Auf China warten schwierige Zeiten, sagt der Politologe Ralph Schöllhammer von Webster University, der auch häufig Studio-Gast bei eXXpressTV ist. Ausländische Investoren fliegen vom chinesischen Aktienmarkt, die Jugendarbeitslosigkeit beträgt mehr als 20 Prozent, die Privatverschuldung ist drei Mal so hoch wie das BIP.

Zum Symbol für die zahlreichen strukturellen Probleme wurde der schwächelnde Yuan. Chinas Währung ist gegenüber dem Dollar auf dem niedrigsten Stand seit dem Finanzcrash 2008. Das gehe mit weiteren unangenehmen Konsequenzen, wie der Ökonom und Politikwissenschaftler unterstreicht.

Der schwache Yuan ist eine Art Symbol für Chinas jetzige strukturelle Probleme, sagt Ralph Schöllhammer. Doch er hat auch weitere unangenehme Konsequenzen.eXXpressTV

Amerikanische Schulen attraktiver als chinesische

Die steigenden Leitzinsen der Fed machen China bereits zu schaffen. „Die Zinspolitik der US-Notenbank übt einen enormen Druck auf den Yuan aus, denn zweijährige US-Staatsanleihen rentieren fast drei Prozentpunkte mehr als ihr chinesisches Pendant, was amerikanische Schulden attraktiver macht“, schreibt Schöllhammer auf der britischen Nachrichtenwebsite UnHerd. „Eine Folge davon ist ein schwächerer Yuan gegenüber einem stärkeren Dollar, weil die Nachfrage nach US-Anlagen in der Erwartung höherer Renditen steigt.“

Die Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve macht Peking zurzeit zu schaffen. Im Bild: Fed-Chef Jerome Powell.APA/AFPOlivier DOULIERY

Nun könnte ein schwacher Yuan natürlich Chinas Exportwirtschaft ankurbeln. „Leider ist das nur die halbe Wahrheit“, meint Schöllhammer. Denn andererseits wirkt sich das negativ auf den Inlandsverbrauch aus. Dabei haben die Chinesen schon jetzt einen notorisch niedrigen Binnenkonsum: Der Anteil der Verbraucherausgaben am BIP beträgt nur 37 Prozent gegenüber 68,1 Prozent in den USA, und 56,3 Prozent in der EU.

Chinas Wachstum war bisher exportorientiert

Gleichzeitig beginnt in den USA mit Erfolg eine Reindustrialisierung – siehe den Boom beim Bau von Produktionsanlagen. Chinas jahrzehntelang erfolgreiche Politik des exportorientierten Wachstums geht damit zu Ende. Sein künftiges Wachstum wird laut Schöllhammer von der nationalen Nachfrage getragen werden. Zurzeit könne Chinas Volkswirtschaft aber den Verlust ausländischer Märkte nicht auffangen.

Momentan reagiere China, wie man es von autoritären Regimen erwarte: „Einfach keine Daten mehr veröffentlichen und so tun, als sei alles in Ordnung. Leider ist nicht alles in Ordnung, und Peking bleibt in einer Zwickmühle gefangen.“

China hält die jetzigen Daten geheim.Getty

Zwei schlechte Alternativen

Einerseits könnte China mehr Geld drucken, um die Wirtschaft anzukurbeln, doch dann dürfte der Yuan noch schwächer werden. Um zu verhindern, dass Kapital abwandert, setzt Peking daher strenge Kapitalverkehrskontrollen durch, was bedeutet, „dass man chinesisches Geld nicht ohne weiteres international bewegen und umtauschen kann. Schätzungen gehen davon aus, dass eine vollständige Liberalisierung des Kapitalverkehrs dazu führen würde, dass mehr als 20 Prozent der Ersparnisse der privaten Haushalte aus China abgezogen würden.“

Die andere Möglichkeit wäre der genau gegenteilige Weg: Eine Aufwertung des Yuan durch Chinas Nationalbank. Höhere Zinsen und weniger Geld im Umlauf wären die Folge. Das würde die bereits hoch verschuldeten Kreditnehmer noch mehr belasten „und die Wettbewerbsfähigkeit Chinas als Exportnation schwächen. Das Wirtschaftswachstum würde sich nur weiter verlangsamen.“

Fazit: Chinas Lage ist prekär, schwierige Entscheidungen stehen bevor.