
Christian Ortner: „Jüdischer Nigger“ – wofür man in Wien geehrt wird
Wieder einmal wird gefordert, das Denkmal des Wiener Bürgermeisters und Antisemiten Karl Lueger zu entfernen. Kann man machen, meint Exxpress-Kolumnist Christian Ortner – aber nur, wenn gleichzeitig aus dem „Karl-Marx-Hof“ die „Friedrich August von Hayek-Siedlung“ wird.
Zu fordern, das Denkmal des Wiener Bürgermeisters Karl Lueger (1844–1910) am gleichnamigen Platz in bester Wiener Innenstadtlage zu entfernen, weil Lueger ein ziemlich übler Antisemit war, gehört mittlerweile zur politischen Folklore dieser Stadt wie der Maiaufmarsch oder das Donauinselfest: Kommt alle Jahre wieder, mit großer Verlässlichkeit.
So auch dieser Tage, als eine Gruppe von Holocaust-Überlebenden, darunter der hochbetagte Nobelpreisträger Eric Kandel, zweifellos ein Mann von höchster Reputation, einen offenen Brief an den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig schrieb mit genau dieser Forderung. „Es schmerzt uns, dass Karl Lueger, einer der prononciertesten Antisemiten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, immer noch im Herzen Wiens geehrt wird. Wir sind der Überzeugung, dass der Platz umbenannt und das Ehrenmal entfernt werden muss. Die Untätigkeit der Stadt in dieser Sache (…) ist beschämend …“, heißt es in dem Schreiben.
Die Anliegen der Denkmal-Stürmer sind legitim
Auch die „Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus“ und die Wiener Grünen forderten dieser Tage, das Denkmal zu entfernen. „Lueger hat wegen seines Antisemitismus und Populismus im demokratischen Wien des 21. Jahrhunderts als Vorbild ausgedient. Das hat nichts mit fehlendem Geschichtsbewusstsein zu tun – ganz im Gegenteil“, forderte die grüne Kultursprecherin Ursula Berner. Und die Antirassismus-Liga schlug vor, eine Art von Endlager für „toxische Denkmäler“ zu schaffen, so in der Art der Entsorgungsbetriebe Simmering offenbar, wo Herr Lueger und andere Unerwünschte dann vor sich hin gammeln sollen.
Nun ist es durchaus legitim, die Entfernung der Denkmäler von Antisemiten zu fordern. Mir erscheint es zwar angemessener, sie stehen zu lassen und durch deutlich sichtbare Hinweise zu ergänzen („Kontextualisierung“), die erklären, dass etwa Lueger nicht nur ein bedeutender Bürgermeister war, sondern eben auch ein übler Judenhasser, aber ich verstehe durchaus auch die Argumente der radikaleren Denkmal-Stürmer.
Die Inkonsequenz delegitimiert die Anliegen
Was ich aber überhaupt nicht verstehen kann, ist deren Inkonsequenz, die ihr grundsätzlich nachvollziehbares Anliegen sogar bis zu einem gewissen Grad delegitimiert.
Denn noch nie habe ich aus dieser Ecke des Diskurses die Forderung vernommen, gleichzeitig mit der Demontage des Lueger-Denkmals auch den Karl-Marx-Hof umzubenennen, etwa nach dem österreichischen Ökonomie-Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek in „Hayek-Siedlung“.
Immerhin war der namensgebende Karl Marx ein zumindest genauso übler Antisemit wie Karl Lueger. Im Essay „Zur Judenfrage“ schrieb Marx etwa: „Welches ist der weltliche Grund des Judentums? Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist der weltliche Kultus des Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld.“
Karl Marx schuf überdies eine verbrecherische Ideologie
Das war kein einmaliger Ausrutscher, sondern charakterisiert Marx’ Judenhass. So schrieb er über seinen politischen Gegner Ferdinand Lassalle: „Der jüdische Nigger Lassalle […], dabei das wüste Fressen und die geile Brunst dieses Idealisten. Es ist mir jetzt völlig klar, dass er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von den Negern abstammt. […] Nun, diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen.“
„Jüdischer Nigger?“ – Die Vorstellung, dass nach jemandem, der sich derart artikuliert, im 21.Jahrhundert die bedeutendste kommunale Wohnhausanlage der Stadt benannt ist, erscheint mir zumindest genauso befremdlich wie die Existenz eines Denkmals von Karl Lueger. Noch dazu, wo Lueger immerhin nicht nur Antisemit, sondern auch bedeutender Bürgermeister war, wohingegen Marx nicht nur Antisemit war, sondern auch noch das wissenschaftliche Fundament einer verbrecherischen Ideologie schuf.
Entweder wir säubern Wien konsequent – oder Lueger bleibt
Doch offensichtlich ficht der miese Antisemitismus des Karl Marx weder die Autoren des offenen Briefes an Michael Ludwig noch die Antirassismus-Liga noch die Wiener Grünen an, sonst hätten sie ja auch auf diese Problematik verwiesen und entsprechende Konsequenzen gefordert. Sie müssen sich die Frage gefallen lassen, warum das so ist.
Ich könnte hier in diesem Zusammenhang noch ein Reihe anderer höchst problematischer Denkmäler und Straßenbenennungen anführen, die etwa den sozialdemokratischen Arzt und Politiker Julius Tandler ehren, der 1924 schrieb: „Welchen Aufwand übrigens die Staaten für völlig lebensunwertes Leben leisten müssen, ist zum Beispiel daraus zu ersehen, dass die 30.000 Vollidioten Deutschlands diesem Staat zwei Milliarden Friedensmark kosten. Bei der Kenntnis solcher Zahlen gewinnt das Problem der Vernichtung lebensunwerten Lebens an Aktualität und Bedeutung.“ – Nach so jemandem ist im Jahr 2022 ein zentraler Platz der Stadt benannt, ohne dass die Denkmalstürmer auch nur eine Augenbraue heben?
So geht das wirklich, wenn man einen Anspruch auf Ernsthaftigkeit erheben will. Entweder wir säubern die Stadt konsequent von all diesen Spuren einer oft unguten Vergangenheit, die halt leider auch unsere ist – oder wir lassen eben auch Lueger auf seinem Platz, samt erklärenden Anmerkungen. Alles andere ist Scheinheiligkeit und Doppelmoral.
Kommentare
Ja du meine Güte, Johannes, der L. war so eine Art Karriere-Antisemit – zum indest kann man das annehmen von seiner späteren Äußerung (belegt!) : “Zum Hinaufkommen ist der A ntsosemitismus ja nicht schlecht, aber er ist schon ein rechter Pöbelsport.”
Sie dürfen nicht erwarten das sich jeder “Goi” vor lauter Unterwürfigkeit selbst verleugnet und in den Staub wirft.
Streit muß man aushalten, Lueger hat so manchen Strauß mit der jüdischen Gemeinde gefochten, man hat sich gegenseitig nichts geschenkt.
Der echte Antisemitismus ist etwas ganz anderes.
mind. 58% der Bewohner mit Migrationshintergrund – NATÜRLICH ist dann alles Antisemitisch….
Ein riesen Schei*haufen eben!
ich kenne Wien schon lange und es hat sich zum Zentrum des Scheisshaufens gemausert…..
Fast alle Linken sind Pharisäer.
Die Selbstgerechten nuckeln unterwürfig an allen Zehen, die ihrer vergifteten Ideologie Zuspruch leisten und hacken sie ab, sobald sie sie nicht mehr brauchen. Spannender wird’s nicht. Auf diese Weise können sie ihre Minderwertigkeitskomplexe kompensieren. Sonst würde sich nicht einmal ein halbverhungerter Eisbär für sie interessieren.
Johannes: Ich habe Sie schon richtig verstanden und bin mit Ihrer Meinung komplett einverstanden. Kritisiere Lucia’s “Blödsinn” aber auch Herrn Ortner in einigen Passagen : …….
Indem er Lueger als üblen, Betonung liegt auf üblen Judenhasser bezeichnet und die Argumente der Denkmalstürmer versteht. Damit stellt er sich, wie sie auf deren gleiche argumentative Seite.
Der Antisemitismus des 19. Jhdt. ist mit anderen Maßstäben zu messen als der des 20. Jhdt.
Marx schrieb sein Elaborat zur Judenfrage 1843. Deutschland, so wie wir es kennen, wurde 1871 gegründet. Man muss den Text noch einmal lesen und in den Zeitbezug stellen. Dann kann man Lueger nicht nach heutigen Maßstäben messen.
@luci: Kein Blödsinn, sondern Tatsache, was Johannes schreibt. Man muss etwas Wissen um mitreden zu können. Was Herr Ortner schreibt, ist aus dem Zeitkontext gefallen und nicht gut recherchiert.
Ganz zu schweigen vom Che Guevara Denkmal im Donaupark.
Kreisky hat auch einiges gesagt, das dazu führen müsste, dass nichts nach ihm benannt wird.
richtig mutig wären sie ja wenn sie mal sklaverei und islam beleuchten würden.
mohamed selbst hatte sklaven. das war auch der grund warum sich die sklaverei in der islamischen welt so lange gehalten hat.
also liebe genossen, mutig voran!
frech -haben Sie scho gemacht. Geht doch !
Guter Artikel.
Die linkslastige Zweischneidigkeit und deren lückenhaftes Geschichtswissen zeigt sich ja bei deren Idolen recht deutlich,
Der linke Held Che Guevara und Arafat waren auch nicht gerade Wohltäter der Menschheit. Mit oder ohne Nobelpreis.
👍😂
Ich hätte gerne mehr über den angeblichen Antisemitismus von Lueger erfahren. Ich kenne keine Maßnahmen von ihm welche die damalige jüdische Bevölkerung Wiens auch nur in irgendeiner Weise benachteiligt oder diskriminiert hätte. Ich spreche hier nicht davon das er der jüdischen Gemeinde nicht immer und überall alle Wünsche und Forderungen erfüllt hat. Das ist mit Sicherheit kein Antisemitismus, dass betrifft jeden Bürger der eben in bestimmten Bereichen als Antragsteller für bestimmte persönliche Vorhaben abgewiesen wird.
Ich weiß das er beim Ausbau der Gasversorgung in Wien von jüdischen Geldgebern auf dem internationalen Finanzmarkt boykottiert wurde. Er hat dann einen sehr interessanten Weg der Bürgerbeteiligung entwickelt und das Projekt erfolgreich, trotz aller Widerstände durchgezogen.
Meiner Meinung nach waren es massive Konflikte mit dem Geldadel die Lueger zu Konfrontationen mit diesem bewegten.
Wer hier den Kontext der Zeit außeracht lässt versteht entweder Zeitgeschichte nicht oder tut es aus taktischen Gründen.
Ich lasse mich nicht pauschal vereinnahmen, ich bin, wenn es notwendig ist, ein streitbarer Mensch in der Sache, daher hasse ich nichts mehr als einen Maulkorb und ein Verbot die Dinge differenziert zu betrachten.
Wer Lueger pauschal als Judenhasser bezeichnet bekommt heute uneingeschränkt Applaus, es ist opportun hier fanatisch mitzulaufen.
Blödsinn.
@ Luci: Kein Blödsinn, sondern Tatsache, was Johannes schreibt. Man muss etwas Wissen um mitreden zu können. Was Herr Ortner schreibt, ist aus dem Zeitkontext gefallen und nicht gut recherchiert.
Ein sehr schwaches Argument.
@Luci war gemeint.
@Rowischin mein Beitrag war keine Kritik an Ortner, war eher jenen gewidmet die Versuchen einen der größten Wiener Bürgermeister, nur weil er kein Sozialist war, zu vernichten und sein Ansehen zu zerstören.
Er scheint das Bild des ewig roten Wien zu sehr zu stören.
Johannes: Ich habe Sie schon richtig verstanden und bin mit Ihrer Meinung komplett einverstanden. Kritisiere Lucia’s “Blödsinn” aber auch Herrn Ortner in einigen Passagen : …….
Indem er Lueger als üblen, Betonung liegt auf üblen Judenhasser bezeichnet und die Argumente der Denkmalstürmer versteht. Damit stellt er sich, wie sie auf deren gleiche argumentative Seite.
Wien ist schon lange nicht mehr die lebens- und liebenswürdige Stadt, in der ich jahrzehnelang gerne gelebt habe. Hätte ich nicht die Wohnung, die mich heute wenig kostet und in der ich mich wohl fühle und die am Stadtrand liegt, von der ich jederzeit flüchten kann ins Umland, wäre ich sowieso schon weg.
Die meisten Wiener und INNEN haben mit ihrem Wahlverhalten ja genau die “bunten” Zustände zu verantworten, die wir heute in Wien “genießen” dürfen! Deshalb habe ich sehr wohl etwas dagegen, dass sich die Wiener und INNEN, wenn es ihnen zu bunt wird, zu uns aufs Land in die schönsten Gegenden flüchten und abschotten, um dann bei uns am Land mit ihrem naiven Wahlverhalten dieselben Zustände zu fördern wie in Wien! Wiener und INNEN bleibt bei euren Schützlingen in Wien, wir wollen euch nicht haben auf dem Land!
Lieber Herr Ortner, danke für Ihre stets hervorragenden Beiträge!
Ich verweise überdies auf das Renner-Denkmal, das gleich neben dem Parlament (!) zu finden ist. Dr.Karl Renner nach dem sogar noch immer ein Ringabschnitt benannt ist, war ein noch wüsterer Antisemit als Lueger (Quelle: Schausberger) Man sollte einschlägige Sprüche von Lueger und Renner anonymisiert auf Tafeln montieren und Passanten raten lassen, welche Textpassagen von wem der beiden stammen.
Irgendwann muß genug sein mit den Vorderungen der Juden,immer die selbe Leier,das ist Wiener Geschichte,wenn es Euch nicht paßt geht nach Israel,das ist genauso Geschichte wie der Holocaust,ist alles Vergangenheit
Grossartiger Kommentar, Danke!
Wollten wir die Stadt von allen Mitläufern der Nazizeit und dem ewig grassierenden Antisemitismus reinigen, wir hätten viel zu tun und müssten einige große Namen hinterfragen. Karl Renner, Karajan, um nur zwei begeisterte Anhänger Hitlers zu nennen. Es gibt davon mehrere, auch kleinere Fische wie z.B. Eisenmenger, nach dem immer noch ein Gasse in Favoriten benannt ist.
Was für ein treffender Artikel! Bei diesen ganzen Artikeln&Nachrichten (Van der Wuff/Wels) können wir selber bald den 4.Juli feiern!? Die Farge ist nur was feiern die Österreicher dann am 4.Juli… das erwachen?
… und was ist mit Che Guevara, hat der nicht auch persönlich an der Folterung von Gegnern des kommunistischen Regimes auf Cuba teilgenommen oder sollen das auch ” fake news” gewesen sein?
Wahrheit ist eine Tochter der Zeit. Das gilt auch für Marx. Allerdings ist auch Fakt, dass seit Abrahams Zeiten alle Völker mit Kontakt zu Juden auch massivste Probleme mit ihnen hatten. Woke Leute könnten sich wie LGBTQ* vom Buch Levitikus und dessen Lebenregeln verletzt fühlen, überraschenderweise darf weder die Todesstrafe noch das Verhalten gegenüber Opfern oder Kranken (Aussätzigen) diskutiert werden, auch die Stellung Jesu als Mamser ist tabu – moralinsaures Rosenenpicken vom Feinsten. Wer sich von Gott auserwählt sieht, sollte sich nicht wundern, wenn dies von Gois angezweifelt wird.
das fügt sich genau in das Schema der Roten: Links=gut, rechts=schlecht. Ohne Faktencheck. Als Beispiel: Gegen die Erhöhungen der Lebenserhaltungskosten laut schreien – aber die Richtwertmietenerhöhung für die Gemeindewohnungen in Wien brav mitmachen. Doppelmoral, Heuchlerei, Strategie oder was?
Nobel löschen,Nobelpreis lassen.
Wenn man jedes Denkmal mit einer Tafel, dem heutigen Zeitgeist entsprechend, versehen will, so sollte man die Tafeln leicht auswechselbar machen. Wer weiß, wer künftig wieder zur “Unperson” erklärt wird?
Ein Denkmal sollte künftig kostengünstig und leicht entfernbar gebaut werden. Vielleicht wird es, nach relativ kurzer Verweildauer, wieder abgerissen weil die sexuelle Orientierung oder die Hautfarbe der Person plötzlich nicht mehr passte. Heute ist mit jedem Irrsinn zu rechnen.
Doch. Karl Renner und Adelheid Popp.
Von der (politischen) Doppelmoral lebt die Wiener SPOe schon immer: siehe Renner, siehe Inseratenkampagne etc. etc.
Bei der Wiener SPÖ scheint sich die “quod licet jovi-non licet bovi”-Moral gefestigt zu haben.
Die SPÖ hatte genug Antisemiten und sogar Altna z is in der Partei. Die meisten davon im Akademikerbund.
Die vollständige Liste dazu gibts im DÖW abzurufen unter “Die braunen Flecken der SPÖ”
kleine Korrektur: Der Akademikerbund, das sind die Schwarzen,
sie meinen den BSA (Bund Sozialistischer Akademiker)?
@Igonta: korrekt. War aber aus dem Zusammenhang klar, dass es sich um den sozialistischen Akademikerbund handeln muss.
Aber ja, lass’ ich gelten.
Dem ist nichts hinzuzufügen.