitin ist ein wunderbares Bild für die Stärke einer Gemeinschaft. Mit der Kraft der Vielen, mit Solidarität und Zusammenhalt, gelingt es, kostbare Güter – wie das Wasser, aber auch Werte wie die Demokratie – zu schützen. Es ist wichtig, dass Kunst solche Signale im öffentlichen Raum dieser Stadt setzt. Kunst hat das Potenzial zusätzliche soziale Räume zu öffnen, in denen wir die Freude an der gemeinsamen Erfahrung teilen und uns als Gesellschaft zusammenfinden können“, sagte bei der Eröffnungsfeier Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.

Der neue Brunnen in Wien-Favoriten.
Der neue Brunnen.