
Christian Ortner: Verbietet Schiller, Goethe und Shakespeare endlich!
Wenn Opern und Orchester Menschen entlassen, weil sie die falsche Hautfarbe haben – nämlich weiß – dann haben wir ein wirkliches Problem, findet Exxpress-Kolumnist Christian Ortner – und empfiehlt Ihnen, einen uralten Schinken anzuschauen.
Neulich habe ich am Wiener Burgtheater die „Maria Stuart“ von Friedrich Schiller gesehen, ein Stück, das am 4.Juni des Jahres 1800 in Weimar das erste Mal aufgeführt wurde, also vor reschen 221 Jahren.
Das Erstaunliche an dem alten Schinken: der tragische Streit zwischen Maria Stuart, der Königin von Schottland, und Elisabeth, der Königin von England, folgt genau den gleichen Gesetzen wie heutige Politik. Wenn sich Elisabeth etwa dauernd Gedanken darüber macht, wie das Volk auf den Straßen von London auf ihre Entscheidungen reagieren wird, sieht man Angela Merkel im Berliner Kanzleramt vor sich. Und ein paar andere extrem umfragegetriebene Politiker in höchsten Ämtern auch.
Delikt: Alter weißer Mann
Keine Angst, ich werde Sie hier nicht mit amateurhafter Theaterkritik eines Laien behelligen; aber der kleine Schlenker erscheint notwendig, weil der alte Schiller und seine Kollegen wie Goethe, Shakespeare oder Lessing möglicherweise bald nur noch konspirativ in Untergrund-Theatern aufgeführt werden können, aber weder im Schulunterricht noch auf den großen Bühnen Platz haben werden.
Ihre Verbrechen, kurz zusammengefasst: Alte Weiße Männer. Und das geht bekanntlich gar nicht. Nicht einmal, oder vielleicht sogar besonders dann nicht, wenn ihre Werke sozusagen die Basis bilden, die es braucht, die Gegenwart sinnstiftend zu entziffern.
Und nein, hier wird nicht Paranoia ausgelebt. Denn es fängt schon an, scheinbar harmlos noch, aber durchaus deutlich. “Ich habe nämlich keinen Bock mehr“, sagt Thelma Buabeng, eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen Deutschlands, “Texte von alten, toten, weißen Männern zu sprechen, die aus einer rein männlichen Perspektive auf die Welt blicken. Die komische Frauenbilder haben, wo Frauen entweder Heilige oder Huren sind. Ob das dann auf die heutige Zeit übertragen wird – das interessiert mich alles nicht. Wie oft wollen wir ,Hamlet‘ und ,Faust‘ überhaupt noch spielen?? WIE OFT? Das Gretchen, was ist das eigentlich für eine Frau????“
Klar, kann man machen, Texte von „alten, toten weißen Männern“ nicht mehr zu spielen. Kann man machen, man zerstört halt dann damit vieles von dem, was unsere Vorfahren an Zivilisation, an Aufklärung, an Kultur im weitesten Sinne erarbeitet haben, mühsam genug. Die „Welt“ beschreibt Frau Buabeng übrigens als „eine der Künstlerinnen, an denen sich in diesen Tagen, Monaten, Jahren die Veränderungen in Deutschland ablesen lassen. Die eine neue Form schwarzer Selbstermächtigung verkörpern, künstlerisch und privat. Die der anstehenden kulturellen Machtverschiebung ein Gesicht geben und eine Stimme.“
Der Rassismus der Antirassisten
Machtverschiebung? Wie es dann weitergeht, zeigt gerade beispielhaft ein eher zweitklassiges britisches Musikensemble, die „English Touring Opera (ETA)“. Dort wurde 14 Musikern, der Hälfte des Orchesters, mitgeteilt dass ihre Verträge über das Frühjahr 2022 hinaus nicht mehr verlängert werden. Die Begründung: diese Personen zwischen 40 und 66 Jahren haben weiße Hautfarbe, sie werden durch farbige Musiker ersetzt, um mehr „Diversität“ zu haben.
Dass Menschen ihrer Hautfarbe wegen benachteiligt werden, ihren Job verlieren oder sonst wie erniedrigt werden, galt bisher in zivilisierteren Gegenden als rassistisch, menschenunwürdig und damit abzulehnen.
Wenn dergleichen heue als besonders fortschrittlich interpretiert wird zeigt das nicht zuletzt, wie sehr das berühmte, dem linken Schriftsteller Ignazio Silone zugeschriebene Bonmot zutrifft: „Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ›Ich bin der Faschismus.‹ Nein, er wird sagen: ›Ich bin der Antifaschismus“
Die Feigheit der schweigenden Mehrheit
Dass dieser neue Faschismus der Wohlmeinenden mehr oder weniger ungehindert an Terrain gewinnt, Redaktion um Redaktion, Theater um Theater, Verlag um Verlag erobert, dass die „Neuen Puritaner“ so ungehindert vordringen, wie die Taliban Afghanistan erobert haben, ist nicht zuletzt der sprachlosen Feigheit jener zu verdanken, deren Job es in all diesen Institutionen wäre, sie gegen diese Angriffe zu verteidigen.
Statt dessen Gendern sie peinlich vor sich hin, um sich „der anstehenden kulturellen Machtverschiebung“ schleimig anzupassen und zu unterwerfen. So wie es immer war.
Lebte Friedrich Schiller noch, bräuchte er bloß ein paar Tage auf Twitter zu verbringen, um ein neues, großartiges Drama zu verfassen.
Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.
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Kommentare
Der Hass auf intelligentes Leben breitet sich wieder aus. Das möglicherweise von Silone stammende Zitat lässt sich auf den Antisemitismus bezogen abwandeln.
“Wenn der Antisemitismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ›Ich bin der Antisemitismus.‹ Nein, er wird sagen: ›Ich bin die Israelkritik.“
Thelma Buabeng aus Ghana ist Deutsche? Ja dann…
Ärgerlich ist nicht die Meinung, die ich nicht teile, sondern das dreiste Handaufhalten der Künstler. Jede Kultursubvention streichen und dann schauen wir, was bleibt …
Erleben wir da gar gerade “live” Geschichtsverfälschung? War das schon immer so? Mir dünkt… JA!
Die alten weißen Männer sind für die heutigen linken Weltbürger***innen das, was für die Sozialisten die Kapitalisten sind und die Ungläubigen für die Kopftuch-Muslime.
Wir steuern einer spannenden Zeit entgegen!
LG 🌼
Ich glaube nicht, dass der Faschismus zurückkehrt, auch nicht als Antifaschismus verkleidet. Was die intellektuelle Anpassungsfähigkeit der Eliten betrifft, habe ich aber ebenso wenig Illusionen wie Ortner.
Im Gespräch mit Günther Gaus (nachzusehen auf youtube) hat Hannah Arendt ihre tiefe Enttäuschung vor dem totalen Versagen der Deutschen Intellektuellen ausgedrückt, indem sie sinngemäß gemeint hat, dass diese eben das gemacht hätten, was sie immer machen: “Sie haben sich halt was ausgedacht”.
Die Idee, dass eine intellektuelle Elite vor einem Abgleiten der Gesellschaft zu schützen imstande wäre, ist naiv.
Warum ich trotzdem nicht glaube, dass wir abgleiten? Weil wir viel zu verlieren haben. Was uns schützt, ist unser Wohlstand, die Verschweizerung.
Reden Sie von Hannah Arendt, der Rassistin die nicht wollte, dass Weiße und Schwarze die gleiche Schule besuchen sollten?
Diesem ausgezeichneten Kommentar ist nichts mehr hinzuzufügen! Danke, Herr Ortner!
Es tut gut, Texte von Denkern zu lesen, die ihren Verstand noch nicht an der marxistische Genderobe abgegeben haben.
Interessant – 1984 aus Ghana eingewandert, hier aufgewachsen, die Staatsbürgerschaft des Gastlandes angenommen und nun “keinen Bock” auf die kulturellen Wurzeln der neuen Heimat und die Hautfarbe der kulturellen Pioniere.
Was wäre wohl, würde das ein nach Ghana ausgewanderter deutschstämmiger Schauspieler dort so formulieren?
Ja, das beschriebene Dilemma zeigt sich von Tag zu Tag deutlicher.
Dabei wäre die Lösung ja so einfach: der Markt könnte (und würde) es richten.
Wenn die Kultur nicht mit so umfangreichen staatlichen Förderungen – und alle Anzeichen deuten darauf hin, dass das noch umfangreicher werden wird – dann wären sie tatsächlich gezwungen, ein Programm zu spielen, das ausreichendes Interesse beim zahlenden Publikum weckt.
Statt im stattlichen Sicherheitsnetz müsste dann der Kulturbetrieb tatsächlich so wie zahllose privatwirtschaftliche Firmen Dienstleistungen anbieten, die die Kundschaft gewillt ist, zu zahlen.
Und keine rosa Phallus-Figuren in Salzburg aufstellen, in jedem zweiten Bühnenstück Nazi-Generäle auftreten lassen und mit Besetzung und Rollenverständnis verschiedenster (das Wort “diverser” kann man ja schon nicht mehr ohne potentielles Missverständnis gebrauchen) Akteure bei den unterschiedlichen Festspielen das Publikum und die Bevölkerung ständig provozieren.
Stattdessen wird vom heutigen Kulturbetrieb das Wort “künstlerische Freiheit ständig mis-interpretiert und pervertiert.
Und wir “Na..-Schw…” sollen es durch unsere Steuerleistung zahlen, selbst wenn wir in vielen Fällen das “geschaffene” “Kulturgut” verabscheuen.
Lasst den Markt machen!
Richtig! Und die Presseförderung gehört gleich dazu abgeschafft. Das würde die Berichterstattung mit Sicherheit objektivieren.
Sieht man ja an Krone, Kurier und letztlich hier im Exxpress. Qualitätsjournalismus vom Feinsten. Keine Parteilichkeit erkennbar.