Indem sie öffentlich ankündigte, auf den allergrößten Teil ihres Millionenerbes zugunsten wohltätiger Organisationen verzichten zu wollen, “weil in Österreich Vermögen und damit Macht und Lebenschancen wahnsinnig ungerecht verteilt sind” hat jüngst die 28-jährige Germanistikstudentin Marlene Engelhorn einen Sturm des Applauses und der Zustimmung entfacht. Vor allem im dominierenden linksgrünen Sektor der Medienwelt wurde die junge Frau über Nacht zum Star, zur Millionärin der Herzen.

Nun ist es das gute Recht der angehenden Erbin, über ihr (künftiges) Privatvermögen zu verfügen, wie sie es für richtig hält. Das ist das Wesen von Privateigentum. Und das ist gut so.

Ein kleines Gedankenexperiment

Trotzdem frage ich mich, wie die Öffentlichkeit darauf reagiert hätte, wenn Frau Engelhorn nicht erklärt hätte, sie werden den Großteil ihres Erbes an irgendwelche NGOs verschenken, sondern damit beispielsweise ein Dutzend Startup-Unternehmen finanzieren. Also innovative, hungrige Unternehmensgründungen, die zwar in vielen Fällen scheitern, aber aus denen manchmal die Erfolgsunternehmen der Zukunft werden. Auch Apple, Google oder Red Bull waren ja am Anfang solche Startups.

Ich bin mir ziemlich sicher: im besseren Fall hätte diese Nachricht von den unternehmerischen Plänen der bislang ja eher unbekannten Erbin genau niemanden interessiert, im schlimmeren, aber Wahrscheinlicheren wäre ein Geraune der Art „die kann den Hals noch immer nicht vollkriegen“ durch die Stadt und ihre Medien gezogen.

Das ist insofern bemerkenswert, als hier eine Art von gesellschaftlicher Präferenz, eingebettet in die einschlägige Gedankenwelt vieler Medienmenschen, sichtbar wird.

Es ist dies eine Präferenz des Verteilens, das als gut gilt, gegenüber dem Produzieren, das als eher anrüchig gilt, vor allem wenn es mit Profit verbunden ist.

Zum Helden dieser Politik- und Medienwelt wird deshalb Grosso Modo derjenige, der Vermögen und Wohlstand verteilt – und nicht derjenige, der Wohlstand und Vermögen erschafft.

Als Grundüberzeugung einer Mehrheit der Gesellschaft ist das ein verlässliches Rezept fürs Desaster. Denn gerade die Geschichte der Familie Engelhorn zeigt das mustergültig. Frau Engelhorns Millionenerbe hat nämlich im Wesentlichen deren Großvater Claus Engelhorn erwirtschaftet, der das Pharmaunternehmen Boehringer-Mannheim – später Roche – zu einem Global Player aufgebaut hat, damit zigtausende Jobs und hunderte wertvolle Medikamente geschaffen und sich selbst zum Superreichen gemacht hatte.

Es sind Männer und Frauen dieses Schlages, die seit mehr als 200 Jahren das glühende Herz unserer alles in allem extrem erfolgreichen Volkswirtschaften gebildet haben, dank derer auch der Wohlstand der breiten Massen ein vorher noch nie gesehenes Niveau erreicht hat.

Auch wenn es heute als unsittlich gilt, das festzustellen: unser aller Wohlstand wird nicht von den Marlene Engelhorns dieser Welt geschaffen, die nur verteilen wollen, was da ist, sondern von den Claus Engelhorns dieser Welt, die seine Grundlage schaffen, durch Innovation, Risikofreude und vor allem auch Lust am Gelingen.

Es ist dies, ganz entgegen der vorherrschenden öffentlichen und veröffentlichten Meinung, damit auch letztlich der ethisch höher zu bewertende Weg.

I had a dream

Frau Engelhorn wirkt in ihren zahlreichen öffentlichen Auftritten durchaus intelligent und sympathisch; aber ich bin mir nicht sicher, ob sie nicht eher aus einem Gefühl heraus handelt – wozu sie jedes Recht der Welt hat – denn nach kühler Analyse der ökonomischen Zusammenhänge.

Vielleich macht sie ihrem Großvater ja den Gefallen und überlegt sich das alles nochmal, tritt in dessen Fußstapfen und verschenkt die Kohle nicht, sondern lässt sie produktiv arbeiten, indem sie junge Unternehmen finanziert. Dem Opa tät’s sicher gefallen.

Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.