Montenegro nahm 2014 unter der damaligen Regierung Dukanovic einen Kredit bei einer chinesischen Bank auf, um eine ebenfalls chinesische Firma mit dem Bau einer Autobahn quer durch das kleine Mittelmeerland beauftragen zu können. Die Autobahn sollte von der Küstenstadt Bar, vorbei an der Hauptstadt Podgorica bis nach Serbien führen. Bereits nach 40 Kilometern gebauter Autobahn war der Kredit ausgeschöpft – weitere 130 Kilometer fehlen. Wenn das kleine Land an der südadriatischen Küste seine erste Kreditrate im Juli nicht zahlen kann,  könnte ein Schiedsspruch in Peking Montenegro zwingen, die Kontrolle über wichtige Infrastruktur abzugeben.

Die Autobahn wird zum VerhängnisSAVO PRELEVIC / AFP

Die Frage ist, wie ein Land mit einem BIP von 5,5 Milliarden Euro einen 774 Millionen Euro Kredit jemals zurückzahlen soll. Die G7 werfen China vor, sich seit Jahren durch Kredite für Infrastruktur-Projekte in ärmere europäische Länder einkaufen zu wollen. Durch die Bewilligung von nicht ausreichend gedeckten Kreditvergaben würde die Volksrepublik die Länder später unter Druck setzen und sich Macht im Land ergaunern.  Die chinesische Botschaft in Montenegro wies diese Vorwürfe zurück, das Projekt sei für beide Seiten eine win-win Situation.

Eu soll Montenegro vor chinesischer Schuldenfalle retten

Der montenegrinischen Infrastrukturminister Mladen Bojanic hofft nun auf die EU. Diese solle den Autobahnbau finanziell unterstützen und Montenegro bei der Tilgung der Schulden unterstützen. Bojanic hatte das Projekt als Oppositionspolitiker immer bekämpft, nun muss er die Scherben aufsammeln. Experten hatten die Regierung schon vor zehn Jahren gewarnt, dass sich der Bau der Autobahn nicht auszahlen würde– nicht einmal die jährlichen Erhaltungskosten von 77 Millionen Euro könnten durch die Mautgebühren finanziert werden.