Mancher österreichischer Autobesitzer überlegt schon das Aufstellen eines eigenen Diesel-Tanks hinter der Garage, andere wollen mit dem Kauf von zehn 25-Liter-Kanistern auf einen Total-Ausfall der Diesel-Lieferungen vorbereitet sein: Dass uns die aktuelle Energie-Krise die Mobilität nimmt, beunruhigt nicht nur die zehntausenden Pendler, die auf ihre Pkw angewiesen sind.

Und tatsächlich ist die Situation ernst – dem eXXpress wurden vier Gründe genannt, warum unsere Versorgung mit Diesel und Benzin in Österreich so schwierig ist:

Hat nicht wirklich viele Ideen, wie sich die Lage bessern könnte: Energie-Ministerin Leonore Gewessler (Grüne)

OMV-Anlage funktioniert erst wieder Ende August

Erstens fehlen – aus den bekannten politischen Gründen – die russischen Mengen an Diesel für den europäischen Markt. “Österreich ist ein Netto-Importeur, wir brauchen Dieselmengen , die aus dem Ausland geliefert werden”, erklärt dazu Andreas Rinofner, Head of Public Relations der OMV, im Gespräch mit dem eXXpress.

Zweitens verschärfen Produktionsausfälle in Europa die Situation deutlich. Dazu zählt etwa auch der Wegfall der OMV-Anlage in Wien-Schwechat. Rinofner: “Die Reparatur hat bereits begonnen. In Vollbetrieb wird die Raffinerie aber vermutlich erst in der 2. Hälfte des 3. Quartals sein.” Also eher Ende August.

Noch wochenlang außer Betrieb: Die Raffinerie der OMV in Schwechat.

Dreiviertel der sonst bei dieser Anlage produzierten Treibstoff-Menge konnten schon über andere Wege bestellt werden und sind auf dem Weg nach Österreich. “Es gibt aber aktuell gewisse Einschränkungen beim Transport”, meinte dazu der OMV-Kommunikationschef.

Außerdem haben auch noch andere große europäischen Raffinerien zeitgleich mit Wartungsarbeiten begonnen, auch deren Produkte fehlen am europäischen Markt.

Freien Tankstellen fehlt Einkaufsmöglichkeit am Spotmarkt

Drittens sind auch die sonst vorhandene Mengen auf dem Treibstoff-Spotmarkt nicht zu bekommen. Das heißt: Freie Tankstellen, die keinen Liefervertrag mit der OMV haben, könnten noch öfter in unangenehme Situationen kommen, weil ihre Tanklager leer sind – sie müssen die Sprit-Ausgabe rationieren. Der eXXpress berichtete bereits von einem Fall in Gföhl in Niederösterreich. “Das kann in Einzelfällen wieder passieren”, sagt Andreas Rinofner.

Und viertens ist aufgrund des nach der Corona-Pandemie wieder stark zugenommenen Schwerverkehrs der Diesel-Verbrauch europaweit gestiegen: Die Handelsketten und Bauunternehmen setzen alle verfügbaren Fahrzeuge ein, der Spritverbrauch ist aktuell gewaltig.

Wie berichtet, wurde nun bereits zum zweiten Mal auf die staatliche Notreserve an Diesel zurückgegriffen. Der Sommer bleibt für alle Autofahrer jedenfalls spannend.