Eine Freundin hat mir letztens von ihrem Besuch beim Frauenarzt erzählt. „Jetzt bloß nicht schwanger werden“, meinte der. Es sei nämlich noch nicht klar, wie sich eine Corona-Infektion während der Schwangerschaft auf die Mutter und ihr ungeborenes Kind auswirkt. Fallweise sind Frühgeburten und überdurchschnittlich schwere Verläufe dokumentiert. Auch eine Impfung werde derzeit, während der Schwangerschaft nicht empfohlen, obwohl das im Lichte unserer gerontozentrischen Impfstrategie wohl eher eine theoretische Warnung darstellt.
Aber natürlich geht man da erst einmal auf Nummer sicher und verschiebt den Kinderwunsch in eine ferne nach-Corona-Welt. Zumindest macht das meine Freundin so. Sehr vernünftig wie ich finde.
Vernünftiger jedenfalls als die einfallslose Impfstrategie der Bundesregierung.
Ich meine, es macht schon Sinn bei der am meisten gefährdeten Gruppe, den über 85-Jährigen zu beginnen und sich von dort aus in Richtung jung und fit vorzuarbeiten. Grundsätzlich, oder eher grundlegend halt. Darauf aufgesetzt müssen aber dringend Kapazitäten für Menschen in systemrelevanten Bereichen geschaffen werden und was bitte ist systemrelevanter als die Kinder? Als die Zukunft unseres Landes – wie es meist in Sonntagsreden heißt.

Anschober-Erlass zementiert zukunftsfeindliche Impfstrategie

Dabei wäre ein Impfangebot für Frauen mit konkretem Kinderwunsch nicht nur menschlich fair und gerechtfertigt, sondern auch wirtschaftlich klug. Denn wann, wenn nicht im Lockdown, ist die beste Gelegenheit, um schwanger zu sein? Die erzwungene Auszeit zur ersehnten Babyzeit zu machen und den Partner ganz entspannt vom Homeoffice in den Papamonat und zurück gleiten zu lassen?
Und wenn das kleine Leben dann seine ersten Schritte in die Welt hinaus macht, könnten auch Mama und Papa wieder voll einsteigen und sich zurückholen, was ihnen zuerst das Virus und dann eine überforderte Politik genommen hat. Freiheit, Selbstbestimmtheit, Chancen!
Aber vielleicht ist es von der Türkis-Grünen Bundesregierung einfach zu viel verlangt, sich in die Lebensrealität der Menschen hineinzudenken. Denn wer, wie im aktuellen Anschober-Erlass festgeschrieben, Personal in Schulen, in Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen und sogar „Kontaktpersonen“ von Schwangeren nur dann immunisieren will, wenn parallel allen über 65-Jährigen eine Impfung angeboten wurde, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.