Die Immobilienpreise stiegen neuerlich an – was sich aber in der offiziellen Inflation nicht widerspiegelt, den die stützt sich nur auf Verbraucherpreise, nicht auf Vermögenspreise. Die schon seit Jahren anhaltende massive Teuerung von Aktien, Immobilien und Luxusgütern wird daher in den Inflationszahlen nicht abgebildet. Fakt ist: Der Kauf des Eigenheims wurde im Coronajahr neuerlich teuerer.

Österreichweit kosteten Eigentumswohnungen im Jahr 2020 um durchschnittlich 4,6 Prozent mehr als 2019

Im österreichweiten Schnitt waren im ersten Coronajahr 2020 für eine gebrauchte Eigentumswohnung 1.831,22 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen – das waren um 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Wohnungen im Erstbezug kosteten 2.888,54 Euro pro Quadratmeter und somit um 4,2 Prozent mehr. Der Preis für Reihenhäuser ging um 3,7 Prozent auf 1.873,06 Euro nach oben, jener für Einfamilienhäuser um 4,5 Prozent auf 2.042,94 Euro pro Quadratmeter. Je nach Bundesland stiegen die Preise unterschiedlich stark an.

In Wien verteuerten sich Eigentumswohnungen im Erstbezug um 4,7 Prozent auf durchschnittlich 4.237,09 Euro, gebrauchte Wohnungen um 4,4 Prozent auf 2.930,20 Euro, Reihenhäuser um 2,3 Prozent auf 2.476,14 Euro und Einfamilienhäuser um 4,2 Prozent auf 2.775,64 Euro je Quadratmeter.

In allen Landeshauptstädten stiegen die Grundstückspreise zwischen 6,3 und 10,6 Prozent an

Baugrundstücke waren in Österreich 2020 um durchschnittlich 303 Euro je Quadratmeter zu haben, im Jahr davor waren es erst 281,97 Euro gewesen. Bei den Preisen gibt es “eine große Spreizung”, wie Michael Pisecky, Fachgruppenobmann des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), unterstreicht: So waren in St. Pölten im Schnitt 140 Euro zu bezahlen, in Innsbruck und Salzburg wiederum lagen die Quadratmeterpreise bei mehr als 1000 Euro. Große Unterschiede gibt es auch zwischen den Bundesländern – etwa mit durchschnittlich 90 Euro in der Steiermark und 730 Euro in Wien. Selbst innerhalb eines Bundeslandes tut sich eine Bandbreite von beispielsweise 34 Euro in Gänserndorf und 400 Euro in Mödling auf. Generell war zu beobachten: “Die günstigeren Lagen sind teurer geworden, die teuren haben eher eine Seitwärtsbewegung vollzogen”, berichtet Georg Edlauer, Obmann des WKÖ-Fachverbands.

Über alle Landeshauptstädte hinweg gab es allerdings große Steigerungen bei den Grundstückspreisen zwischen 6,3 Prozent (Bregenz) und 10,6 Prozent (Innsbruck). Der bisherige Spitzenreiter Salzburg mit 1.002,4 Euro (plus 6,4 Prozent) wurde von Innsbruck mit 1.012,2 Euro überholt. Wien liegt “nur” auf Platz drei mit im Schnitt 728,5 Euro (plus 9,7 Prozent). “Das ist aus dem Bezirksmix entstanden”, erklärt der WKÖ-Immobilienexperte und verwies dabei auf Preise in Höhe von 2.200 Euro pro Quadratmeter für Grundstücke im 19. Bezirk (Döbling). Am billigsten waren die Grundstücke im Vergleich der Landeshauptstädte in St. Pölten mit 138,5 Euro, bei einer allerdings sehr deutlichen Steigerung von 9 Prozent. Das sei “auch eine Auswirkung des Zuzugs zum Land, wo auch Infrastruktur gesucht ist”.

Mieten: Starker Preisanstieg in Wien für neuwertige Mietwohnungen

Für neuwertige Mietwohnungen, die nicht den Mietzinsobergrenze nach dem Mietrechtsgesetz (MRG) unterliegen, waren 2020 im bundesweiten Schnitt 8,51 Euro netto pro Quadratmeter (plus 1,74 Prozent) zu bezahlen, in Wien waren es allerdings 10,22 Euro (plus 6 Prozent). Die Mieten dürften künftig nicht mehr kräftig zulegen: “Wir rechnen mit einem wirklichen Preisdruck im Mietmarkt”, so Pisecky. “Studenten bleiben zuhause, große WG-Wohnungen werden zurückgegeben und ‘Expats’ gibt es kaum aufgrund der Pandemie – innerhalb des Bestands kommen Wohnungen zurück”, erklärte der Wiener Fachgruppenobmann. “Der Mietmarkt ist in Bewegung.”

“Sie finden ganz wenige Grundstücke und Häuser zum Kauf, die sind ganz schnell weg – sie finden aber ganz viele Mietwohnungen”, so der Immobilienmarktexperte mit Blick auf Angebot und Nachfrage. “Es gibt nicht viele, die ihre Immobilie verkaufen und es gibt besonders viele, die jetzt ihre Wohnsituation verbessern möchten.” (APA/Red)