Österreich – Titelweltmeister.

Frau Doktor und Herr Magister – sie sind nur die Spitze des Eisberges an akademischen Graden, Titeln, Berufstiteln und sonstigen voran – und nachgestellten Schulterklopfern, die hierzulande verliehen werden.

Und auch wenn es immer wieder Kritik dafür hagelt, man unserem Land als „Titelweltmeister“ belächelnd eine gewisse inhaltsleere Eitelkeit unterstellt, so halte ich sie doch für wichtig. Denn zumindest akademische Grade gibt’s nicht nachgeschmissen. Die muss man sich verdienen – das hab ich zumindest bis dato geglaubt.

Durch intensive Beschäftigung mit komplexen Materien, so lange bis man als Geselle (BA), Meister (MA, Mag.) oder eben Doktor (Dr., Ph.D) des Fachs durchgeht.

Plagiatsjäger auf der Pirsch

Kompetenzen in zwei bis drei Buchstaben zusammenfassen zu können – das macht also durchaus Sinn. Und gerade, weil ein Blick auf die Visitenkarte reicht um eine ganze Bildungskarriere nachvollziehen zu können, ist es auch umso wichtiger, sich auf den Gehalt der Titel verlassen zu können.
Gerade in letzter Zeit wird dieses Vertrauen aber mehr und mehr erschüttert.

2011 trat Karl Theodor zu Gutenberg als deutscher Verteidigungsminister zurück, nachdem ihm der Doktortitel im Rahmen einer Plagiatsaffäre aberkannt wurde.
Die amtierende Außenministerin der Bundesrepublik Annalena Baerbock wiederum schoss sich durch einen handfesten Strg+C Strg+V Skandal aus dem Rennen um die Kanzlerschaft.
Zwar ging‘s in dem Falle nicht um eine akademische Arbeit, aber „ihre“ Vision zur Erneuerung des Landes, teilweise abzuschreiben – das kam nicht bei allen gut an. Aufgedeckt vom österreichischen „Plagiatsjäger“ Stefan Weber, der auch hierzulande schon erfolgreich auf Pirsch war.

Ein Halali

Anfang 2021 trat Ex-Familienministerin Christine Aschbacher zurück, nachdem ihr Weber “Plagiate, falsche Zitate und mangelnde Deutschkenntnisse” attestierte. Zum Schutz ihrer Familie, wie sie mitteilen ließ.

Und auch das noch junge Jahr 2022 begrüßte Weber mit einem Halali. Diesmal im Fadenkreuz: Familienministerin Susanne Raab und Justizministerin Alma Zadic. In beiden Fällen sei methodisch als auch inhaltlich unsauber gearbeitet, sowie Zitate nicht korrekt gekennzeichnet worden.
Vorwürfe die zwar jeder nachlesen kann, von den Betroffenen aber aufs Schärfste zurückgewiesen werden.

Ist den Unis schon alles wurscht?

Bleibt also die Frage, ob den Unis eh schon alles wurscht ist? Ich meine, warum braucht‘s einen Plagiatsjäger, um festzustellen, dass dreist abgeschrieben wurde? Warum einen externen Gutachter, um mangelnde Kenntnis wissenschaftlicher Methoden nachzuweisen? Die gegenständlichen Arbeiten wurden ja nicht vorgelegt, um darin ein Wurstbrot einzuwickeln, sondern zur Erlangung akademischer Grade und der damit verbundenen Zuschreibung an Kompetenz und gesellschaftlichen Status.

Als Bürger und Steuerzahler, die nicht nur unsere hiesigen Universitäten finanzieren, sondern auch (vielfach) von deren Absolventen regiert werden, sollten wir uns wohl erwarten dürfen, dass hier eine gewisse Qualität sichergestellt wird. Momentan scheinen aber zumindest Zweifel angebracht…

Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.