Das wird teuer: Alibaba, das „chinesische Amazon“, soll gegen das Kartellrecht verstoßen haben und deshalb eine Strafe von 18 Milliarden Yuan (entspricht umgerechnet 2,3 Milliarden Euro) an den Staat zahlen. Der mit Amazon um den Titel der größten Onlinehandelsplattform der Welt ritternde Konzern befindet sich seit einiger Zeit im Schussfeld der chinesischen Regierung, nachdem sein Gründer Jack Ma bei den Landesoberen in Ungnade gefallen ist.

Konkret werfen Wettbewerbshüter dem chinesischen Onlineriesen vor, seine marktbeherrschende Position ausgenutzt und Händler bestraft zu haben, die ihre Waren über konkurrierende Dienste angeboten hätten, wie Staatsmedien am Samstag die Anklage der Marktaufsichtsbehörde zitieren. Als Strafe für diesen Verstoß gegen das Kartellrecht hat die Behörde laut Berichten der Nachrichtenagentur Xinhua nun ein Bußgeld in Höhe von vier Prozent des Alibaba-Umsatzes von 2019, der 455 Milliarden Yuan betrug, verhängt.

Alibaba bei der CEBIT 2015© Olaf Kosinsky / CC BY-SA 3.0

Rekordstrafe

Dieses vermeintliche Vergehen von Alibaba gegen Händler, die ihre Waren auch bei der Konkurrenz verkaufen, „beseitigt oder behindert den Wettbewerb“ und schädige so die Rechte und Interessen der Verbraucher, so das Argument der Marktaufsicht, deren Entscheidung einen Rekord darstellt: Noch nie haben Kartellbehörden eine so große Strafe gegen einen Internet-Riesen verhängt.

Diese Rekordstrafe ist nur der jüngste von vielen Schlägen gegen Alibaba, die sich in den vergangenen Monaten angehäuft haben. Nachdem Jack Ma sich im vergangenen Herbst kritisch gegenüber der chinesischen Finanzaufsicht geäußert hatte, vereitelte die Regierung den Börsengang der Ant Group – der Finanztochter von Alibaba, die der eigentlich der größte Börsengang aller Zeiten werden und viel Geld in die Kassen des Konzerns hätte spülen sollen.

Die Alibaba Finanztochter And Group hätte im November 2021 den größten Börsengang aller Zeiten hinlegen sollen, aber die Regierung blies ihn ab.© Ant Group

Jack Ma im Schussfeld der chinesischen Regierung

Kurz darauf verschwand auch Alibaba-Gründer Jack Ma von der Bildfläche. Über drei Monate blieb Ma untergetaucht, bis er sich Anfang des Jahres mit einer harmlosen Erklärung für seine Absenz wieder meldete – Gerüchte über die wirklichen Hintergründe seines Verschwindens kursieren bis heute. Nun facht die eben verhängte Milliardenstrafe, zusammen mit den Ereignissen der letzten Monate und der offensichtlichen Feindseligkeit, mit der die chinesische Regierung Mas Konzern begegnet, erneut Spekulationen um die Zukunft von Alibaba an.

Strafe verkraftbar – aber was bringt die Zukunft?

Alibaba nimmt die Strafe relativ „locker“ auf: Der Onlineriese teilte mit, dass man die Strafe annehmen und die Zusammenarbeit mit den Behörden verstärken wolle. Demnach werde der Konzern sein „System zur Erfüllung der Regeln stärken“ und seine soziale Verantwortung besser erfüllen“, so Alibaba in dem ersten offiziellen Statement.

Der Einschätzung von Experten zufolge dürfte sich die Milliardenstrafe für Alibaba leicht verdauen lassen: Der Konzern konnte nämlich allein in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres umgerechnet 10 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaften. Einen fahlen Nachgeschmack hinterlässt einzig die verschärfte Kontrolle durch die Behörden, in der Unternehmen kein gutes Omen für die Zukunft von Alibaba verorten.

Das Alibaba Headquarter in Hangzhou© CC BY-SA 3.0