Die neuartigen Masken, mit denen die Viren aus der Atemluft nachgewiesen werden soll, tragen in Wahrheit ein kleines Chemielabor in sich. Das Verfahren beruht dabei auf dem Vorbild der sogenannten Genschere CRISPR/Cas9. Zur Identifizierung von Sars-CoV-2 beispielsweise bekommt das neu entwickelte System zunächst eine Andockschablone, die aus einem Teil der genetischen Bauanleitung für das virale Spike-Protein besteht. Damit soll es den Forschern zufolge möglich sein, Viren-RNA in der Atemluft einzufangen. Mit dem Enzym Cas12a in Kombination mit speziellen Chemikalien werden diese RNA-Sequenzen dann vervielfältigt. Durch sie wird ein Farbstoff aktiviert, der ein positives Testergebnis, in diesem Fall eine Sars-CoV-2-Infektion anzeigt.

Die Ergebnisse, die die Masken liefern, sollen ähnlich genau sein wie jene der PCR-Tests, dabei aber gleich schnell und so kostengünstig wie die Antigentests, sagt Forschungsleiter Peter Nguyen in einer Mitteilung des Wyss-Institutes. Die Vorteile liegen demnach auf der Hand: Nach einer Tragezeit von 30 Minuten hätten sich genug Viren durch Atmen, Sprechen oder Husten auf der Innenseite der Maske angesammelt, der Träger müsse nach dieser Zeit lediglich einen Knopf drücken, mit dem eine Flüssigkeit freigesetzt werde, durch die der Biosensor aktiviert wird. Nach rund 90 Minuten wird das Ergebnis angezeigt. Der Test sei zudem bei Raumtemperatur durchführbar.

Kritik kommt aus Deutschland

“Das Anwendungsbeispiel einer Schutzmaske mit integriertem Sars-CoV-2-Nachweis ist prinzipiell ein interessantes Konzept. Der Nachweis von Sars-CoV-2 aus Atemluft wird ja inzwischen verstärkt untersucht. Die hier vorgestellte Maske ist allerdings in der Anwendung wenig praktikabel”, sagt Roman Wölfel, Leiter des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr in München, der nicht an der Studie beteiligt war. Das Problem ist seiner Ansicht nach die lange Tragedauer, sowohl vor als auch nach der Aktivierung des Biosensors. “Der eigentliche Nachweis dauert dann ungefähr weitere eineinhalb Stunden, getrieben durch die warme Atemluft des Trägers, der in dieser Zeit durch eine, nun nasse (!), Maske atmen soll”, erklärt Wölfel.

Andere Anwendungsbereiche wären denkbar

Das Forscherteam sieht aber noch andere Anwendungsbereiche der Hightech-Masken: “Neben Gesichtsmasken können unsere programmierbaren Biosensoren in andere Kleidungsstücke integriert werden, um unterwegs gefährliche Substanzen wie Viren, Bakterien, Toxine und chemische Stoffe zu erkennen”, erklärt Nguyen. Doch bis es so weit ist, sind weitere Forschungen nötig. Die Ergebnisse der Forscher wurden im Fachjournal “Nature Biotechnology” veröffentlicht.