Chaos in Großbritannien: Eine massive Benzin-Krise belastet das Land und spitzt sich in London und im Südosten Großbritanniens weiter zu. Benzinhändler fordern dringende Maßnahmen, um die Tankstellen im Süden des Landes wieder aufzufüllen. Nun soll das Militär aushelfen.

An einigen Tankstellen entstanden Schlangen angesichts der sich ankündigenden BenzinknappheitAPA/AFP/Adrian DENNIS / AFP)

3,13 Euro pro Liter im Westen Londons

In den vergangenen Tagen wurden Tankstellen wegen des drohenden Engpasses zeitweise überrannt. An einigen Orten bildeten sich lange Schlangen. In Schottland und im Norden des Landes hat sich die Lage etwas entspannt – doch weiter im Süden kann von Entspannung keine Rede sein. Ab Montag werden deshalb Soldaten Benzin an Tankstellen in ganz Großbritannien ausliefern. Rund 200 Militärfahrer werden in den am schlimmsten betroffenen Gebieten eingesetzt, erklärte Downing Street. Während die zuständigen Minister betonen, dass sich die Lage “stabilisiert”, sind die Wirtschaftsbosse weiterhin besorgt. Autofahrer müssten sich auf steigende Preise einstellen, eine Tankstelle im Westen Londons soll angeblich bereits 2,68 Pfund – umgerechnet 3,13 Euro – pro Liter verlangen.

Britische Soldaten sollen am Montag nachhelfen: Den Tankstellen geht das Benzin aus.APA/AFP/Adrian DENNIS

Auch Branchenvertreter halten die beschlossene Maßnahme für kein “Allheilmittel” und fordern dringend weitere Schritte, um Autofahrern wieder Vertrauen zu geben. Selbst Finanzminister Rishi Sunak hat davor gewarnt, dass es bis Weihnachten zu Engpässen bei der Versorgung mit Gütern kommen könnte.

Die Unterbrechung ist Teil eines Mix aus Krisen, bestehend aus Energiechaos, Kraftstoffknappheit und leeren Lebensmittelregalen. Daran soll sich in den kommenden Monaten voraussichtlich auch nichts ändern. Großbritanniens fehlt es zum einen an LKW-Fahren, die für Nachschub sorgen. Schätzungen zufolge gibt es 100.000 Fachkräfte zu wenig in diesem Bereich. Viele sind in Folge der Corona-Pandemie in ihre Heimatländer, vorwiegend in Osteuropa, zurückgekehrt und kommen nicht mehr wieder. Auch Neuausbildungen stocken, weil der Großteil der Fahrprüfungen wegen der Pandemie abgesagt wurde. Der enorme Mangel an Lkw-Fahrern hat auch Auswirkungen auf die Lieferketten und führt zu leeren Regalen in einigen Supermärkten. In der Weihnachtszeit könnten noch weitere Engpässen bei Lebensmitteln und möglicherweise sogar Spielzeug das Land belasten.

Ein massiver Anstieg der Großhandelspreise für Gas hat darüber hinaus eine Handvoll Energieunternehmen in den Konkurs getrieben. Verbraucher müssen in diesem Winter auch hier mit explodierenden Rechnungen rechnen.