Die “Washington Post” schreibt auf ihrer Seite von “einem jungen, charismatischen Waffenliebhaber, der streng geheime Dokumente mit einer Gruppe weit verstreuter Bekannter teilte, die in der Isolation der Pandemie nach Gesellschaft suchten”. In Folge seien die Ausspähung von Verbündeten aufgedeckt und die düsteren Aussichten für den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine enthüllt worden.

Für die USA sind das schlechte Nachrichten. Immerhin scheint damit bestätigt, dass es sich nicht um von Moskau gefälschte Unterlagen handeln. Somit ist anzunehmen, dass inhaltlich viele Ding der brisanten Dokumente stimmen, analysiert Oberst Reisner im Interview mit “Ö1”.

Bald alle Luftabwehrraketen verschossen

Die im Netz aufgetauchten Geheimdokumente sind hochbrisant. So bestätigten sie laut “BBC” zuletzt, dass sich bereits britische Spezialeinheiten in der Ukraine befinden. Auch der Umstand, dass die Ukraine bereits Anfang Mai die letzten Luftabwehrraketen verschossen haben wird, steht in den Dossiers zu lesen. Das Datenleak erschüttert jetzt das Vertrauen verbündeter Geheimdienste in die USA. Schlimmer noch, die Enthüllungen könnten, so die Einschätzung Oberst Reisners, sogar “kriegsentscheidend” sein.

Russische Propaganda wird Berichte ausnutzen

Oberst Reisner rechnete in einem Gespräch mit “RND” damit, dass die Berichte über Nato-Soldaten in der Ukraine von Russland zu Propagandazwecken genutzt werden. Dabei könne es gute Gründe geben, warum bestimmte Staaten Spezialkräfte in die Ukraine schicken oder stationiert haben. Reisner spricht hier beispielsweise den Schutz der eigenen Botschaft, das Evakuieren von Personal oder das Überwachen eines Staatsbesuchs an.

Was wir über den mutmaßlichen Whistleblower wissen

Der Mann sei ihnen als “OG” bekannt und habe erzählt, dass er auf einem Militärstützpunkt – wo er arbeitete – an die Dokumente gelangt sei, so die zwei Mitglieder laut “Washington Post”. Dort habe er laut eigener Darstellung auch Teile des Tages in einer abgesicherten Einrichtung verbracht, in der Mobiltelefone und andere elektronische Geräte verboten gewesen seien, mit denen Fotos oder Videos gemacht werden können. Daher habe er die Dokumente zunächst abgeschrieben. Als sich das als zu mühsam erwiesen hat, hat er laut der Zeitung begonnen, Bilder der brisanten Papiere zu posten. Wie er diese machen konnte, war zunächst nicht klar. Mitte März habe “OG” jedoch aufgehört, Dokumente mit der Gruppe zu teilen.

Diese wurde der “Washington Post” zufolge im Jahr 2000 während der Corona-Pandemie gegründet. Ihre rund zwei Dutzend Mitglieder haben demnach ihre Vorliebe für Waffen, Militärausrüstung und ihren Glauben an Gott gemein. “OG” selbst sei kein Whistleblower, der Missstände aufdecken wolle. “Er ist kein russischer Agent. Er ist kein ukrainischer Agent”, zitiert die Zeitung eines der Mitglieder, das mit der “Washington Post” gesprochen habe. Aber OG hatte demnach “eine düstere Sicht auf die Regierung”. Die von der Zeitung befragten Mitglieder sagten, sie wüssten den richtigen Namen von “OG” und auch wo er lebe, wollten dies aber nicht verraten.