Crazy Donald.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie über Donald Trumps Kandidatur berichtet wurde: Ein Außenseiter, Milliardär, aber kein ernstzunehmender Herausforderer.
Zu viele Eskapaden, zu wenig Etikette. Verrückt.
Am Ende hat‘s der Clown als 45. US-Präsident allen gezeigt, das Land belogen, verhetzt, gespalten und fast in den Bürgerkrieg getrieben.
Hätte Vize Mike Pence nicht ein Mindestmaß demokratiepolitisch-moralischer Substanz bewiesen und Bidens Wahlsieg anerkannt, die Folgen wären unabsehbar gewesen.
Denn wie wir heute wissen, übte Trump nicht nur enormen Druck auf seinen Stellvertreter aus, sondern hatte auch beim Sturm auf das Kapitol seine Finger im Spiel.
Mit nachweislich falschen Behauptungen über angeblichen Wahlbetrug stachelte er Anhänger auf und ließ sie selbst dann noch gewähren, als diese über Massenmord an demokratischen Abgeordneten sprachen und schwer bewaffnet das politische Zentrum der freien Welt stürmten. Im Rückblick können wir uns mehr als glücklich schätzen, diesen 6. Januar 2020 glimpflich überstanden zu haben.

Demokratie als Mittel zum Zweck.

Denn Demokratie, als Basis eines friedlichen Miteinanders unter Sicherstellung größtmöglicher individueller Freiheit, ist für Trump und Seinesgleichen nur Mittel zum Zweck. Ein möglicher Weg der Zielerreichung. Geht’s da nicht mehr weiter, dann eben mit Lügen, Bestechung, Drohungen und letztlich Gewalt. 

Doch auch wenn Trumps Amtszeit, sein Kabinett und seine Berater heute Gegenstand von Ermittlungen und Gerichtsprozessen sind, so ist die Gefahr bei Weitem nicht gebannt. Der Virus des „Trumpismus“ frisst sich durch die westliche Welt und treibt auch im seligen Alpenland seine gefährlichen Blüten.

Der Fall Eferding.

Beispielsweise wenn ein Bundespräsident, dem man (wie all seinen Vorgängern) maximal zum Vorwurf machen kann, nichts zu tun, auf offener Straße ausgepfiffen wird.
So geschehen erst vor wenigen Tagen bei der Feier zu 800 Jahre Stadt Eferding.
Wobei es nicht der Volkszorn war, der aus den geschundenen Massen hervor und über das Staatsoberhaupt hereinbrach, sondern vielmehr die peinlich irritierende Erregung einer kleinen Gruppe Polit-Hooligans. Fest dazu entschlossen das Familienevent beim Feelgood-Termin im oberösterreichischen Provinz-Städtchen zu crashen und der Menge ihren Willen aufzudrücken.
Bewaffnet mit Ratschen, Gejohle und – dem Kaiserwetter geschuldet – Sandalen plus Sonnenhut – machten sie unmissverständlich klar: Van der Bellen, das sei nicht ihr Präsident! Wenngleich er es – rein sachlich gesehen – natürlich sehr wohl ist. 
Immer vorausgesetzt die Damen und Herren vom Pfeiferl-Chor sind nebenbei auch noch Bürger unserer schönen Republik.
Die nämlich haben ihn gewählt – frei und geheim – in letztlich drei Wahlgängen mit knapp 54%.

Wogegen also demonstrieren?

Natürlich muss man damit nicht zufrieden sein. Man darf sich auch ärgern, sich wünschen, es wäre anders ausgegangen. 

Schon bei der nächsten Wahl kann man Kandidaten unterstützen, die gegen VdB antreten oder – festhalten – sich sogar selbst der Wahl stellen. 

Ist das nicht schön, all diese Freiheiten zu haben? 

Wer sich also aufmacht, um johlend gegen das Staatsoberhaupt zu ziehen, der pfeift in Wahrheit nicht etwa den 78-jährigen Amtsinhaber aus, sondern auf unsere demokratischen Spielregeln. Trumps Kinder in Schärding. 

Geistig auf dem Niveau von Sechsjährigen, die beim ersten Mal „Mensch ärgere Dich nicht“ sämtliche Höhen und Tiefen ihrer emotionalen Bandbreite ausreizen. Weil‘s zwar toll ist die Figuren der Mitspieler zu schlagen, einen die Ungerechtigkeit der Welt aber mit dem Vorschlaghammer trifft, wenn’s das eigene Männlein erwischt.

Zeit erwachsen zu werden!

Blöd daran ist nur, dass Mama ab einem gewissen Alter nicht kommen wird, um zu trösten. Demokratie lernen bedeutet erwachsen zu werden und als Bürger und Bürgerin die Spielregeln auch dann zu akzeptieren, wenn man einmal nicht als Sieger vom Feld geht. Alles andere ist zuerst vielleicht peinlich, kann sehr schnell aber auch gefährlich werden. Dann nämlich, wenn Trumps Kinder lernen, dass sie kriegen, was sie wollen.
Wir sollten da genau hinschauen.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde der Redaktion editiert. Der angesprochene Vorfall fand nicht in Schärding (wie in der ersten Version geschrieben) sondern in Eferding statt.