
Christian Ortner: Germanen, Geld und Gruppensex
Finanzminister Gernot Blümel hat, in Österreich weitgehend unbeachtet und unbedankt, einen Beitrag dazu geleistet, dass der Euro nicht endgültig zum Schwundgeld wird, findet Exxpress-Kolumnist Christian Ortner. Ob mit langfristigem Erfolg, entscheidet sich wohl aber erst demnächst – in Berlin.
Unter dem zugegebenermaßen etwas jenseitigen Titel „Fünf Geizige sind geiler“ (scheint sich um irgendeine Art von Piefke-Schweinkram zu handeln, von dem wir besser nichts wissen) spendierte jüngst das renommierte deutsche Magazin „WirtschaftsWoche“ dem österreichischen Finanzminister Gernot Blümel ein dickes, wenn auch indirektes Lob.
„Als vergangenes Jahr mitten in der Coronakrise der europäische Wiederaufbaufonds auf dem Tisch lag, waren sich alle einig. Fast alle. Österreich, Schweden, Dänemark und die Niederlande stemmten sich dagegen. Sie wollten zwar befristet Nothilfe leisten, aber keine Schuldenunion durch die Hintertür einführen. Und vor allem wollten sie die Hilfen in Form von rückzahlbaren Krediten und nicht von Zuschüssen vergeben. Prompt wurden sie als die „geizigen Vier“ gebrandmarkt“, schreibt da der Chefredakteur Beat Balzli höchstpersönlich. Und lobt ganz ausdrücklich: Obwohl die gemeinsamen Schulden trotzdem kamen, „hat sich der Kampf des Quartetts im Rückblick gelohnt. Das Geld wird nur zum Teil in Form von Zuschüssen fließen… Kämpfe wie diese prägen die Art und Weise, wie der europäische Stabilitätsgedanke gelebt wird – oder bald beerdigt.“
Widerstand ist nicht zwecklos
Genauso ist es. Dass Blümel für seinen Widerstand gegen die Schuldenunion zwar in seriösen deutschen Medien gelobt wird, in Österreich hingegen kaum oder gar nicht, ist irgendwie charakteristisch. Hierzulande suhlt man sich lieber wochenlang in spätpubertär anmutenden Chatverläufen, ob der Euro hingegen endgültig zum Inflationsgeld wird oder nicht, interessiert deutlich weniger, jedenfalls gemessen an der jeweiligen Intensität der Berichterstattung.
Und nachdem bekanntlich erst ein Drittel der 300.000 Chats des rührigen Slam-Poeten Thomas Schmid von den Behörden publikationsreif gemacht worden sind, wird das wohl noch ein paar Monate so bleiben, in denen ich ob ich will oder nicht mit Hilfe 200.000 weiterer Chats erfahren werde, welcher C-Promi welchem anderen B-Promi zugange war, wer wen mit welchen Injurien bedacht hat und was halt sonst in diesem Land für „Politik“ gehalten wird. Ein Land, ein Käfig voller Narren, könnte man meinen.
Wird aus dem Vierer ein Fünfer?
In Deutschland, das sich von Österreich nicht nur durch eine gemeinsame Sprache unterscheidet, sondern auch dadurch, dass dort Haudurchsuchungen nicht im Kanzleramt, sondern im Finanzministerium stattfinden (Stichwort „Cum-Ex“, auch so ein deutscher Schweinkram), wird hingegen demnächst unter anderem über die Zukunft des Euro entschieden. Denn nur wenn aus den „vier Geizigen“ fünf werden, also Deutschland den Vierer durch sein Mitmachen bereichert, kann verhindert werden, dass die Stabilitätsregeln zum Euro immer weiter verludern, noch mehr gemeinsame Schulden gemacht werden und vor allem die hochverschuldeten EU-Staaten wie Frankreich oder Italien endgültig zum Hochrisiko werden.
Und ob Deutschland zu den vermeintlich Geizigen stößt, wird weitgehend davon abhängen ob die FDP – in dieser Sache doch eher verlässlich – erstens mitregieren wird uns sich zweites mit ihrem Bestehen auf solide Finanzpolitik durchsetzt.
Und: sich verschiedenen halbseidenen Ideen widersetzt, zum Beispiel „grüne“ Schulden, die im Zuge des sogenannten Klimaschutzes aufgenommen werden, einfach nicht zu beachten. Das ist ein klassischer Hütchenspieler-Trick. „Schulden sind Schulden, egal, welche Farbe sie haben. Und die sind entweder tragbar oder nicht,“ urteilte da ebenso trocken wie präzise jüngst die „Neue Zürcher Zeitung“.
Zurück zur Keuschheit, bitte
Ob „Fünf Geizige geiler“ (WirtschaftsWoche) sind oder nicht, vermag ich mangels einschlägiger Kenntnisse des Sexuallebens der Germanen zum Glück nicht zu beurteilen. Dass es dringend notwendig ist, dass Berlin – und in der Folge die ganze Eurozone – in der Zeit nach Merkel wieder auf den Pfad der finanzpolitischen Keuschheit zurückfindet, ist hingegen für jeden ökonomisch halbwegs verständigen Zeitgenossen evident. Dass Österreichs Finanzminister diesen Kurs schon länger fährt, im eigenen Lande unbedankt, gehört auch einmal festgehalten.
Kommentare
Ja, der Blümel scheint das nicht so schlecht zu machen. Sogar der Deal mit der AUA war sehr gut gemacht. Obwohl immer von einem Geschenk von 800 Mio. berichtet worden ist, war das tatsächlich ein Darlehen und wenn dieses nicht rückgezahlt worden wird, würde die AUA zur Gänze wieder an Österreich zurückfallen. Ein größerer Teil davon wurde mittlerweile rückgeführt.
Der konservativ eingestellte Teil der Bevölkerung, der keine Schuldenunion, keine weitere Zuwanderung aus dem islamischen Raum und keine kopflose industriezerstörende Klimapolitik möchte, hat derzeit wenig Chancen.
Die gewählten Regierungen werden mit ausländischer Hilfe über Medienverbände weggeputscht, die Nachrichten hämmern Tag für Tag die schrecklichen “Verfehlungen” von Sebastian Kurz in den Äther (zb werden ständig Aussagen zitiert, die der zugegebenermaßen nicht sehr sympathische Schmid in einer nicht öffentlichen Nachricht seiner Sekretärin geschrieben hat und Kurz zur Last gelegt), aber die lebens- und zukunftsentscheidenden Fragen interessieren nur einige Wenige in diesem Land. Und diese befinden sich in innerer Migration.
Gernot Blümel wie die gesamte ÖVP haben die erstmalige (!) gemeinsame Covid-Schuldenaufnahme der EU-Staaten zugestimmt und pressewirksam sich bedankt, daß Österreich etwas davon zurückerhält. Das müßte Ch. Ortner doch wissen.
Brillanter, wichtiger Artikel. Es geht nämlich derzeit wirklich ans Eingemachte. Das Geld zerrinnt zusehends zwischen den Fingern. Man kann nur hoffen, dass die FDP hart bleibt und Deutschland wieder einen vernünftigen Kurs fährt. Ansonsten wage ich mir nicht auszumalen, was unter einer österreichischen Bundesregierung, die von SPÖ oder FPÖ geführt wird, alles an Geldverschwendungsorgien stattfinden würde …
Ortner zeigt übrigens auch, was wirklich guter Journalismus ist. Ganz besonders wichtig ist das in Österreich, wo Wirtschaftskompetenz unter Journalisten, Politikern und Intellektuellen extrem rar ist und teilweise sogar als böse gilt (zumal unter jenen, die ihr Geld direkt oder indirekt vom Staat erhalten).
Ausgezeichneter Kommentar. Wegen Deutschland und der FDP bin ich leider ein wenig pessimistisch …
“Dass Österreichs Finanzminister diesen Kurs schon länger fährt, im eigenen Lande unbedankt, gehört auch einmal festgehalten.” – Die leider überwiegend politisch links angesiedelten Journalisten, welche fast alle österreichischen Medien beherrschen – inkl. dem ORF – haben jeden Blick für die Realität verloren und agieren nur noch ideologisch. Dabei scheint denen das Wohl der österreichischen Bevölkerung auch schon völlig egal zu sein!
Da muss mir etwas entgangen sein: welche österreichische Zeitung sprach sich FÜR die Schuldenunion aus? – Mir ist keine bekannt.
Wir brauchten keinen Herrn Blümel, um die österreichische Position zum EU-Fiskalpakt zu definieren, denn diese gab es vorher schon, und wird es auch nachher noch geben, egal ob links oder rechts im Finanzministerium sitzt. Denn es geht um das ureigene österreichische Interesse.
Die geizigen 4 retten die restlichen Pleitestaaten der Schuldenunion….?genau genommen sind alle EU Staaten ein Fall für den Insolvenzrichter! Wer bitte ,soll diese horrenden Summen zurück zahlen?
0% Zinsen für Sparer, bei einer Inflation von 3% und dass die nächsten 30Jahre, …wird eine Enteignung sein die kaum jemand versteht.
@Mikulicic: Das ist halt eine Milchmädchenrechnung, weil ansonsten die Inflationsrate höher wäre. 3% wertmäßig verlieren Sie immer schon pro Jahr ungefähr. Egal, wie hoch der Eckzinssatz ist. Wenn der Eckzinssatz 3% wäre, wäre halt die Inflation um 3% höher.
In den Jahren ab ca. Mitte der 1960er-Jahre bis zur Euro-Einführung hatte es eine durchschnittliche Inflation von 6% pro Jahr gegeben. Der Eckzinssatz war aber niemals so hoch; außer in Jahren, wo auch die Inflationsrate viel höher war – z.B. Ende der 1970er-Jahre.
“..welcher C-Promi welchem anderen B-Promi ” Diese, in diesem Artikel geäußerte Kritik ist wirklich ernst zu nehmen. Die politischen Probleme drängen, Arbeit, Schule, Krankenhäuser, Budget, EU, überall politische Baustellen, aber die steuergeldfianzierten linken ” Kurz muss weg”- Medien kennen derzeit nur ein Thema: “Kurz darf nicht mehr zurückkommen”. Hintergrund ? Man kann ohne horrende Steuergeldzuschüsse nicht leben (O-Ton Chefredakteur N.), zudem möchten sich Caritas/Diakonie/Volkshilfe beim Schaufeln von Steuergeld-Milliarden in die eigene Taschen nicht stören lassen, sich von Sebastian Kurz nicht in das Geschäft spucken lassen, der die Steuerlast auf 40% des BIP´s drücken möchte. In Wirklichkeit, auch wenn man die marxistische Philosophie des historischen Materialismus heranzieht, geht es derzeit nur um eines, nämlich um den “Schatz am Silversee” von Karl Marx, Verzeihung May natürlich, um jährlich 50% des BIP´s, mit einem sozialistischen Bundeskanzler Richtung 60% , mit Sebastian Kurz Richtung 40% des BIP´s, auch innerhalb der EU tobt dieser “Wir sind alle eine glückliche Familie”- Kampf, wie Chritian Ortner schön dargestellt hat. P.S Neuestes Gusto-Stückerl der Caraitas ? Man möchte für jeden unbegleiteten Minderjährigen, also alle, die aus islamischen Ländern nach Österreich kommen, € 7.000 (!!) in Monat haben. Derzeit werden diese “Neuankömmlinge” gerade in den neugebauten Luxuswohnungen in Wien an der Peripherie untergebracht (sehe ich täglich). Das kostet natürlich, auch die persönliche Sekretärin, die jedem “Neuankömmling” von der Caritas/Diakonie/Volkshilfe zur Verfügung gestellt wird, Rechtsberatung, Heimaturlaub und vieles mehr. Aber wie schrieb Reinhold Mitterlehner in seinem “Anti-Kurz-Buch, die holen sich nur das, was wir ihnen weggenommen haben ???? Derzeit findet der wohl größte Raub der Menschheitsgeschichte statt, die ab 2017 vom Wahlvolk eingeleitete Befreiungs-Aktion durch den Freiheitskämpfer Sebastian Kurz wurde mit einem Gegen-Putsch der unterdrückenden Kaste hier in Österreich beantwortet. Derzeit herrschen offene Kämpfe, Ausgang ungewiss
Wie schon so oft: 👍 👍👍
Wer hat Nehammer zum Innenminister gemacht, der trotz so geschlossener Grenzen Rekordzahlen geliefert bekommt und zu Allerseelen Jahrestag in Kompetenz feiern kann? Der Superheld Basti? Oder Superheld Gernot, der Nullenvergesser?
Creator, Sie könnten sich zu Nehammer an die grüne Grenze im Burgenland z.B. gesellen und ihn beim Aufstöbern der Migranten und Einfangen unsterstützen. Sollten Sie lieber mit Kickl diese Menschenkette bilden – die wird auch nicht länger.
Gegen die in Österreich agierenden Schlepperorganisationen hat derzeit niemand eine Chance
Ob die genannten hochverschuldeten EU-Staaten, wie Frankreich oder Italien, endgültig zum Hochrisiko werden und zum Totalcrash führen, hängt hauptsächlich von der Politik der EZB ab. Sie werden nur dann nicht zum Hochrisiko, wenn man diesen und anderen Staaten weiterhin erlaubt ihren Schuldenberg bei nahezu Null-Zinsen, bei gleichzeitig moderater Inflation umzuschulden und damit langsam zu entwerten. Eine Politik also, die nicht nur den verschuldeten Staaten und damit auch Österreich, sondern auch der Wirtschaft hilft die ebenfalls auf billige Kredite angewiesen ist. Mit diesem Problem ist die EU nicht allein. Auch die USA werden ihre Schulden von 23000 Millarden Dollar, kaum auf herkömmliche Weise zurückzahlen können. Das nennt man zwar nicht Schwundgeld, aber schleichende Geldentwertung. Sparen wird unattraktiver und das Geld fließt sofort in den Konsum und kommt damit der Wirtschaft zugute. Der Grund eben, warum kleine Kommunen sehr erfolgreich mit Schwundgeld experimentiert haben.