Ein barocker Konzertabend in privaten Gemächern, bei dem ausgerechnet ein Hofburgkandidat die Gitarre spielt – auch das gibt es in Wien. Der freiheitliche Kandidat für das Bundespräsidentenamt Walter Rosenkranz ist nicht nur Jurist, sondern hat auch an der Musikhochschule Gitarre studiert. Aus dieser Leidenschaft wurde zwar kein Beruf, aber doch ein Hobby, das er bis heute pflegt.

„Die Gitarre ist kein Orchesterinstrument“, meint er gegenüber dem eXXpress. „Da spielt man entweder auf Musikschul-Niveau oder gehört zur Weltspitze.“ Deshalb wollte er sich denn doch nicht auf die Musikkarriere einlassen. Darüber hinaus: „Sobald man eine Verletzung hat, ist es vorbei.“ Andererseits war „die Juristerei auch ein Wunschtraum.“

„Brauche das für meine seelische Hygiene“

Allerdings ist Walter Rosenkranz bis heute „mit vielen Berufsmusikern befreundet, die im meiner Meinung nach besten Orchester der Welt spielen“, wie er berichtet, „und die nehmen sich ab und zu für mich Zeit und spielen gemeinsam mit mir. Das brauche ich für meine seelische Hygiene.“

Zu diesem Konzertabend in einem privaten Saal im fünften Wiener Gemeindebezirek, der – zum Konzertprogramm passend – nur mit Kerzenlicht ausgeleuchtet ist, sind Freunde und Interessierte gekommen, die zuvor allesamt eine Einladung erhalten haben.

Als Bundespräsident nicht ins dunkle Kammerl zurückziehen

Natürlich: Die Politik wird an diesem Abend nicht ganz ausgespart. Rosenkranz kritisiert in einer Rede auch den amtierenden Bundespräsidenten, etwa sein Verhalten nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos oder in der Coronazeit. Auch dass Rosenkranz als Präsident von seiner Möglichkeit Gebrauch machen könnte, die Regierung zu entlassen, sagt er.

Gegenüber dem eXXpress erläutert Walter Rosenkranz dazu nachher: „Ich würde mich nicht ins dunkle Kammerl zurückziehen, so wie es der derzeitige Amtsinhaber mit Innenminister Karner getan hat, als dieser mutmaßlich das Urteil eines Höchstgerichts nicht akzeptieren wollte.“ Solche Gespräche sollten nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden.

Fragenkatalog für jeden Minister

„Ich würde für jedes Regierungsmitglied einen Fragenkatalog anfertigen und den auch der Öffentlichkeit zeigen. Es ginge darum, welche Pläne jeder Minister zu bestimmten Themen hat.“ Dabei ginge es nicht um ideologische Fragen. „Es geht darum, ob die Pläne eine Chance auf Realisierung haben. Es kann nicht sein, dass jemand Luftschlösser baut.“

Kein Freund der Pläne von Ministerin Gewessler

Dabei erwähnt Rosenkranz etwa die Umweltpläne von Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne). Was sie bezüglich Energieautarkie, Photovoltaik und Windkraft bis 2030 vorhat, das sei gar nicht realisierbar, wie Experten sagen. In so einem Fall „hätte ich den begründbaren Eindruck, dass ein Regierungsmitglied nicht richtig ist am Platz.“ Politik müsse planbar, die Ziele müssten realistisch sein.

„Als Bundespräsident kann ich einen einzelnen Minister nicht entlassen, daher würde ich mit dem Bundeskanzler darüber sprechen, dass er jemanden auswechselt.“

Verlängerung der EU-Sanktionen wäre eine „Katastrophe“

Ein weiteres Thema sind die EU-Sanktionen. Ihre Verlängerung wäre „eine Katastrophe: Ich glaube nicht, dass man schnell aus dem hinauskommt, was man da der österreichischen Bevölkerung antun wird. Industriestandorte in Österreich sind gefährdet.“ Hier sollte Österreich von seiner Möglichkeit, ein Veto einzubringen, Gebrauch machen.

Auch dass Österreich Durchfuhrland für Waffenlieferungen ist, hält Rosenkranz für problematisch: „Wir sind nicht mehr glaubhaft neutral und können daher auch nicht mehr glaubhaft eine vermittelnde Rolle spielen. Nun geht es um Schadensminimierung.“

Hätte manches anders gemacht als Van der Bellen

Als Bundespräsident hätte er in den vergangenen Jahren wohl seine Unterschrift unter den im Nationalrat beschlossenen Impfzwang verweigern können, schließlich gab es auch schon damals Bedenken von Verfassungsrechtlern. Und einen Gesundheitsminister, dessen Verordnungen permanent vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben werden, hätte er zu sich zitiert.

Im Falle von Ibiza sagt Rosenkranz: „Zwischen den Koalitionspartnern war ausgemacht, dass die Koalition weitergeht. Die Krise ist erst entstanden, als die ÖVP gesagt hat, die FPÖ darf nicht mehr das Innenministerium haben. Sebastian Kurz hat daraufhin den Bundespräsidenten dazu ersucht, den Innenminister zu entlassen – und das Recht dazu hat er. Ich hätte damals als Bundespräsident gesagt: Setzt Euch nochmals zusammen. Nehmt Euch nochmals 48 Stunden. Wenn es dann nicht geht, dann halt nicht.“ Im Übrigen „unterstelle ich, dass Neuwahlen erwünscht waren. Greta Thunberg war gerade im Kommen und Grün im Aufwind.“

Zur Geopolitik meint der freiheitliche Bundespräsidentenkandidat: Er sei weder USA- noch Russland-Verdammer oder bedingungsloser -Liebhaber. „Ich bin Österreicher, neutral und gehöre zur europäischen Wertegemeinschaft. Man muss zurzeit mit beiden gut auskommen – mit Amerika und Russland.“