Im erbitterten Kampf um die ostukrainische Stadt Severodonetsk haben russische Streitkräfte am Dienstag eine Chemiefabrik ins Visier genommen. Bei den Angriffen wurde offenbar ein Tank getroffen, der hochgiftige Salpetersäure enthält – nun herrscht akuter Gift-Alarm in und um die Chemiefabrik.

Das bestätigte auch der Gouverneur der Region Luhansk, Sergiy Gaiday, auf seinem Telegram-Kanal: “Ein Luftangriff der Moskauer Streitkräfte habe “einen Tank mit Salpetersäure in einer Chemiefabrik getroffen”, erklärte er – und fordert die Menschen in der Umgebung dringen auf, in ihren Notunterkünften zu bleiben.

“Salpetersäure ist gefährlich, wenn sie eingeatmet, verschluckt und mit der Haut oder Schleimhäuten in Berührung kommt”, erklärt der Gouverneur. Ihre Säuredämpfe verursachen Reizungen der Atemwege. Eine leichte Vergiftung mit Salpetersäure verursacht Anzeichen von Bronchitis, leichter Bronchiolitis, Schwindel oder Schläfrigkeit. In schweren Fällen kann es zu einem Lungenödem kommen. Zum Schutz vor Salpetersäuredämpfen werden Gasmasken verwendet.

Severodonesk ist als Inudstriestadt mit ähnlicher strategischer Wichtigkeit wie Mariupol seit Wochen heftig umkämpft und mittlerweile weitestgehend unter russische Kontrolle gefallen. Dabei ist sie eine der letzten Städte der Region Luhansk, die zumindest teilweise noch von der Ukraine kontrolliert werden. Vor Beginn des russischen Angriffskrieges hatte Severodonetsk etwa 100.000 Einwohner, Schätzungen zufolge harren dort noch rund 15.000 Menschen aus.

Nach ukrainischen Angaben sind große Teile der Stadt durch russischen Beschuss zerstört. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erklärt, rund 90 Prozent der Gebäude von Sewerodonezk seien beschädigt und mehr als zwei Drittel der Wohnhäuser zerstört.