Die Frage muss gestattet sein: was muss eigentlich passieren, bevor ein amts- und polizeibekannter Islamist aus dem Verkehr gezogen wird. Bei einem Tschetschenen (20) dauerte es jedenfalls ziemlich lang. So schaffte er es mit seiner neun Mitglieder starken Jugendgang aus Wien-Meidling auf einen 3000 Seiten starken Ermittlungsakt, bis er endlich in U-Haft wanderte – der Standard berichtet jetzt über diesen erschreckenden Fall.

Im Gegensatz zu seinen Komplizen betrat der Tschetschene völlig unmaskiert einen Handy-Shop in seinem Heimatbezirk. “Es war mir egal, dass ich gesehen werde”, sagte er später in seiner Einvernahme. Für seine Komplizen im Alter von 14 bis 20 Jahren hatte er noch Masken besorgt und auch ein Tatmesser. Die Bande zertrümmerte drei Glasvitrinen in dem Laden und erbeutete zwei iPhones im Wert von 610 Euro. Vor seiner Flucht warf der Tschetschene noch einen Brandsatz in den Eingangsbereich.

Im Gefängnis gibt der Tschetschene immer noch den Sittenwächter

Vier Mal suchte die kriminelle Clique den selben Handy-Shop heim. Dem Eigentümer schickten sie sogar ein Schreiben, um Schutzgeld zu erpressen. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, legten sie eine Patrone bei. “Ich habe mich auf Youtube informiert und mir dann gedacht, ich probiere das aus”, gab der Tschetschene vor der Polizei zu. Er wollte dem Shop-Betreiber zunächst Angst einjagen und diesen dann nach seinem Verdienst fragen: “Nach dem hätte ich ihm ein Angebot für Schutz gemacht.” Die Erpressung scheiterte: “Ich wusste, dass ich hierfür ins Gefängnis gehe, aber das war mir egal. Ich habe keine Angst vor dem Gefängnis”, gab der U-Häftling zu Protokoll.

Und plauderte auch über seinen Plan, in palästinensische Gebiete auszureisen und gegen Israel zu kämpfen. Für seine radikale Islamisierung spricht auch sein Auftreten in Wien, wo sich der Migrant als “Sittenwächter” aufspielte. Nach eigener Aussage, sprach er auf offener Straße muslimische Paare an, die sich nicht gebührend verhielten, sich beispielsweise küssten. Er würde Paare beschimpfen, bedrohen und vielleicht sogar schlagen”, sagte er aus. Außerdem würde er Väter oder Brüder über das Fehlverhalten ihrer Töchter und Schwestern telefonisch informieren.

In der U-Haft soll der Tschetschene inzwischen mit missionarischem Eifer unterwegs sein. Aus dem Zellenfenster soll er islamische Hymnen trällern und dafür sorgen, dass seine Glaubensbrüder richtig beten.