Headlines.

Eines muss man der Rendi-SP lassen, die Headlines gehören ihr. Zuerst der schwelende Streit zwischen Parteichefin und ihrem ewigen Herausforderer. Dann der Showdown samt Nicht-Entscheidung im hohen Präsidium und jetzt die Ausflüsse fortgesetzten und totalen Führungsversagens. 

Das Ende mit Schrecken wird weiter aufgeschoben. Im Titanic-Modus klammert man sich an Sessel und Strohhalme. Die Dekadenz des Fin de Siècle als Blaupause einer Partei, die immer noch nicht kapiert was los ist.

Mit 140.000 Mitgliedern und millionenschwer aus öffentlichen Mittel gefördert, hält man sich im Politbetrieb für unverzichtbar. So unverzichtbar, dass es angebracht scheint, sich eine Auszeit zu gönnen und Casting Show zu spielen. 

Statt über den täglichen Einkauf zu reden, der Herr und Frau Österreicher heute um rund 17% (!!!) mehr kostet als noch vor einem Jahr, spricht die SPÖ lieber über sich selbst. 

Statt Perspektiven zu entwickeln, wie unser Land seine „Neutralität“ ohne sicherheitspolitische Trittbrettfahrerei leben kann, wird die eigene Perspektive auf drei Monate internen Wahlkampf verkürzt. 

Und anstatt der großen Energie-Abzocke der großen Konzerne entgegenzutreten, tritt man lieber auf der Stelle. Ein jämmerliches Schauspiel.

Nur den Kommunikationschef freuts. Die „Reactions“ seien nämlich der Wahnsinn und sogar von Nehammers Wahlkampfauftakt – vulgo „Rede an die Nation“ hört man nichts mehr. Stimmt. 

Der Flugzeugabsturz sticht medial ja auch den Auffahrunfall aus. Gut gemacht ihr Strategen!

Aus altem Holz geschnitzt.

Dabei ist selbst das Bild der eigenen Stärke trügerisch. Im Durchschnitt sind die Genossen unglaubliche 63 Jahre alt. „Senior:innen stimmen über die Zukunft der SPÖ ab“ titelt das „Profil“. Wobei die Überalterung in der Realität noch gravierender sein dürfte. Wer sich‘s ein bisschen auf die Tücken der Statistik versteht, weiß, dass beim rechnerischen Durchschnitt, die Extremwerte das Resultat verzerren. 

Sprich, wenige, sehr junge Mitglieder, aus Jugendorganisationen, Studentenverband und Co. drücken den Schnitt. Das Gros der Mitglieder wird demnach deutlich älter sein.  

Was dann auch erklärt, warum die Partei nach eigenen Angaben in den letzten drei Jahren netto rd. 18.000 (!) Mitglieder verlor. 

Der eine oder andere mag aus Protest hingeschmissen haben. Wieder andere wollen es sich sparen inflationsangepasste Mitgliedsbeiträge an eine Partei zu zahlen, der jedes Rezept gegen die Inflation fehlt. 

Der Großteil der Genossen wird mittlerweile jedoch (ich mutmaße) nach §11 Abs. 1, erster Halbsatz des Organisationsstatutes, ausscheiden weil dahinscheiden. 

Und das ist nur eine der vielen Realitäten, die den meterdicken Beton des Parteibunkers bisher nicht zu durchdringen vermögen. Rein rechnerisch ist in 23 Jahren Schluss. Mitgliederstand: 0.

Die Sozialdemokratie heute ist wie eine dieser mächtigen, allen Stürmen und Widrigkeiten trotzende, Eichen, die bei genauem Hinsehen doch nichts anderes als ein alter morscher Baum ist.

Es wird noch dauern, bis er zusammenbricht. Mehr nicht. 

Aufbruch durch Demokratie?

Doch jetzt soll alles anders werden. Im hohlen, morschen Stamm, das zarte Pflänzchen parteiinterne Demokratie gedeihen. Die Mitglieder werden gefragt, dürfen endlich ein Machtwort sprechen – entscheiden wer sie führen soll. Wird’s dadurch besser? Vermutlich nicht. 

Da die Amtsinhaberin noch im Rennen ist, geht die Perspektive nach vorne verloren. Statt eines Neustarts, gibt’s den Überlebenskampf – auf offener Bühne.

Fällt zudem die Entscheidung auf 0-Variante Rendi: hätte man sich den ganzen Zauber auch gleich sparen können. 

Gewinnt Doskozil gäb‘s zwar die riesen Chance aus diversen Sackgassen der Vergangenheit auszubrechen. Insbesondere nach einem polarisierenden internen Wahlkampf könnten sich grundlegender Richtungswechsel und Reformen aber zum finalen Sturm zusammenbrauen, dem das alte Gehölz dann nicht mehr gewachsen ist.

Oder freut sich gar der Dritte? Parteirebell (auch schon ein inflationärer Begriff) Niki Kowall, der nun auch seinen Hut in den Ring geworfen hat? Der linke Aufsteiger ist bundespolitisch die große Unbekannte. Wäre er bereit sozialdemokratische Politik durchzusetzen, Bündnisse zu schmieden, die Otto-Normalbürger zu verstehen und ins Boot zu holen? Oder würde auch er sich in „Kulturbereicherungsromantik“ verlieren, schmollend und allein im gutmenschlichem Eckerl stehen, während Schwarz-Blau-Grün das Land umgraben? 

Man darf gespannt sein…

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Kommentare

  • GF 99 sagt:

    Frei nach Edith Klinger. Wer will mich? 🤪🤪🤪

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  • Encolpius sagt:

    Falls ich das richtig mitbekommen habe, ist mittlerweile die Zahl der Kandidaten schon deutlich über drei angestiegen, wissen wir ob der vielen (?) Neueintritte erst am Samstag, wer überhaupt mitstimmen darf und eigentlich ist egal, wer die meisten Stimmen kriegt, denn den Vorsitzenden darf laut Statuten nur das Präsidium oder der Vorstand wählen. SPÖ-Sympathisanten schmerzt das verständlicher Weise, wir anderen schauen uns das einfach an …

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  • AppolloniO sagt:

    Abstimmung her oder hin, wann wird die Partei gneißen, dass der Vorsitz eher zweitrangig ist?
    Entscheidend für eine Wiedergeburt sind wichtige Fragen den modernen Umständen entsprechend und damit mehrheitsfähig zu beantworten. Aber Achtung! Damit setzt man sich der Kritik von Bobos in den Innenstädten und Intellektuellen-Ghettos aus.

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  • Dr.P sagt:

    Senioren stimmen über die Zukunft der SPÖ ab. Das ist ja die letzte Chance der SPÖ, liebe Frau Holzinger. Oder möchten Sie, dass der/die/das Mitglieder*innen-nonbinärinnen des VSStÖ, der SJ über die Zukunft der SPÖ abstimmen ? Ein Proponet war ja Genosse ” Ich schlage mir die Hand ab ” Hergowich. Mit 29 bereits Chef des Ams NÖ , Chef der jungen Roten in Favoriten Und dann grandios gegen die Hanni gescheitert, indem er ihr eine schöne Rutsche zur FPÖ gelegt hat. Sind wir ehrlich “Die SPÖ haben fertig”

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  • 🟥 SPÖ neu gründen! sagt:

    Ich habe schon an anderer Stelle geschrieben, die SPÖ beschäftigt sich NICHT mehr mit den Sorgen der Arbeiterschaft in den Werkhallen und auf Baustellen oder des Pflegepersonals in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Minderheiten.

    Gender, Islamfreundlichkeit, Diversität/Identitätspolitik/Wokeismus, LGBTQ, MeToo, feministische Politik und ähnliches mehr aus der Welt des🌈

    Das sind die neuen und alles bestimmenden Themen in der roten Genossenschaft (m/w/d), nicht aber der Arbeiterschaft.
    Und das freut die FPÖ täglich etwas mehr.

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  • Incognito sagt:

    Stimme der Analyse voll und ganz zu. Zuerst betonieren Sie in der SP, unterdrücken die eigenen Mitglieder und aufstrebende Funktionäre. Jetzt, wos vermeintlich nicht mehr anders geht, soll die interne Demokratie alle Probleme der Vergangenheit lösen. Z’weng und z’vü is Narrenzü. Heißt das bei uns. Narrenpartei SPÖ. Schade eigentlich, weil die Grundidee nicht schlecht wäre. Der Apparat und Seine Proponenten sind mittlerweile jedoch völlig degeneriert.

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  • Definition sagt:

    Ein sehr geglückter , mutiger Beitrag der Autorin Holzinger ! Jetzt ist auch eher verständlich, warum sie dieser Krake SPÖ entfleucht ist . 🙂
    Zu den Zahlen : der 1.FC Köln (ehem.Toni Polster) hat beständig ca. 130.000 Mitglieder, dies bei einer Einwohnerzahl von 1,1 Mio. EW.
    Der Wüstenstaat OMAN (Nachbar Saudi-Arabien) verfügt über ein Durchschnittsalter von 28 Jahren – dies bei 16 Mio. EW.
    Die Zahlen nur zur Belustigung der Zahlen-u.Mitarbeiterkämpfe der ehe. ArbeiterPartei Österreich.
    P.S.: in Hainfeld wurde szt. 1888/89 die SPÖ als streng marxistische Partei angelegt (Entwicklung der Produktivkräfte, ungerechte Verteilung des Reichtums, Kampf der Verelendung…) . Die einzige Frau aus dem Gesandtenchor der Bewegung (Frau Altmann aus Böhmen) wurde damals wieder ausgeladen – weil sie eine Frau war !! 🙂

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  • Christian sagt:

    Immer wieder hört man auch von politischen Gegnern die Floskel, das Land brauche doch eine starke Sozialdemokratie. So eine Art politische Nostalgie und Folklore der Nachkriegsgeneration. Ich weiß allerdings nicht, wofür man diese Partei brauchen sollte. Die Arbeiterklasse-Emporkömmlinge, die sie einst vertrat, sitzen nun wohl-situiert in Versorgerposten, in den Medien oder mehrheitlich bereits im Frühruhestand. Die Partei hat ihren Zweck erfüllt. Sie hat den anderen das Geld weggenommen und unter ihren Sprösslingen verteilt. Jetzt ist von den ehemaligen Sprösslingen ein kleiner Haufen aus Senioren und den lustigen immer-jungen linksradikalen Wokeist*innen übrig geblieben. Das brauchen die Österreicher wahrlich nicht. Also weg damit auf den Misthaufen der Geschichte. Die kleinen Leute vertreten schon längst andere viel glaubwürdiger.

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  • Krause sagt:

    Der Schuss von Rendi ist sauber nach hinten los gegangen. Eigentlich wollte sie nur Don Dosko zur Rede stellen, was er sich eigentlich erlaubt und so…, hoffte, dass er wie ein untergebener Pudel reumütig ankriecht und auf seine Sticheleien verzichtet. Jetzt hat sich die Causa verselbständigt und ist nicht mehr einzufangen. Dumm gelaufen für Rendi. Was aber auch egal ist. Ob der Parteichef Rendi, Dosko oder Babler heisst, ist völlig schnurz. Solange das Parteiprogramm “Nur nicht mit der FPÖ” lautet, hat die SPÖ sowieso fertig.

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  • alfred1910 sagt:

    bis auf den letzten Satz alles korrekt. denn Schwarz Blau graben nicht das Land um ,sondern sorgen hoffentlich dafür, dass die Österreicher sich wieder zu Hause fühlen!

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    1. wo geahts hin sagt:

      @alfred1910 Danke für die Richtigstellung,

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