Früher war es für einen alten weißen Mann ja noch relativ einfach, feministische Positionen zu verstehen. Früher, da war es ein Fortschritt, wenn Frauen in Führungspositionen kamen, und noch mehr, wenn sie dort lange und mit großem Erfolg verblieben. Dass also etwa das Vereinigte Königreich sieben Jahrzehnte lang von Elizabeth II. regiert wurde, die heute begraben wird, war früher eine aus feministischer Sicht feine Sache. Je mehr Frauen an der Spitze eines Staates, um so besser.

Weiß geht gar nicht

Doch der heutige Extrem-Feminismus sieht das ganz anders. Frau allein genügt längst nicht mehr, auch die Hautfarbe zählt, und da geht weiß einmal gar nicht. Und Staatsoberhaupt von Großbritannien, einem Land mit kolonialer Vergangenheit, ist ebenfalls völlig pfui. Für die Vertreterinnen dieses völlig durchgeknallten Feminismus war Elizabeth nichts anderes als eine „alte weiße Frau“. Und das ist ungefähr so schlimm wie ein alter weißer Mann zu sein, also schuldig am gesamten Unheil der Welt zu sein.

Entsprechend widerlich fielen seit den letzten Lebenstagen der Monarchin bis heute, dem Tag ihrer Beerdigung, die Kommentare aus diesem Segment des gutmenschlichen Milieus aus. Die bewiesen vor allem eines: wie unglaublich verlogen dieses Milieu ist, das heute nicht nur nach Geschlecht, sondern auch nach Rasse differenziert wie früher der Ku-Klucks-Klan in den USA.

Diese elende Frau

Mein absoluter Favorit, gemessen an der nach oben offenen Geschmacklosigkeits-Skala, ist da die Wortmeldung einer gewissen Uju Anya, Professorin an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. Kurz vor dem Tod der Monarchin twitterte die „Rassismus- und Gender-Forscherin“: „Ich habe gehört, dass die oberste Monarchin eines diebischen, vergewaltigenden Völkermordimperiums endlich stirbt. Möge ihr Schmerz entsetzlich sein…. Diese elende Frau und ihr blutrünstiger Thron haben Generationen meiner Vorfahren auf beiden Seiten der Familie gefickt, und sie hat eine Regierung beaufsichtigt, die den Völkermord unterstützt hat, den meine Eltern und Geschwister überlebt haben. Möge sie qualvoll sterben.“

Zu besichtigen ist hier, in voller Pracht und Schönheit, die moralische Überlegenheit der neuen “woken“, also gutmenschlichen Eliten, die in unterschiedlicher Intensität in den USA, aber auch zunehmend in Europa die Diskurshoheit nicht nur an den Universitäten, sondern auch im Kulturleben und Teilen der Politik und der Medien übernommen haben. Wenn etwa der hiesige linke Polit-Aktivist Robert Misik Anfang 2022 auf twitter schreibt, “Hoffe, dass diese widerliche Figur Sebastian Kurz im Knast verrotten wird“, dann unterscheidet sich das nicht wirklich sehr stark vom Wunsch der durchgeknallten Professorin, Königin Elisabeths „Schmerz möge entsetzlich sein“.

Der linke Rassismus

Sichtbar wird hier auch, wie verkommen und degeneriert der Anspruch der Linken, Humanität, Menschenrechte und Gleichberechtigung auf ihre Fahne zu heften, mittlerweile ist. Humanität und Empathie gibt es nur noch für jene Opfergruppen, die von der Linken gerade bewirtschaftet wird – alle anderen werden mit Hass und Menschenverachtung überschüttet. Diese Linke ist im Grunde bei jenem widerlichen Rassismus angekommen, den zu bekämpfen sie bloß noch vorgibt. Und die dabei auch nicht vor Gewaltphantasien zurückschreckt, wie sie für die schlimmsten Regimes des 20. Jahrhunderts charakteristisch waren.

Gleiches Recht, nicht für alle

Nicht uninteressant daran ist auch, dass jeder rechte oder konservative Publizist, der in Österreich schriebe „Hoffe, dass diese widerliche Figur Pamela Rendi-Wagner im Knast verrotten wird“, flugs Gegenstand einer linken Hass-Kampagne würde, die ihresgleichen sucht. So jemand dürfte wahrscheinlich nie wieder in seinem Leben und noch Jahre darüber hinaus öffentlich auftreten. Der linke Agitator Misik hingegen ist trotz solcher widerlicher Einlassungen wie „Hoffe, dass diese widerliche Figur Sebastian Kurz im Knast verrotten wird“ immer wieder als Autor in der Hamburger „Zeit“ oder in verschiedenen österreichischen Medien tätig, moderiert Diskussionen des „Bruno-Kreisky-Forums“ und lässt sich seine Website von der Arbeiterkammer aus deren Zwangsgebühren mitfinanzieren. Weil ja das Verbreiten von Hassparolen gegen Politiker eine zentrale Aufgabe der gesetzlichen Arbeitgeber-Vertretung ist, wie wir wissen.

Es lebe der Unterschied!

Königin Elizabeth, die heute begraben wird, hat im Alter von 21 Jahren in einer legendären Ansprache ihre Mission formuliert. „Ich erkläre vor euch allen, dass ich mein ganzes Leben, ob es nun lang oder kurz sein wird, ganz in den Dienst an euch und an unserer großen imperialen Familie stellen werde, der wir alle angehören“, versprach sie damals, und hielt ihr Leben lang Wort. Unsere scheinheilige zeitgenössische Linke ist davon weiter denn je zuvor entfernt.