Gemessen daran, dass wir heuer bis zu Beginn der lokalen Starkregen im Süden des Landes zumindest in Österreich einen vom Wetter her stinknormalen Sommer erleben mit ein paar heißen Tagen, ein bisschen Regen und dazwischen angenehmen Temperaturen, bürsteten nicht wenige Medien ihre Klima-Berichterstattung aktuell ganz ordentlich auf Krawall. »Die Welt brennt«, vermeldete da etwa das Magazin News gewohnt dezent auf der Titelseite; die profil-Chefredakteurin gab es immerhin eine Apokalypso-Nummer kleiner (»Europa brennt«), bevor sie sich auf einer Social-Media-Plattform den wichtigeren Problemen der Gegenwart widmete und ein Foto ihrer selbst zur Barbie-Puppe verfremdet postete, versehen mit der bangen Menschheitsfrage: »Schaut mir das ähnlich? Ich weiß nicht!«

Herbeifantasierte Apokalypsen

Schwierig zu sagen, aber immerhin ein origineller Zugang, inmitten eines vermeintlich brennenden Kontinents die eigene Ähnlichkeit mit Barbie zur öffentlichen Sache zu machen. First things first, sozusagen, und Weltenbrände sind offenbar auch nicht mehr, was sie einmal waren.

Doch während sich hiesige Magazineure und Magazineurinnen unbeschwert und zum Glück weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit ihre kleinen Apokalypsen herbeifantasierten, fiel

ihnen und all den anderen Gläubigen der Weltuntergangskirche ausgerechnet der neue Chef des Weltklimarats IPPC, Jim Skea, besonders fies in den Rücken. »Wenn man ständig nur die Botschaft aussendet, dass wir alle dem Untergang geweiht sind, dann lähmt das die Menschen und hält sie davon ab, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um mit dem Klimawandel fertig zu werden«, meinte er wenige Tage nach seiner Wahl im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur.

Ich finde das echt gemein. Ich meine, da bemüht man sich, die Leser in jene kalten Angstzustände zu versetzen, die Greta Thunberg seit Jahren einmahnt (»Ich will, dass ihr in Panik geratet«) – und dann blattelt einen die derzeit weltweit oberste Instanz in Sachen Klimawandel so auf, das geht original nicht.

Klimaschädliche E-Autos

Wenig hilfreich dürfte bei den medialen Regisseurinnen und Regisseuren des sommerlichen Panik-Theaters auch angekommen sein, was letztens der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn zu Protokoll gab. Elektroautos, also die Knuddeltiere der Ökoszene, schaden dem Klima mehr als sie ihm nutzen, meint der Mann: »Der Klimawandel beschleunigt sich wegen des Verbrennerverbots.« Denn da es zu wenig Ökostrom gebe und die AKW stillgelegt wurden, »bedeuten mehr Elektroautos Braunkohleabbau und mehr Kohlenstoff in der Luft«.

Darüber hinaus, und da hat der Professor einen ganz wichtigen Punkt, würde Erdöl, das in Deutschland oder Österreich nicht mehr für Autos gebraucht wird, ja nicht irgendwo eingegraben, sondern eben in anderen Teilen der Welt verkauft. Dementsprechend verblödet findet Sinn auch das Verbot von Verbrennern in Autos ab 2030: »Es ruiniert unsere Autoindustrie, senkt unseren Lebensstandard und subventioniert andere Länder, vor allem China. Wo in den vergangenen Jahren nicht nur immer mehr Kohle verbrannt wird, sondern auch der Ölverbrauch steigt.«

Kein Wunder, dass uns mittlerweile nicht nur die Chinesen für Verrückte halten. Es zeigt sich hier ein ganz fundamentaler Denkfehler einer Politik, die glaubt, das Weltklima retten zu können, indem Europa auf Biegen und Brechen einen Entzug von Öl und Gas probiert. Denn entgegen einer hier gerne gepflegten

Illusion werden die in Europa nicht verbrauchten Öl- und Gasmengen nicht eingespart, sondern eben anderswo verbrannt.

Immer mehr Öl & Gas

Das zeigt sich auch in den Statistiken der Internationalen Energieagentur (IEA). Aus denen geht hervor, dass trotz Europas zunehmender Enthaltsamkeit der globale Verbrauch dieser zwei schmutzigen Energieträger unverdrossen weiter zunimmt – und damit natürlich auch die damit verbundenen Emissionen. Weder die Welt brennt noch Europa – aber Öl und Gas munterer denn je zuvor.

Weniger Grün, mehr Kohle

Dementsprechend entspannt ist auch die Stimmung in den Chefetagen der traditionellen Ölkonzerne, die nicht nur im Geld schwimmen, sondern auch nicht daran denken, das Bohren und Drillen aufzugeben, um das Klima zu retten.

Ganz im Gegenteil. »Shell und andere Energieriesen rudern bei der Klimawende zurück«, vermeldete jüngst die Neue Zürcher Zeitung, denn »Öl und Gas glänzen am hellsten«. Das ist zwar rein physikalisch eher unwahrscheinlich, stimmt aber wirtschaftlich völlig. »Die amerikanischen Ölkonzerne, die an ihrem traditionellen Geschäft mit fossilen Brennstoffen festhalten und sich viel weniger um die Entwicklung klimafreundlicherer Geschäftsbereiche kümmern als die Europäer, sind an der Börse davongezogen«, analysierte die NZZ – und prognostiziert daher eine diskrete Abkehr auch der europäischen Energiekonzerne weg von allzu viel Grünfutter, eine gewisse Rehabilitierung von Öl und Gas eingeschlossen.

Für all jene, die medial Panik bewirtschaften, eigentlich gute Nachrichten, denn vor diesem Hintergrund lässt sich ja auch nächstes Jahr wieder recht gut das »brennende Europa« beschwören. Nur die Frage mit der Barbie-Puppe wird wohl nicht so leicht zu beantworten sein.