
Christian Ortner: Der Staat als Quälgeist
Wenn die Bürokratie einen pfiffigen Kleinunternehmer schikanös zum Zusperren zwingt, ist etwas faul im Staate Österreich, findet Exxpress-Kolumnist Christian Ortner.
Manchmal sind es kleine, für sich genommen eher unbedeutende Ereignisse oder Begebenheiten, die viel über ein Gemeinwesen und seine Mentalität aussagen und uns erklären, wie eine Gesellschaft tickt. Und wo es hakt.
Selbstbedienungsläden mit regionalen Lebensmitteln
Hierzulande war es dieser Tage das Schicksal des burgenländischen Bauern und Kleinunternehmers Hans Goldenits, welches uns so einen Einblick ermöglichte. Herr Goldenits hatte eine pfiffige Idee: Er stellte im Burgenland unter der Marke „Hansagfood“ neun containerartige Läden auf, in denen er regionale Lebensmittel verkaufte, und zwar als Selbstbedienungs-Hofläden ohne Verkaufspersonal.
Die sympathischer kleine Kette florierte vor sich hin, nicht zuletzt deswegen, weil Goldenits die Läden 7 Tage die Woche 24 Stunden pro Tag offenhielt, wie das ja auch bei anderen Verkaufsautomaten, etwa für Zigaretten – üblich ist.
Wettbewerbsfeindliche Konkurrenten erhalten Hilfe
Doch der pfiffige Kleinunternehmer hatte nicht mit der landestypischen Mischung aus Neid, Unternehmerfeindlichkeit und Innovationsskepsis gerechnet. Und so kam es, wie es in Österreich in derartigen Fällen kommen musste. Ein „Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb“ sah offenbar die Fundamente der Republik (oder die Gewinnmargen wettbewerbsfeindlicher Konkurrenzbetriebe) in Gefahr und ging rechtlich gegen den Unternehmer vor, mit dem Begehr, er möge das Unternehmen außerhalb der vom Staat erlaubten Öffnungszeiten doch gefälligst unterlassen.
Mit durchschlagendem Erfolg. Sein Hinweis, dass er ja nicht herkömmliche Geschäfte mit Verkaufspersonal betreibe, sondern eher Automaten, fruchtete rechtlich nichts, mit eingeschränkten Öffnungszeiten seien die Container aber nicht mehr wirtschaftlich, sagt der Unternehmer. „Wir können ehrlich sagen, dass wir alles versucht haben, jedoch stehen die pro-Konzern gemachten Gesetze jedem noch so innovativen, regionalen, bäuerlichen und umweltgerechten Konzept entgegen“, schreibt Hans Goldenits und schließt nun alle neun Läden.
Innovative Ideen gelten als störend
Ein voller Erfolg also für die Schnarchnasen von der Konkurrenz, die Gewerkschaften und alle anderen Verhinderer.
Leider ist der Fall Goldenits nicht untypisch für die hierzulande vorherrschende Mentalität in wirtschaftlichen Dingen. Neue Ideen, neue Technologien, neue Wege werden grundsätzlich als störend, potentiell geschäftsschädigend empfunden und daher bekämpft, wo es nur geht. Dass es der Taxi-Lobby gelungen ist, den Konkurrenten Uber weitgehend abzudrehen, was zu höheren Preisen und schlechterem Service für die Kunden geführt hat, gehört genauso in dieses düstere Kapital wie die Vorschrift, dass die wenigen am Sonntag in Wien offenen Supermärkte zwar Wodka, aber keine Fischstäbchen verkaufen dürfen.
Ein Staat, der nichts ändert, gibt sich und seine Bürger auf
Leute, so wird das nichts. Wir durchleben gerade eine der schwersten Wirtschaftskrise aller Zeiten, von der wir nur deswegen so wenig merken, weil die Regierungen unseren Kindern und Kindeskindern unerhörte Schuldengebirge umschnallen, wir uns also vom Wohlstand noch ungeborener Generationen ernähren.
In einer derartigen Lage, noch dazu bedrängt von chinesischer Konkurrenz und zunehmender ökonomischer Dominanz, ist es keine gute Idee, Unternehmer, die ja auch die Geldquelle des Staates sind, mit schikanösen, sinnlosen und aus der Zeit gefallenen bürokratischen Ärgernissen zu behindern oder gar zum Zusperren zu zwingen.
Ein Staat, der das nicht sehr schnell versteht und daraus die notwendigen Schlüsse zieht, hat sich und seine Bürger in Wahrheit aufgegeben.
Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.
Kommentare
Guter Beitrag, aber, wie immer, fehlt das Wesentliche: Wer ist für diese Gesetze in dieser Form verantwortlich? Wer sorgt wie warum dafür, dass sich nichts ändern kann? Vorschriften sind ja nicht vom Himmel gefallen, sondern meist das Ergebnis von gezieltem Lobbyismus. Und es ist am Ende immer eine Person, die verantwortlich ist. Die aus der Anonymität zu holen und um ihre Motivation zu fragen, wäre einmal eine gute Sache.
Schade dass mein Beitrag verschwunden ist …..
Liebe Frau Schneider,
Leider erlaubt es unser System aus Sicherheitsgründen nicht, externe Seiten in den Kommentaren zu verlinken. Gerne adaptieren wir ihren Beitrag aber müssten zur Freigabe die Links entfernen. Herzlichst, ihr eXXpress-Team
Dieser Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb verhindert gute innovative Idee, aber mit dieser Vorgangsweise ruiniert alle positiven Kleinunternehmer, aber gegen den Online Handel hat dieser Verein mit der Denkweise aus der Monarchie keine Handhabe. Ohne ein massives Umdenken werden sich die kleinen Handels-unternehmen gegenüber den großen onlinehaendlern nicht halten können. Herr.Goldenits hat’s gezeigt wies gehen kann. Die Kammeraparatschiks kapieren erst wenn es zu spät ist
Das ist leider nur eine kleine Szene aus einer großen Tragödie. Was für den Iran die Ayatollahs, sind für Österreich die Sozialpartner: die wahre Macht hinter der Regierung. Und die steht da wie dort für absoluten Stillstand. Das ist auch nicht verwunderlich. Durch die heranstürmenden disruptiven Entwicklungen sehen die Sozialpartner ihre Existenzberechtigung gefährdet. Und so werden wir weiter gegen jede Veränderung kämpfen, bis wir von der Zukunft überrollt werden.
Ich komme direkt aus der Region wo das vorgefallen ist! Im östlichen NÖ u. nördlichen Burgenland.
Hans Goldenits hatte eine Super-Idee und hat sie konsequent umgesetzt indem er die Bedürfnisse der Konsumenten erkannte:
– Frisches Obst und Gemüse: Gesund
– Direkt aus der Region ohne lange Transportwege: Klimaschonend
– Automaten-Container die 7 Tage & 24 Stunden also durchgehend offen sind. (gut für Spontankäufe u. trifft die heutige Lebensweise)
– Zu bezahlen mit Karte oder mit Bargeld.
Der Kleinstunternehmer Goldenits hat genau ins Schwarze getroffen u. hatte mit seiner sympathischen Initiative Erfolg. Klar dass irgendwelche Konkurrenten das mit den Paragrafen der Gewerbeordnung bekämpft haben.
Die Verlierer sind die Konsumenten und verloren hat ein innovativer mutiger Kleinunternehmer der mit seiner Idee richtig lag, schade!
Ich habe mir einmal bei einem türkischen Frisör um 10 Uhr abends die Haare schneiden lassen. Kommentar eines weiteren Kunden: “Die Behörden trauen sich nicht, hier etwas zu unternehmen. Das ist ein Vorteil für die Kunden.”
Gegen die eigenen Leute gehen die Paragraphenreiter allerdings unter dem Banner der Gerechtigkeit los.
Respekt! Weiter so!
Manche gehen auch alle zwei Jahre – bevor es ans Steuerzahlen geht – in Konkurs und das Geschäft wird reihum im der Familie weitergegeben. Dagegen ist zufällig auch noch niemandem ein Gesetz eingefallen.
Auf die eigenen Leut´ geht der Sozi- und Kammerstaat los! Witzigerweise dürfen aber türkische Bäckereien rund um die Uhr offen halten. Werden hier Ausländer bevorzugt?
Wenn das selbe ein Türke gemacht hätte, gäbe es Sondersendungen darüber im ORF für die Kreativität und Tüchtigkeit sowie Auszeichnungen von Wirtschaftskammer bis Bundespräsident.
Nicht nur die Bäckereien, auch die Lebensmittelgeschäfte und sogar Supermärkte. Wobei man zugeben muss, dass auch (manche) einheimische Bäckereien zumindest Sonntag Vormittag offen halten dürfen.
Schon vor längerer Zeit wurde doch einmal berichtet, dass es jedenfalls in Wien erlaubt ist, sich nicht an die Ladenöffnungszeiten halten zu müssen, wenn keine Angestellten beschäftigt sind. Also nur der Inhaber und seine nicht angestellten Familienmitglieder.
Das müsste dann ja erst recht auf ein Geschäft zutreffen, in dem überhaupt kein Verkaufspersonal tätig ist.
Gilt das nicht mehr oder gilt das nur in Wien?
Ich weiß nicht, wie da die Bezahlung abgewickelt wird, aber so wie das hier beschrieben ist, ist das wohl durchaus mit einem Verkaufsautomaten vergleichbar.
War eigentlich zu erwarten. Die großen Händler lassen sich nicht gerne an’s sprichwörtliche Bein pinkeln. Ist der “Emporkömmling” erfolgreich, wird er bekämpft.
Siehe z.B. die großen Bierkonzerne…
Willkommen in der sozialistischen Planwirtschaft. Einem System, das unternehmerischen Geist im Keim erstickt, das Wettbewerb als Bedrohung statt als Innovation bewertet, das im freiem Unternehmertum eine Gefahr für die marktbeherrschenden Kolchosen sieht.
Das erinnert mich frappant an jenen Bauern, der vor mehreren Jahrzehnten einen mobilen Schlachthof entwickelte, von Hof zu Hof fahren wollte, um Schlachtungen vor Ort vorzunehmen und in den Konkurs geschickt wurde. Er war wohl eine Konkurrenz zu den EU-Schlachthöfen, die mit billigen ausländischen Mitarbeitern Massenschlachtungen am laufenden Band vollführen.
unglaublich, total vertrottelt.
Tja, Qualität kommt eben von quälen. Und Bürokratien sind gewissenhaft bemüht, die Lebensqualität der Bürger zu steigern. Irgendwie. Oder so ähnlich. Oder heisst es doch Quälität? Jetzt weiss ich auch nicht mehr. Irgendwie verwirrend, das Ganze. Eben die Zeit, in der wir leben.
Dieses System, Kleinbetriebe zu ruinieren gibt es schon Jahrzehnte. Leider.
Toller Beitrag, da man solche Fälle auch kaum erfährt; ich finde es sehr, sehr bedauerlich, dass gerade diesem Nahersorger, der ja eine wichtige Funktion in der Gesellschaft übernommen hätte, solche Probleme gemacht werden; ist halt typisch für unsere Neidgesellschaft
Sie sollten Zeitungen lesen, die Berichte darüber erschienen schon vor einigen Wochen!
Es war eine kleine Nische die hier sehr engagiert bedient wurde.
Die Produkte waren allesamt regional, saisonal und erntefrisch.
Es wurde niemand ausgenutzt, im Gegenteil die Preise waren fair.
Am meisten hat mich gewundert, dass es ohne größere Vandalenakte und Diebstähle von Unbekannten, möglich war ein Geschäft so zu betreiben.
Hätte eher gedacht das solche Vorgänge das Modell zum Scheitern bringen würden.
Die allermeisten Leute sind ehrlich. Ich habe mich einmal mit dem Thema näher beschäftigt. Tatsächlich ist der größte Teil des Warenschwunds im Handel auf eigene Mitarbeiter zurückzuführen.
Tolle Idee, auch juristisch sehe ich ein mögliches Modell die Boxen 24/7 weiter zu betreiben
Ich bin kein Jurist, aber es müsste eigentlich gleich behandelt werden wie die Zeitungsverkaufsstände der Zeitungen. Da entnimmt man auch selbst und bezahlt und es ist kein Automat im eigentlichen Sinn.