
Daniela Holzinger: Weg mit der Wahrheitspflicht – aber bitte überall
Untersuchungsausschüsse nerven. So viel ist ja mal klar. Man muss da hingehen, sich Fragen anhören, an Sachen erinnern, die vielleicht schon Jahre her sind und wenn man was sagt, dann soll (nein muss!) das auch noch die Wahrheit sein, konstatiert eXXpress-Kolumnistin Daniela Holzinger.
„Wie viele Schwiegermütter waren das gleich nochmal mit dem Geld? Gibt’s überhaupt Firmen die aus mehr als nur einem Briefkasten bestehen? Und was soll das eigentlich sein, diese >Korruption< von der auf einmal alle reden??“
Da kann man schon mal durcheinanderkommen…
Ja und jetzt, wo sich die Regierung seit der UsA-Reform auch gar nicht mehr aussuchen kann, wann und wobei man ihr auf die Finger schaut, da wird dieses heilige Instrument auch noch ganz inflationär genutzt – bei jedem Skandal.
Was für ein Skandal!
Einer der die Nöte kennt
Wie gut, dass sich die ÖVP, also die neue Volkspartei, die Bewegung Kurz halt, endlich des Themas annimmt. Weil, so kann‘s ja wirklich nicht mehr weitergehen!
Glaubt man Wolfgang Sobotka, dann hätten Auskunftspersonen mit dieser „Wahrheitspflicht“ nämlich oft „ungeheure Sorge“ und wüssten bei Befragungen auch gar nicht mehr, was man eigentlich noch sagen dürfe und was nicht.
Sehr, sehr unangenehm also, wie der Nationalratspräsident und Vorsitzende des IBIZA-U-Ausschusses aus eigener Erfahrung weiß.
Weil Sobotka aber einer jener Politiker ist, die nicht nur die Nöte des Volkes kennen, sondern sich auch mit ganzer Kraft und großer Leidenschaft dafür einsetzen sie zu lindern, hat er gleich etwas Revolutionäres vorgeschlagen: „Lasst uns die Wahrheitspflicht doch einfach abschaffen!“ Genial. Das ist es!
Denn, wenn die Befragten nicht mehr unter Androhung einer Gefängnisstrafe dazu gezwungen sind, entweder die Wahrheit zu sagen oder aber (Achtung: sehr verdächtig!) zu schweigen, dann fällt vielen ein gewaltiger Stein vom Herzen.
Die ganze Last, für die eigenen Taten oder den Versuch diese zu vertuschen, mit irgendwelchen Konsequenzen rechnen zu müssen, die wäre dann weg und der Tag gerettet. Wunderbar!
Opposition mokiert – schon wieder
Aber wie in unser‘m Land nicht anders zu erwarten, will die Opposition da nicht mitspielen, will wieder nur das Haar in der Suppe sehen und sowieso alles schlecht reden und skandalisieren. Weil an konstruktiven Lösungen sind die ohnehin nicht interessiert.
Wie gut also, dass Elli Köstinger, die Ministerin der Herzen und für Landwirtschaft, da nochmals Einiges ins richtige Licht rückt.
In der Pressestunde macht sie klar, dass der Untersuchungsausschuss als „schlagkräftiges und effektives Element des Nationalrates“ weiterentwickelt gehöre und diese sogenannte Wahrheitspflicht in der Vergangenheit schon dafür gesorgt hätte, dass der Ausschuss immer mehr zur „Schlammschlacht“ verkommen sei. So ein wichtiges Instrument solle schließlich keine „politische Löwinger-Bühne“ werden.
Weg mit der Wahrheitspflicht!
Ich sehe das genauso. Statt mühseliges Auswendiglernen des anwaltlich gecheckten Scripts – wann muss ich mich entschlagen, wann darf ich was sagen – endlich mal die Freiheit so lustig drauflos zu reden.
Frei von der Leber weg – das wäre doch schön.
Und wenn wir schon dabei sind, dann bitte auch die Wahrheitspflicht vor Gericht aufheben. Denn dort glaube ich, muss es für die „Befragten“ noch unangenehmer sein als im U-Ausschuss und wer will schon, dass es unangenehm wird?
Ich bin mir sicher, sogar unser Bundeskanzler würde diesen Vorschlag super finden.
Also, los geht’s: Justizminister Pilnacek: bitte umsetzen!
Im Übrigen: Sarkasmus Aus.
Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.
Kommentare
Es ist wissenschaftlich erwiesen ist, dass gerade das Erinnerungsvermögen oft trügt, auch wenn man der Meinung wäre, dass man sich an etwas ganz genau erinnern könnte, so ist das trotzdem oft nur Schein. Jeder Richter wird das bestätigen können. Fünf Zeugen – fünf verschiedene Wahrnehmungen und jeder behauptet, die Wahrheit zu sagen. https://www.spektrum.de/news/die-erinnerung-truegt/554468
“Erzähle nicht die Wahrheit, solange dir etwas Interessanteres einfällt!” (Karl May)
Ich schätze Frau Holzinger, aber Satire scheint nicht so ganz ihr Fach zu sein.
Dieser Kommentar ist jedenfalls nicht auf dem Niveau, auf dem sie sonst schreibt, finde ich.
Schade!
Die Herren im Parlament vertreten ja das österreichische Volk und verwalten deren Steuergelder zum Wohle Österreichs. Was soll man da zu verschweigen haben? Ganz im Gegenteil, es sollte eine Freude für jeden Politiker sein sich rechtfertigen zu dürfen, welchen tollen Input man für das Land gesetzt hat! Insoferne sind Wahrheitspflicht und rechtliche Konsequenzen wohl angemessen! Wenn eine Bubenbande unter Patronanz eines niederösterreichischen Onkels in Österreich einen Selbstbedienungsladen erkennt, dann gehört ihnen wohl das Handwerk gelegt!
Ausgezeichnete Kolumne von Frau Holzinger. Wenn man den Exxpress so liest drängt sich der Gedanke auf, es würde sich um ein Kurz-Parteiblatt handeln. Die Holzinger-Kolumnen reißen das aber etwas raus (etwas).
Dieses “Holzinger-Artikelchen” beweist wieder einmal sehr eindrücklich, dass EX-PolitikerINNEN mit Satire nix am Hut haben!
So daneben, wie dieses “Im Übrigen: Sarkasmus Aus.” ist noch selten etwas gegangen.
Aber gut, der “Dame” wird sicherlich gerne verziehen ….
Ja, schade! Schade, dass auch ein Medium wie “exxpress” sich wegen der “Objektivität” so unglaublich sympathische Kolumnisten halten muss. Für mich ist es empörend, mit welcher Leidenschaft dem missliebigen politischen Gegner permanent Sätze und “Gesinnungen” angedichtet werden, die schon lange widerlegt sind!
Aber gut, von jemanden, der bei den Genossen die Lehre begonnen und bei Pilz das Gesellenstück gefertigt hat, darf man nichts Gescheiteres erwarten!
Hoch lebe Frau (Vogtenhuber)-Holzinger!
Hahah, wie wärs, wenn Holzinger sich einmal zur Hetzjagd in diesem U Ausschuss äußert.So eine tolle politische Vergangenheit kann man halt doch nicht leugnen.
Es sollte daran gedacht werden, dass Zeugen, egal ob vor Gericht oder beim U-Ausschuss zwar vermeinen die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen und trotzdem war die Erinnerung nicht das, was wirklich den Tatsachen entsprochen hat, sondern das Gedächtnis hatte die Erinnerungen verändert. Das sollte unbedingt berücksichtigt werden. Nur eine vorsätzliche falsche Zeugenaussage, wenn der Zeuge sich dadurch einen Vorteil verschafft, sollte strafrechtlich berücksichtigt werden und wird auch derzeit so im Strafrecht gehandhabt. Was gar nicht geht ist, dass einem Zeugen das Wort im Mund bei der Zeugenbefragung umgedreht wird, um diesen Zeugen einzuschüchtern und um ihm einen Strick zu drehen. Das sind nämlich Methoden, welche eines Rechtsstaates unwürdig wären, aber leider beim U-Ausschuss wieder Realität geworden sind.