Zuerst die Finanzkrise mit der Angst vor Bankenzusammenbrüchen und einem Kollaps des Euro, dann die Corona-Pandemie mit ihren lähmenden Lockdowns, dann der Ukraine-Krieg mit Option auf einen kleinen Weltkrieg, und jetzt eine anschwellende Inflation, die massive Verarmung mit sich bringen wird – die 20er-Jahre des 21.Jahrhunderts werden wohl eher nicht als sehr sorglose Epoche in die Geschichte eingehen, selbst wenn jetzt nicht auch noch ein Meteor einschlägt oder übel gelaunte Aliens landen.

Der Bürger wird zum Kleinkind

Eine bemerkenswerte Folge dieses permanenten Krisenmodus, der zum Neuen Normal geworden zu sein scheint, ist eine schleichende, aber folgenreiche Neuadjustierung des Verhältnisses zwischen Bürgern und Regierenden: es gleich nämlich, je länger der Krisenmodus anhält, immer stärker dem zwischen übellaunigen Kleinkindern und ihren Eltern, die zwar dauernd über ihre Verhältnisse leben, aber trotzdem immer versuchen, jede Missstimmung ihrer lieben Kleinen mit teuren Geschenken auszuräumen.

Die Politik hält es seit der Finanzkrise genauso. Wo immer die jeweilige Krise dem Einzelnen finanziellen Schaden zufügt, springt der Staat sofort helfend ein, um das Problem mit Geldscheinen zuzukleistern. So verhinderte er, dass Sparer und Anleger in der Bankenkrise auch nur marginal zu Schaden kamen, deckte alle Verluste durch Lockdowns und andere Corona-Maßnahmen ab und ist jetzt dabei, auch die Kosten der Inflation zu tragen, soweit das überhaupt machbar ist.

Dabei geht es immer ums Gleiche: den Betroffenen einer Krise jeglichen Schmerz zu ersparen – in der Hoffnung, beim nächsten Urnengang den Dank in Form von Stimmen lukrieren zu können.

Unsere Kinder sollen es einmal schlechter haben

Dass die Problem so natürlich nicht gelöst, sondern nur gut verpackt in Form von Schulden in die Zukunft gebeamt werden, wo sie unseren Nachkommen um die Ohren fliegen werden, interessiert keinen Politiker, der in zwei oder drei Jahren wiedergewählt werden will.Das Ergebnis sind  nicht nur Schulden, die irgendwann unser Geld ruinieren könnten, sondern auch eine Generation von Wählern, die so schmerzempfindlich ist wie keine vor ihr und die auch die kleinste ökonomische Unpässlichkeit von der Allgemeinheit abgegolten haben will als gäbe es ein Menschenrecht auf die wirtschaftliche Laufruhe einer S-Klasse Limousine.

Die immer öfter erhobene Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen für alle ist letztlich nur der konsequente Endpunkt dieser Mentalität.

Es ist dies freilich eine infantile, weltfremde und irrationale Mentalität, die vor allem dazu führt, dass der Einzelne immer weniger imstande ist, die Widrigkeiten des Lebens selbst zu meistern, für sich selbst und eventuell sogar seine Familie Verantwortung zu tragen und vorzusorgen – und die vor allem auch dazu führt, dass der Einzelne immer weniger Gestalter und Akteur wird, sondern Teil einer Schafherde wird. Einer Schafherde, die glücklich blökt, solange Futter und Temperatur in Ordnung sind, die aber unruhig wird, sobald die Heizung mal klemmt.

Leben im Hochstapler-Paradies

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine mit all seinen dramatischen Folgen für uns, von unterbrochenen Lieferketten bis hin zur Möglichkeit eines Winters ohne tropisch warmen Wohnungen, weil kein Gas mehr aus Russland kommt hat gezeigt, wie wuchtig die Wirklichkeit plötzlich und ohne Voranmeldung in unsere kuschelige kleine Welt einbrechen kann.

Vernünftig bewältigt kann so etwas nicht von einer Bevölkerung und Wählerschaft werden, die in einer Illusionsblase lebt und weiter meint, Anspruch auf ein von der Politik betriebenes Hochstapler-Paradies zu haben, in dem der Staat als Sugardaddy alle bei Laune hält, komme da, was wolle.

Ich denke, es wäre höchste Zeit für einen öffentlichen Kassensturz, in dem die Regierenden den Regierten einmal reinen Wein einschenken darüber, wo wir wirklich stehen und was wir noch zu gewärtigen haben. Und welche zusätzlichen Opfer, Anstrengungen und Mühen notwendig sein werden, um wieder halbwegs auf Spur zu kommen. Es ist Zeit, aufzuwachen.

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Kommentare

  • Christ.W sagt:

    BESSERWISSEREI! Warum gehen Journalisten nicht in die Politik, bis auf ganz wenige Ausnahmen, wenn sie doch immer bei Allem wissen wie es ginge? Weil NUR SCHREIBEN halt ganz einfach ist, denn Papier ist geduldig. Probleme tatsächlich zu lösen und Krisen zu bewältigen ist heutzutage die undankbarste Aufgabe, weil man es sowieso keinem recht machen kann. Egal was man tut, immer ist es falsch und immer ist jemand dagegen.

  • Encolpius sagt:

    Eine interessante Analyse von Hrn.Ortner. Für mich ist die Wurzel des Übels die Abwendung von der Realität seitens der politischen Akteure, aber auch seitens großer Teile der Bevölkerung. Wo der Staat gefordert wäre, zB der rechtzeitigen Füllung der Gasspeicher, erleben wir komplettes Versagen und völlige Inkompetenz. Dafür gibt es sinn- und sytemlose Gängelung der Bürger, wie zB bei Corona durch Rauch, Ludwig und Hackl, wo man mit Eigenverantwortung viel besser fahren würde.

    1. MaximilianAustria sagt:

      Stimmt Encolpius!

      auf den Punkt gebracht!

      Die Behandlung der Bürger – vorallem durch die Grünen – als wären Sie Volksschulkinder, die man bestrafen muss, sollte endlich aufhören.

      Die Grünen wahrnehmen, dass Sie Vertreter des Volkes sind und wir auf Augenhöhe!

  • active sagt:

    Übel gelaunte Aliens werden für diese Politdarsteller zweitrangig sein, wenn ein übel gelauntes Volk sich endlich erhebt.

  • Johannes sagt:

    Ich glaube das Sie im großen Bogen recht haben das wir über Jahrzehnte ein System des überfürsorglichen Staates geschaffen haben.
    Das scheinbar geschenkte Geld durch Subventionen ist aber, zumindest bei vielen Unternehmen, ein zweischneidiges Schwert.
    Für jeden “geschenkten” Hunderter werden durch mannigfaltigste Steuer und Gebührenerfindungen Zweihundert wieder zurückgeholt.
    Wenn man die Gebührenerhöhungen der letzten Monate, vor allem in der Bundeshauptstadt betrachtet so würde einnahmenseitig massiv erhöht und zwar bei allen Gesellschaftsschichten.
    Wir bewältigen gerade eine 7%ige Inflation
    und erstaunlicherweise wird diese Belastung noch nicht großartig in dem Sinn diskutiert das der Staat alles abgelten solle.
    Ich befürchte aber das Sie Recht behalten werden und die großen Forderungen nach Abgeltungen erst kommen werden.
    Die Inflation ist derart rasant gekommen das sie noch nicht in der Politik angekommen scheint.
    Auch der Bürger nimmt es noch eher gelassen, noch glaubt man an eine vorübergehende Verwerfung.

  • Menschmaschine sagt:

    Was Ortner hier zusammenfasst nennt sich im Grunde Sozialismus. Der Staat sorgt für alles, von der Geburt bis zum Tod bzw zum Begräbnis. Dafür erwartet er sich, dass die Bürger nicht aufmucken und sich manipulieren lassen. Eigenverantwortung und Individualismus sind in so einem Land natürlich extrem unerwünscht, sie gefährden das System und die Machtbasis der Regierenden. Mir ist in Österreich keine Partei bekannt, die dieses System ernsthaft ändern wollte.

  • Erika Lang sagt:

    Letztendlich bezahlt der Steuerzahler Alles selbst. Das Problem ist die Umverteilung des Geldes. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer.

  • fewe sagt:

    Wenn man in die Volksschulen schaut, sieht man, wer das überwiegend sein wird, der die Schulden am Hals hat.

    Wir Österreicher sind hier nur noch geduldet. Wir sind nur jene, die schon länger hier sind.

    Auf was hinauf soll man das Land noch aufbauen wollen? Man sieht ja seit zwei, drei Jahrzehnten, was wir davon haben.

    Einfach das Rathaus, die Hofburg und das Parlamentsgebäude verkaufen. Dann geht es wieder eine Weile. Die Regierung kann es sich im Karl-Marx-Hof gemütlich machen.

  • AutochToni sagt:

    Herr Ortner, was glauben Sie was passiert wäre, wenn die Politik und die Zentralbanken in den Krisen der vergangenen Jahre, von Finanzkrise 2008 über Griechenland bis Corona, nicht sofort stützend eingegriffen hätte? Was passiert, wenn die Investoren die Nerven verlieren, hat sich ja 1929 beim schwarzen Freitag mit anschließender ausgedehnter Depression gezeigt. Gleiches hätte gedroht, wenn man 2008 nach Lehman auch noch AIG über den Jordan hätte gehen lassen. Das sind die Schattenseiten neoliberaler Wirtschaftspolitik, in der so lange unreguliert mit subprime Hochrisikopapieren gezockt werden kann und Unternehmen fusioniert werden, bis man “too big too fail” ist. Dann braucht es Hilfe des Staates um Schlimmeres zu verhindern. Um die Schulden der Enkel braucht man sich bei Inflationsraten weit über dem Zinsniveau kaum Sorgen machen. Bei durchschnittlich 3 Prozent Inflation über Zinsniveau, ist in 30 Jahren der Schuldenberg wertberichtigt nur noch ein Schuldenhügerl, welches dann vermutlich locker so wie bisher weiter umgeschuldet oder sogar wieder ausgebaut werden kann. Und wie Sie richtig schrieben .. die Verluste der Sparer durch die Inflation, die wird die Politik tatsächlich nicht ausgleichen können. Das fällt unter Alles, und um Alles kann man sich nie kümmern.

    1. forresto sagt:

      Kein gutes Beispiel. Griechenland hätte sofort in die Insolvenz geschickt gehört!! Bei der Größe gar kein Problem, aber die vielen Spekulanten hätte es voll erwischt. Und die anderen Schuldnerländer hätten sich künftig zurück gehalten!!

      1. Neo sagt:

        Genau so ist es… 👍👍

      2. Menschmaschine sagt:

        “Subprime” war eine Erfindung von Bill Clinton, einem Superstar der Linken, der sich die Wählerstimmen der Afroamerikaner kaufen wollte, indem er ihnen Kredite ermöglichte, ohne kreditwürdig zu sein. Wurde in den Mainstreammedien damals nur ganz kurz und ganz klein thematisiert, kann man aber googeln.
        Damit war die Voraussetzung für diesen Irrsinn geschaffen, den die Banken dann zur Perfektion führten.

        1. AutochToni sagt:

          @forresto. . Ein Staat ist eben keine Firma, die man zusperren kann. Die Frage musste daher natürlich auch beantwortet werden, bei welcher Lösung die griechischen Bürger weniger zu leiden haben; Insolvenz oder harte Auflagen? Die Befürworter der Insolvenz haben ja anfangs damit argumentiert, dass der Staatbankrott -Griechenlands ohnehin nicht zu verhindern sei, was sich mittlerweile als unrichtig erwiesen hat.

          @Menschmaschine. Es ist eben die Grundfrage: Welche Risiken sollen Banken im Diest der Kunden eingehen dürfen? Durchaus möglich, dass Bill Clinton maßgeblich beteiligt war, gesetzlichen Regelungen zur ungezügelten Marktliberalisierung für Investmentbanken zu ebnen, die in die Krise geführt haben. Es ist egal wer liberalisiert, wenn Marktliberalisierung sich als toxisch erwiesen hat, sollte man daraus Lehren für die Zukunft ziehen. Aber natürlich müssen sich auch der Anbieter von Krediten fragen, ob das dem Unternehmen zuträglich ist, was man an Qualität und Volumen verkauft hat. Insbesondere dann, wenn Schrottkredite nochmals im Bündel gehandelt werden.

  • elex sagt:

    “..Schulden, die irgendwann unser Geld ruinieren könnten..” ich denke über diesen Punkt sind wir weit drüber hinaus.

    Ein Kassensturz wäre wirklich interessant. Allerdings mit einer Regierungsbeteiligung der ÖVP seit 1987 wirds nur leider schwer werden den schwarz-türkisen Peter anderen zuzuschieben.

    1. Ilse Lampl sagt:

      ………entweder sind sie zu jung oder haben diese, letzten Jahre nicht bewusst miterlebt und mitbekommen, was sich wirklich abgespielt hat – oder einfach ausgeblendet?

      1. elex sagt:

        @Ilse Lampl: Ich tue mir etwas schwer mit Ihrer Logik. Wenn Sie explizit die letzten Jahre ansprechen, ist der Parameter ‘zu jung’ irrelevant, während etwas vermeindlich von mir Ausgeblendetes nicht von mir bestätigt werden könnte.

  • Habanero sagt:

    naja, wir zahlen ja bereits in Form der Inflation die Staatsschulden ab, die unsere Sparvermögen und den staatl. Schuldenberg schmelzen lassen. Was der Staat außerdem gegen die Inflation tut, ist mir nicht aufgefallen – im Gegenteil: er verdient kräftigst über zB die MÖST daran mit und will mittels Ökosteuern sogar noch mehr!

    Dass man vom Staat und einem Energieministerium erwarten kann, darf, soll – ja muss, dass er die Gaslieferungen und Speicherungen im Griff hat (Stichwort Industrie, weniger tropische Wohnungen) ist eigentlich auch nicht Ausdruch eines verwöhnten Bürgers sondern eine Staatspflicht, die der Einzelne nicht übernehmen kann.

    Natürlich gehören die Sozialleistungen für unsere orientalischen Zuwanderer gesenkt bis gestrichen und ein Grundeinkommen nichtmal angedacht – keine Frage! Die restlichen beschriebenen Segnungen sind aber eher Legende: wir haben Rekordteuerung und Rohstoffknappheit, kein normaler Mensch kann sich noch ein Eigenheim leisten, viele Branchen stehen vor einer mehr als unsicheren Zukunft. Angesichts dessen sehe ich keine Regierungsmaßnahmen (auch nicht mit Geld) und ich sehe auch nicht, wie der einzelne Mitbürger – und sei er auch noch so abgehärtet wie ein Herr Ortner – diesen Problemen als Einzelperson begegnen sollte….

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