Die Übersterblichkeit ist in Russland seit Beginn der Pandemie dreimal höher als sonst. Der russische Demograf Alexei Rakscha, der früher die Statistikbehörde Rosstat beraten hatte, rechnete kürzlich vor: Die russische Bevölkerung ist zwischen Oktober 2020 und September 2021 um eine Million Menschen geschrumpft, Auswanderer nicht mitgezählt. Es wäre der größte Rückgang in Friedenszeiten.

Als Hauptgrund dafür nennt der Demograf gegenüber der Zeitung “Nesawissimaja Gaseta” die hohe Sterblichkeit. Dabei sei “fast der gesamte Anstieg der Sterblichkeit auf Covid-19 zurückzuführen”. Mehr Verkehrsunfälle oder Krebstote habe es beispielsweise nicht gegeben. Die Sterblichkeit sei dort gestiegen, “wo es mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht werden konnte: Atemwege, Kreislauf, Diabetes”.

Knapp 1000 Todesfälle pro Tag – ein Rekordwert

Die Lage bessert sich in Russland nicht. Im Gegenteil. Seit einigen Wochen erreicht die Zahl der Corona-Toten fast täglich neue Rekorde. In der Zwischenzeit liegt sie bei knapp 1000 Todesfällen pro Tag – einem Höchstwert seit Beginn der Pandemie.

Generell sind die Russen Impfskeptiker. Weniger als ein Drittel hat sich eines der russischen Vakzine spritzen lassen, dabei herrscht gerade an Sputnik V kein Mangel. Das dürfte auch ein Grund für die steigenden Neuinfektionen sein. Pro Woche würden sich dreimal so viele Menschen anstecken wie zur selben Zeit vor einem Jahr, warnte Anfang Oktober die zuständige Vizepremierministerin Tatjana Golikowa.

Entsprechend knapp wird der Platz in den Covid-Spitälern. Laut Gesundheitsministerium sind zurzeit 235.000 der landesweit 255.000 Betten belegt. Wegen der wachsenden Nachfrage nach medizinischem Sauerstoff zur Behandlung von Kranken wird das staatliche Raumfahrtunternehmen Roskosmos sogar einige Raketentests verschieben. Das Unternehmen spende täglich bis zu 33 Tonnen Sauerstoff an medizinische Einrichtungen, wie Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin mitteilte.