Fast 15 Monate hat die Nachtgastronomie in Österreich bereits beschlossen, nach zahlreichen Lockdowns weichen Jugendliche nun für Treffen und Feiern auf öffentliche Plätze aus. Vergangenes Wochenende kam es zu Ausschreitungen im Wiener Resselpark. „In der Pandemie hat sich vieles aufgestaut. Wenn Alkohol im Spiel ist, besteht die Gefahr, dass es eskaliert“, sagte Jugendforscherin Beate Großegger vom Institut für Jugendkulturforschung in einem Interview mit der APA.

„Akzeptieren, dass sie Dampf ablassen müssen“

Jugendliche hätten es in den vergangenen Monaten besonders schwer gehabt. „Man sollte ihnen zuhören, schauen was sie brauchen und akzeptieren, dass sie Dampf ablassen müssen”, appellierte Großegger für mehr Verständnis. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung liegt in den Freizeitbedürfnissen Jugendlicher und der Jugendkulturforschung. Trotz dieser schweren Monate habe sich geschlechtsunabhängig eine starke Vorwärtsbewegung entwickelt. Junge Frauen sowie Männer nehmen „Abstand von einer verlorenen Generation und geben sich selbst nicht auf“, konstatierte Großegger.

Am Wochenende kam es zu großen Ansammlungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die um 22 Uhr nach Lokalschluss noch nicht nach Hause gehen wollten.

Bis zu Beginn der Coronaviruspandemie war es normal, sich jederzeit draußen treffen zu können, sagte Fiona Herzog, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung. „Jugendliche brauchen einfach den Kontakt zu anderen“, bekräftigte sie. Sie sieht keine große Problematik in öffentlichen Treffen, wie sie seit Wochen insbesondere in Wiener Parks und am Donaukanal stattfinden, „man muss sich nur überlegen, wie man das besser gestalten kann.“

Jugend investiert in Zukunft

Großegger sieht im Feiern in der Öffentlichkeit kein Problem. „Wenn so etwas einmal passiert, ist das kein Grund, an der Jugend zu zweifeln.“ Vielmehr sprach sie sich gegen eine „Skandalisierung der Pandemie-Jugend“ aufgrund einzelner Vorfälle aus. Trotz der stärkeren Auswirkungen der Pandemie auf weibliche Jugendliche, da sich diese zusätzlich zur Ausbildung in der Familienarbeit einbringen, sieht Großegger grundsätzlich die Motivation der Jugend, „in die persönliche Zukunft und die Ausbildung stärker zu investieren“.

(APA/red.)