Als vor einer Woche ein junger Migrant aus Afghanistan in Wien mit dem Messer drei Frauen abschlachtete, dürfte dies unter anderem zur Folge gehabt haben, dass die FPÖ wieder ein paar hundert oder ein paar tausend Stimmen dazu gewonnen hat, ganz ohne mit dieser Bluttat auch nur das Geringste zu schaffen zu haben. Sie braucht in derartigen Fällen – und das war ja leider nicht der erste – eigentlich nichts anderes zu tun, als nichts zu tun.

Denn sie kann sich verlassen, dass ihre politischen Mitbewerber und deren mediales Umfeld wieder einmal mit aller Kraft vermeiden werden, den wahren Kern des Problems zu adressieren – und anschließend endlich robust durch massive Verschärfungen des Asyl- und Migrationsrechts angehen.

Stattdessen ist da wieder einmal, vor allem in den sozialen Medien, die Rede vom ach so gefährlichen Patriachat, das junge Männer quasi zum Messerstechen zwingen würde, von mangelnder »Integrationsleistung« unserer Kultur, von allem möglichen Larifari zur Verschleierung und zur Vernebelung. Und natürlich ist da auch immer sofort die Rede davon, dass schließlich auch autochthone Österreicher Frauen ermorden würden – als ob das den Opfern des afghanischen Messerstechers noch irgendwie helfen könnte.

Und nach ein paar Tagen herrschte ohnehin wieder »business as usual« – weitergehen bitte, hier gibt es nichts zu sehen.

Bis zum nächsten Mal halt.

Mord und Politik

Was dabei vernebelt und vertuscht werden soll: Wer jungen Männern aus einer derart frauenverachtenden und gewaltaffinen Gesellschaft wie Afghanistan gestattet, sich hierzulande aus welchem Grunde auch immer niederzulassen, erhöht vorsätzlich, auf jeden Fall aber fahrlässig die statistische Wahrscheinlichkeit von Frauenmorden wie dem jüngsten.

Und genau das hat die Politik der letzten Jahre zu verantworten, denn seit 2024/15 ist die Zahl der hier lebenden Afghanen von rund 14.000 auf 44.000 angestiegen, wobei mehrheitlich junge Männer kamen.

Das war weder Pech noch höhere Gewalt, sondern Politikversagen, für das bis heute niemand die Verantwortung übernehmen will. 

Massives Staatsversagen

Wenn ein Staat nicht nur nicht imstande, sondern nicht einmal willens ist, den Zuzug von mindestens 30.000 Personen aus Afghanistan in derart kurzer Zeit zu unterbinden, dann haben wir es mit Staatsversagen in großem Umfang zu tun. 

Da fragen sich mit Recht immer mehr Menschen in diesem Lande: Wie kann es sein, dass Afghanen, die am Landweg nach Österreich sechstausend Kilometer zurücklegen und dabei ein Dutzend Staaten durchqueren, in denen ihnen keine politische Verfolgung droht, ausgerechnet hierzulande bleiben dürfen, solide Grundversorgung inbegriffen?

Eine Antwort auf diese Frage wäre interessant – es gibt sie nur keiner von denen, die das zu verantworten haben.

Und ab nach Kabul …

Dabei merken selbst die klügeren unter den einstigen Freunden der Willkommenskultur mittlerweile, was Sache ist. 

»Ich wusste es damals nicht besser und ich war ein wenig im Rausch des Helfens«, schrieb jüngst auf der Plattform X der ehemalige Wiener Flüchtlingsaktivist Götz Schrage. »Dafür weiß ich aber jetzt, was zu tun ist. Wir müssen gerade aus Solidarität mit unseren afghanischen Freunden brutal und gnadenlos korrigieren, was wir seinerzeit falsch gemacht haben. Fast alle der späteren Täter waren bereits polizeibekannt. Wie kann das sein? Wer wegen Gewaltdelikten oder Drogendelikten auffällt, muss sofort alles verlieren an Privilegien. Kein Asylwerber sollte ein Messer tragen dürfen und wenn er eines trägt, wird er in der Minute vom Asylwerber zum Schubhäftling. Und ja, das müsste gehen und nein, das kann gegen keine Menschenrechte verstoßen. Dazu brauchen wir keinen Volkskanzler. Das müssen wir selber regeln. Kabul mag zwar keine angenehme Stadt sein, aber für einen Afghanen mit Messer in der Tasche ist es die richtige Stadt und Wien die falsche.«

Ein Mord und der Staat als Mittäter

Auch der langjährige Spiegel-Journalist Hasnain Kazim, alles nur kein Rechter und selbst Kind pakistanischer Einwanderer, kam angesichts der jüngsten Frauenmorde ins Grübeln: »Und dann lese ich, man solle solche Typen nicht nach Afghanistan abschieben, das könne man den Frauen in Afghanistan nicht antun, und ich frage mich, ob das Absicht ist, um die ohnehin starken Rechtsextremisten noch stärker zu machen. Man muss Probleme benennen, klar und präzise, ohne etwas zu verschweigen, ohne Probleme kleinzureden, aber auch ohne zu verallgemeinern. Das kann doch nicht so schwer sein!«

Und Kazim notierte schließlich, was einen heute üblicherweise schon stark dem Verdacht aussetzt, ein böser Nazi zu sein: »Hätte man diese Person nicht ins Land gelassen, hätte sie hier niemanden ermorden können. Das ist schon ein ziemlich gewichtiger Grund.«

Genauso ist es, und dafür, dass »diese Person« und leider unzählige andere ins Land gelassen worden sind, hat eben bis heute niemand die Verantwortung übernommen – und zieht niemand die von Schrage, Kazim und vielen anderen angedeuteten Konsequenzen.

»Nach Afghanistan kann man niemanden abschieben« – das kann man als Politiker natürlich sagen, auch wenn das schon längst nicht mehr stimmt, wie jüngst sogar die Neue Zürcher Zeitung attestierte, aber dann darf man sich nicht wundern, wenn die nächsten Wahlen so ausgehen, wie sie ausgehen werden.