Kennen Sie zufällig jemand, der sich an einer Euro-Banknote mit dem Corona-Virus infiziert hat? Nein? Dann geht es Ihnen wie allen anderen Menschen in diesem Land: dass ein knackiger Hunderter jemanden auf die Intensivstation gebracht hätte, ist bislang nicht überliefert.

Und trotzdem ist die Verwendung von Bargeld seit Ausbruch der Pandemie spürbar zurückgegangen. In Deutschland sogar so stark, dass die Banken jetzt immer mehr Bankomaten abmontieren – weil sie kaum noch genutzt werden.

Gleichzeitig zahlen die Menschen viel öfter als bis vor einem Jahr mit Karten, ihrem Handy oder sogar ihrer Swatch-Uhr (ja, gibt’s wirklich). 2020 ist die Zahl der Transaktionen mit Bankomatkarten deshalb hierzulande um mehr als ein 20 Prozent auf etwa 1,1 Milliarden gestiegen, während sich die Anzahl der Behebungen an Geldausgabegeräten um mehr 25 Prozent auf 100 Millionen Transaktionen verringerte. Gerade, als ob die Scheine mit einem Nervengift versehen werden, das den arglosen Besitzer binnen Minuten umbringt.

Leider mit einem üblen, von dem meisten wohl nicht beabsichtigten Nebeneffekt: die Cash-Verweigerer helfen nämlich so tatkräftig mit, dass das Bargeld früher oder später ganz abgeschafft wird.

Und das ist leider überhaupt nicht gut.

Bargeld ist nichts weniger als ein Stück Freiheit

Schon jetzt gibt es in fast allen EU-Staaten – außer Deutschland und Österreich – gesetzliche Obergrenzen für Barzahlungen, in Griechenland etwa muß alles über 500 Euro unbar beglichen werde, in Frankreich liegt das Limit bei 1500 Euro.

Nun will die EU einheitliche Obergrenzen für alle erreichen, noch im März oder im April wird die Kommission wahrscheinlich einen Plan dazu vorlegen. Zu erwarten ist, dass dann in der ganzen Union das Limit bei 10.000 Euro liegen wird, jedes Land aber auch niedrigere Grenzen festlegen darf.

Damit gäbe es demnächst auch in Österreich zum ersten Mal ein Limit für Barzahlungen; betroffen davon wäre zum Beispiel jeder Kauf eines noch halbwegs fahrtüchtigen Gebrauchtwagens der Mittelklasse.

Ist es erst einmal so weit, kann man sich ausrechnen, wie es weitergeht: Das Limit wird dann in Zukunft immer weiter gesenkt, bis man Scheine und Münzen nur mehr für einen kleinen Braunen verwenden kann. Bares wird nicht verboten, aber so weit zurückgedrängt, dass es bedeutungslos wird.

Das nützt dem Staat, weil er die Bürger damit noch gnadenloser überwachen und besteuern kann. Und deshalb Bares lieber heute als morgen abschaffen würde. Das von der EU vorgebrachte Argument, Bares begünstige die Terrorfinanzierung, ist hingegen völliger Unsinn: Profis brauchen das nicht, die haben genug andere Möglichkeiten.

Bargeld ist nichts weniger als ein Stück Freiheit, informationeller Selbstbestimmung und Begrenzung der ohnehin schon maßlos überbordenden Macht des Staates.

Wer verhindern will, dass uns nach den von Corona verursachten Einschränkungen unserer Grundrechte auch diese Freiheit genommen wird, hat dazu eine ganz praktische Möglichkeit: wieder mehr mit Barem zu zahlen – und damit der Politik zu zeigen, dass sie die Finger besser von den Scheinen lassen soll.

Bezahlen Sie viel mit Karte?