Im Februar durften sich Hacker im Rahmen eines Experiments auf die Suche nach Sicherheitslücken in Deutschland begeben. Sie knöpften sich alle Dax-Unternehmen sowie acht Handelsunternehmen, 35 Flughäfen und die zehn größten Städten Deutschlands vor. Sie konnten in zahlreiche Systeme eindringen und sich dort vier Stunden lang ungestört umsehen.

Nun hat Schwarz Digital den Bericht zur IT-Sicherheit in Deutschland vorgelegt. Ergebnis: Bei den überprüften Organisationen gibt es dringenden Nachholbedarf.

Schwarz Digital gehört zum Lebensmitteleinzelhändler Schwarz-Gruppe, die rund 13.700 Filialen der Marken Lidl und Kaufland betreibt. Doch seit der Übernahme des israelischen Startups XM Cyber ist der Handelskonzern auch im Cyber-Bereich aktiv.

Große Sicherheitslücken in der Infrastruktur

Obwohl viele Unternehmen um die Gefahren von Cyberattacken bestens wissen, seien sie oftmals immer noch unzureichend geschützt, Rolf Schumann, Vorstandsvorsitzender von Schwarz Digital. Schumann zufolge sind die Ergebnisse erschreckend.

Neun von zehn Städten weisen demnach mindestens eine hochkritische Schwachstelle aus. Bei den Dax-Unternehmen sind es 78,4 Prozent. Am besten schnitten noch die Flughäfen ab, mit 37,1 Prozent.

Mangel an Fachkräften für Cybersicherheit

In diesen Sicherheitslücken schlägt sich der Fachkräftemangel im IT-Bereich nieder. Deutschland sei nur unzureichend mit Cybersicherheitsfachkräften versorgt. Aktuell arbeiten 464.000 in Deutschland. Das ist laut Schwarz zu wenig. Es bräuchte noch weitere 104.000.

Dabei spielt auch eine Rolle, dass immer mehr IT-Konzerne die Arbeitsplätze in Niedriglohnländer verlagern. Darunter auch große börsennotierte Unternehmen wie IBM, das bereits im Jahr 2004 insgesamt 3000 heimische Arbeitsplätze nach Indien verlagert hat.

Wettbewerbsfähigkeit im IT-Bereich wird schlechter

Deutschland als wettbewerbsfähiger IT-Standort wird für Fachleute immer unattraktiver, wie aus einer VDI-Umfrage von 2017 unter 630 IT-Fachleuten hervorgeht. Immer mehr IT-Projekte werden ins Ausland verlagert, weil die Unternehmen keine passenden Fachkräfte in Deutschland finden.

Schumann betont zudem, dass häufig die Methoden zur Verschlüsselung der IP-Adressen in Unternehmen veraltet seien. Für Cyberkriminelle sei das ein Einfallstor, um an sensible Daten zu gelangen.