
Christian Ortner: Wo, bitte, bleibt der Wasserwerfer?
Grundsätzlich ist es ja gut, wenn die Polizei gegen Demonstrationen mit Vernunft und Augenmaß vorgeht, um eine weitere Eskalation zu verhindern, meint eXXpress-Kolumnist Christian Ortner – doch radikalisierte Judenhasser verstehen dies als Signal der Schwäche, das sie zu weiteren Randalen geradezu einlädt. Gegen sie hilft nur die volle Härte des Gesetzes.
Seitdem die Hamas vor zwei Wochen ihren Terrorkrieg gegen Israel gestartet hat, veranstalten die Anhänger dieser antisemitischen und israelfeindlichen Terrororganisation in mehreren europäischen Metropolen, aber auch etwa in den USA oder Australien, Hass-Kundgebungen gegen die Juden und ihren Staat. Mal, wie jüngst in Sydney, stehen sie offen zu ihren Zielen und brüllen »Vergast die Juden«, mal camouflieren sie dieses Bedürfnis notdürftig hinter Parolen für ein judenfreies Palästina, wie jüngst in Wien. Dabei geht es aber natürlich immer um dasselbe – puren, glühenden Antisemitismus. Der einzige Unterschied zu den Massakern in Gaza ist, dass dort dieser Ungeist die Möglichkeit hat, sich auszuleben, bei uns nicht. Oder besser: noch nicht.
Ganz normaler Antisemitismus
Daraus ergeben sich für mich jedenfalls zwei wichtige Fragen: Wie konnte es kommen, dass ausgerechnet in Deutschland und in Österreich, den beiden Täternationen des Holocaust, jetzt wieder ganz offenkundiger Antisemitismus zum Teil des öffentlichen Lebens geworden ist, Juden sich nicht mehr sicher fühlen können und wir wieder Demonstrationen erleben müssen, in denen jedenfalls implizit zum Judenmord aufgerufen wird?
Und, zweitens, wie hat der liberale Rechtsstaat darauf zu reagieren?
Dabei fällt auf, dass es zwar auch nach den Anschlägen von 9/11 vor zwei Jahrzehnten zwar zu öffentlichen Sympathiebekundungen für die Terroristen gekommen ist, jedoch ausschließlich in der muslimischen Welt, nicht am Wiener Stephansplatz, in Berlin oder sonst wo in der zivilisierten Welt.
Dass dies heute ganz anders ist und etwa die Berliner Integrationsbeauftrage anmerkt, die Hamas habe in der deutschen Hauptstadt zahlreiche Anhänger, hat einen ganz einfachen Grund: die unkontrollierte und massenhafte Zuwanderung seit 2015 von hauptsächlich jungen Männern aus einer Welt, in der Antisemitismus so verbreitet ist wie Sandkörner in der Sinai-Wüste. In Wien etwa randalierten Medienberichten zufolge sehr viele syrische Asylanten gegen Israel, in Sydney waren es muslimische Libanesen, die in Australien Schutz fanden und zum Dank »Vergast die Juden« riefen.
Jetzt sind sie halt da
Was 2015 und in den Jahren danach geschah, war freilich weder eine Naturkatastrophe noch ein Irrtum, sondern eine bewusst getroffene Entscheidung von Politikern wie Angela Merkel, Werner Faymann und einer Reihe anderer.
Sie tragen letzten Endes einen Teil der Verantwortung für das, was sich jetzt auf unseren Straßen abspielt und weiterhin abspielen wird. Dass sie nie zu dieser Verantwortung gezogen werden, gehört nicht eben zu den Sternstunden des Rechtsstaates, und Frau Merkels flapsige Einlassung »Jetzt sind sie halt da« macht die Sache nicht besser.
»Selbst wenn Jahrzehnte dazwischen liegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen«, hatte 2017 der mittlerweile verstorbene Modeschöpfer Karl Lagerfeld gemeint und damit, wie sich heute zeigt, recht gehabt.
Weil diese aber immer mehr werden, stellt sich nun die Frage nach dem richtige Umgang mit dem Problem.
Die Wiener Polizei etwa ist von vielen Kommentatoren dafür gelobt worden, die verbotene Demonstration am Stephansplatz nicht gewaltsam aufgelöst zu haben. Teilweise sind die Polizisten gar vor den vorrückenden Randalierern zurückgewichen, die der Exekutive auf der Nase herumtanzten. Erst als die Schreihälse die Lust und vor allem die Stimme verloren hatten, zogen sie ab.
Bei jeder anderen Demonstration gegen was auch immer wäre dies vermutlich eine nachvollziehbare Taktik der Polizei gewesen, um zu deeskalieren, Gewalt zu verhindern und die öffentliche Ordnung wiederherzustellen.
Hilflose Staatsmacht
Im Fall der Israel-Hass-Demo sieht es freilich anders aus; ich glaube das auch deshalb etwas beurteilen zu können, weil ich dabei war.
Für diese jungen Männer ging es nicht darum, gegen die Polizei zu »gewinnen«, für sie war es schon ein Gewinn, entgegen den Anordnungen der Polizei den Stephansplatz, das ikonische Herz der Republik, einige Stunden besetzt zu halten und das Geschehen zu bestimmen, vis-a-vis einer völlig hilflos erscheinenden Staatsmacht.
Dabei entstanden Tausende Pics und Videos von triumphierenden islamistischen Demonstranten, die Polizisten vor sich hertrieben, und die sofort rund um die Welt gingen.
Damit wurde eine klare Botschaft transportiert: Wir können gegen die Ungläubigen gewinnen, auch wenn wir die Schwächeren sind. Weil die Ungläubigen in ihrer Dekadenz noch viel schwächer sind.
Bilder wie diese sind ohne jeden Zweifel geeignet, die Gewalt wo auch immer noch weiter anzuheizen.
Und genau deshalb ist es ein Fehler, sie zuzulassen.
Wo bleibt der Wasserwerfer?
Wo immer diese Gefahr droht, sind eben nicht Deeskalation, Gefährderansprache und ins Arabische übersetzte freundliche Bitten, die Demo zu verlassen, das Mittel der Wahl, sondern die äußerste gesetzlich gedeckte Härte, nötigenfalls mit Wasserwerfer und dem robusten Einsatz anderer polizeilicher Zwangsmittel.
Nur Bilder, die zeigen, welche Looser diese jungen Männer mit den antisemitischen Ambitionen sind, wie sie öffentlich von den Sicherheitskräften in die Knie gezwungen werden, transportieren die richtige Botschaft ins Milieu der Randalierer: Versucht so etwas erst gar nicht, sonst werdet ihr genauso gedemütigt werden.
Irgendwann, fürchte ich, werden wir diese Bilder ohnehin sehen – wenn nicht jetzt aus falsch verstandenem Ruhebedürfnis, dann eben später, weil es nicht mehr anders gehen wird.
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Kommentare
Und wo bleiben eigentlich die sonst so dauerpräsenten österreichischen “Künstler und Intellektuellen” mit Kommentaren, Aufrufen, offenen Briefen, Unterschriftenlisten usw.? Sind die alle plötzlich verstummt oder gerade unerreichbar?
und die linke presse schweigt. da ist keine spur von rechtsradikal zu sehen – oder wie?
@Werner: Nicht zu vergessen die Beschimpfungen der friedlichen Demonstranten durch den Vizekanzler. Wo bleibt seine Kritik jetzt? Wo bleibt das Statement des BP?!
Genauso ist es, wie Herr Ortner schreibt. Recht, Ordnung und Gleichbehandlung.
Nur wenn es gegen die eigene Bevölkerung oder Parksünder geht, zeigt die Staatsmacht ihre Kraft.
Danke, VP!
Forderungen nach dem Einsatz von Wasserwerfern verursachen mir spätestens seit der Coronazeit Magenschmerzen, als plötzlich sonst Superliberale aller linksliberalen Couleurs nach dem Einsatz von Wasserwerfern und Gummiknüppeln riefen, weil ihnen die Demos der Coronamaßnahmenkritiker ( oft in einen Topf mit der Minderheit der Verschwörungstheoretiker oder der kleinen Gruppe Rechtsextremer geworfen und als Antisemiten beschimpft ) nicht behagten.
Wasserwerfer sollten nur im streng einzugrenzenden Notfall zum Einsatz kommen, egal wie unsympathisch einem Demonstranten oder ihr Anliegen sind.
Nachsatz: die großen Coronademos in Wien waren angemeldet und bewilligt.
Innenministerium in ÖVP Hand. Justizministerin in Grüner Hand. Noch Fragen?
Demonstrationsrecht abschaffen für Themen und Konflikte, die das Ausland betreffen. Diese Randalierer haben auf österr. Boden nichts zu suchen und deren Konflikte können auch hier nicht gelöst werden. Unsere Bevölkerung darf damit nicht belästigt werden.
Forderungen nach dem Einsatz von Wasserwerfern verursachen mir spätestens seit der Coronazeit Magenschmerzen, als plötzlich sonst Superliberale aller linksliberalen Couleurs nach dem Einsatz von Wasserwerfern und Gummiknüppeln riefen, weil ihnen die Demos der Coronamaßnahmenkritiker ( oft in einen Topf mit der Minderheit der Verschwörungstheoretiker oder der kleinen Gruppe Rechtsextremer geworfen und als Antisemiten beschimpft ) nicht behagten.
Wasserwerfer sollten nur im streng einzugrenzenden Notfall zum Einsatz kommen, egal wie unsympathisch einem Demonstranten oder ihr Anliegen sind.
Nachsatz: die großen Coronademos in Wien waren angemeldet und bewilligt.
Gute Idee. Weitere: Es dürfen keine ausländischen Fahnen geschwungen und gehißt werden, weder von Privatpersonen und -gebäuden, noch von Amtsgebäuden (BK-amt, Hofburg), Institutionen (WIFO: es hißt die ukrainische Fahne). Einzige Ausnahme freilich: Botschaftsgebäude (sind ja exterritorial) und beim Empfang von Staatsgästen u.ä.
Hervorragender Artikel! Genau das ist notwendig.
Ja, angst und bang wird einem wenn man die Hass-Demo am Stephansplatz gesehen hat und europäische Staaten Ähnliches nicht verhindern wollen oder können.
Leider sieht man auch in großen Teilen der österr.Politik das Sicherheitsrisiko anscheinend vor allem in Kickl und ist beschäftigt die FPÖ zu bekämpfen anstatt gemeinsam für Österreich zu arbeiten.
Was soll die FPÖ in der Oppositionsrolle machen, außer das Zaudern und Schweigen der Regierung zu kritisieren? Außerdem stehen alle Partein (incl. SPÖ und Neos) gegen die FPÖ, weil sie ja so rechtsextrem ist.
und der zuständige Minister sieht in Kickl die größte Gefahr für Österreich-so etwas kann man nicht erfinden
Weil er selbst überfordert ist und die Hose voll hat, endlich Entscheidungen für die eigene Bevölkerung zu treffen.